Geschwollene Lymphknoten: Harmlos oder gefährlich?

Ein geschwollener Lymphknoten am Hals oder unter dem Arm ist bei einer Erkältung keine Seltenheit. Wenn aber die Schwellung nicht innerhalb von wenigen Wochen wieder von alleine verschwindet, könnte auch eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte über geschwollene Lymphknoten.

In Kürze: Das sollten Sie über geschwollene Lymphknoten wissen

  • Die 600 bis 700 Lymphknoten im Körper spielen eine wichtige Rolle im Abwehrsystem. Sie filtern die Lymphflüssigkeit und erkennen Krankheitserreger oder Krebszellen. 
  • Geschwollene Lymphknoten können bei Virusinfektionen auftreten (Erkrankungen wie Erkältung, Grippe, Pfeiffersches Drüsenfieber, Masern, Röteln), bakteriellen Infektionen (wie Mandelentzündung, Diphtherie, Tuberkulose, Borreliose), rheumatischen Erkrankungen und Krebs.
  • Es ist immer ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn die Schwellung nicht innerhalb von drei Wochen von selbst verschwindet oder wenn kein harmloser grippaler Infekt dahintersteckt. Ein Arztbesuch ist auch empfehlenswert bei einseitiger Lymphknotenschwellung und dem Auftreten zusätzlicher Symptome wie ungewolltem Gewichtsverlust, Fieber, Nachtschweiß oder Müdigkeit.
  • Die Diagnose erfolgt durch eine Anamnese, eine körperliche Untersuchung einschließlich Abtasten der betroffenen Lymphknoten und gegebenenfalls eine Blutuntersuchung. Bei Verdacht auf Krebs kann eine Biopsie notwendig sein. 

Was sind Lymphknoten?

Das Lymphsystem durchzieht den ganzen Körper und ist wichtig für die körpereigene Abwehr, das Immunsystem. Lymphknoten sind Gewebeknötchen und normalerweise nur wenige Millimeter groß. Ihr Aufgabe ist es, Krankheitserreger, Bakterien, virusinfizierte Zellen, Fremdkörper, Krebszellen oder sonstige schädliche Stoffe aus der Lymphflüssigkeit zu filtern. Geschwollene Lymphknoten oder Lymphknötchen entstehen, wenn das Lymphsystem besonders aktiv ist. Die an sich linsengroßen Lymphknötchen können bis auf die Größe einer Walnuss anschwellen. Lymphknoten kommen am Hals, in den Achselhöhlen und in der Leistengegend vor. Sie schwellen an, wenn im Körper eine Infektion oder eine Erkrankung vorliegt.

Welcher Aufgaben hat das Lymphsystem?

Das lymphatische System erfüllt drei wesentliche Aufgaben:

  1. Immunabwehr: Das lymphatische System ist Teil des Immunsystems und spielt eine entscheidende Rolle bei der Abwehr und Beseitigung von Krankheitserregern und Fremdstoffen.
  2. Regulation der Gewebsflüssigkeit: Das lymphatische System hilft bei der Regulierung des Flüssigkeitsgleichgewichts im Gewebe. Es nimmt überschüssige Gewebsflüssigkeit auf, die durch die Blutgefäße ausgetreten ist, und transportiert sie zurück in den Blutkreislauf.
  3. Transport von Fetten: Das lymphatische System ist auch für den Transport von Fetten aus dem Darm verantwortlich. Nach der Aufnahme von Nahrungsfetten gelangen diese über die Lymphgefäße in den Blutkreislauf.

Im Video: Die Anzeichen und Symptome einer Mandelentzündung

Tonsillitis ist eine Entzündung der Mandeln, kleiner Drüsen im hinteren Teil des Rachens. Das häufigste Symptom einer Mandelentzündung sind Halsschmerzen, die von Schluckbeschwerden begleitet werden. Weitere Symptome der Erkrankung sind Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen und eine Schwellung der Lymphknoten im Hals.

Lage der Lymphknoten

Die 600 bis 700 Lymphknoten des Menschen sind über den ganzen Körper verteilt und befinden sich vor allem im Kopf, am Hals, in den Achselhöhlen, im Bauch sowie im Brustraum. Ärzte bezeichnen die Lymphknoten je nach ihrer Lage im Körper.

  • zervikal: am Hals
  • axillär: in der Achselhöhle
  • inguinal: in der Leiste
  • popliteal : in den Kniekehlen
  • abdominal: an der Bauchvorderseite

Ursachen für eine Lymphknotenschwellung

Zu möglichen Ursachen einer Lymphknotenschwellung gehören Erkrankungen, wie beispielsweise:

  • bakterielle Infektionen
  • Immunreaktionen
  • Krebserkrankungen
  • pfeiffersches Drüsenfieber
  • Krankheiten wie Röteln, Masern, Scharlach oder Mumps
  • HIV-Infektion
  • bakterielle Mandelentzündung
  • Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Infektionen mit Chlamydien
  • Tuberkulose
  • Sarkoidose
  • Infektionen des Gewebes nahe dem geschwollenen Lymphknoten
  • rheumatoide Arthritis
  • Allergien, beispielsweise gegen Penicillin
  • Lupus Erythematodes (SLE)
  • Hodgin-Krankheit

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Geschwollene Lymphknoten bei bakteriellen Infektionen

Eine Lymphknotenschwellung ist typisch bei bakteriellen Infektionen wie bei einer Mandelentzündung, denn besonders die eitrige Mandelentzündung verursacht lokal geschwollene Lymphknoten, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden.  Auch bei einer Borreliose, eine Infektion, die durch Zeckenbisse übertragen wird, können Erkrankte grippeähnliche Symptome mit geschwollenen Lymphknoten entwickeln. Erkrankungen wie die Katzenkratzkrankheit gehört zu den eher harmlosen Infektionen; über Kratzwunden gelangt der Erreger von der Katze zum Menschen. Zuerst bilden sich Knötchen in der Nähe der Wunde, dann schwellen die Lymphknoten an, die der Wunde am nächsten liegen.

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Geschwollene Lymphknoten bei Virusinfektionen

Zu den Virusinfektionen, die eine Lymphknotenschwellung verursachen können, gehört unter anderem auch das Pfeiffersche Drüsenfieber. Weitere Symptome wie Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Erschöpfung und eine vergrößerte Milz sind Symptome, die ebenfalls auftreten. Auch Krankheiten wie Masern und Röteln werden von geschwollenen Lymphknoten und Fieber begleitet –  gegen beide Krankheiten kann man sich impfen lassen. Zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung mit dem HIV-Virus treten meistens Symptome auf, zum Beispiel: Fieber, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Unwohlsein und eine Lymphknotenschwellung am Hals.

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Geschwollene Lymphknoten bei Krebs

Viele Krebserkrankungen gehen mit einer Lymphknotenschwellung einher: während bei Brustkrebs die Achsellymphknoten anschwellen, sind es bei Darm-, Gebärmutter und Prostatakrebs häufig die Lymphknoten in der Leiste. Die Lymphknoten am Hals sind betroffen, wenn es sich um Lungen-, Schilddrüsen oder Magenkrebs handelt. Bei der Hodgkin-Krankheit leiden Erkrankte wie bei allen anderen Krebserkrankungen meist ebenfalls unter Müdigkeit, Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Fieber, aber bei der bösartigen Krebserkrankung sind die Lymphknoten in der Leiste und in den Achselhöhlen schmerzlos angeschwollenen.

Non-Hodgkin-Lymphomen und Morbus Hodgkin

Unter dem Begriff Lymphome werden verschiedene bösartige Tumore zusammengefasst, die aus Zellen des lymphatischen Systems entstehen. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Non-Hodgkin-Lymphomen und dem Morbus Hodgkin. Die genauen Ursachen für das Auftreten dieser Krebserkrankungen des Lymphsystems sind noch nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass bestimmte krebserregende Substanzen wie ionisierende Strahlung, Chemikalien, Insektizide, Holzkonservierungsmittel und Benzol das Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome erhöhen können. Häufiger als diese krebserregenden Substanzen dürften jedoch chronische Infektionen zur Entstehung von Lymphomen beitragen. Zum Beispiel können bestimmte Magenbakterien (Helicobacter pylori) die Entwicklung von MALT-Lymphomen begünstigen. In einem frühen Stadium können diese durch eine antibiotische Therapie rückgängig gemacht werden. Epstein-Barr-Viren spielen eine Rolle bei der Entstehung aggressiver Lymphome, insbesondere bei Patienten mit AIDS, und dürften auch für die Entwicklung anderer Lymphdrüsenkarzinome wie dem Morbus Hodgkin mitverantwortlich sein.

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Geschwollene Lymphknoten bei rheumatoiden Erkrankungen

Bei einer rheumatoiden Arthritis können in der Nähe der entzündenden Gelenke auch die Lymphknoten anschwellen, gleiches gilt für die Autoimmunerkrankung Lupus Erythematodes (SLE). Bei dieser Krankheit greift das Immunsystem körpereigene gesunde Zellen an und löst Entzündungsreaktionen wie Fieber, Müdigkeit, Gewichtsverlust und eine Lymphknotenschwellung aus.

Geschwollene Lymphknoten: Wann zum Arzt?

Geschwollene Lymphknoten sind in der Regel harmlos und verschwinden von selbst, wenn die zugrundeliegende Ursache, wie z. B. eine Infektion, behandelt wird. Es gibt jedoch einige Fälle, in denen ein Arztbesuch erforderlich ist.

Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn:

  • Die Lymphknoten nach 3-4 Wochen noch immer geschwollen sind.
  • Die Lymphknoten größer als 2,5 cm sind.
  • Die Lymphknoten hart und unbeweglich sind.
  • Die Lymphknoten schmerzhaft sind.
  • Eiter aus den Lymphknoten austritt.
  • Zusätzliche Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, ungewollter Gewichtsverlust oder Müdigkeit auftreten.

Bei einem Arztbesuch wird dieser die Lymphknoten abtasten und nach anderen Symptomen einer Infektion oder Krankheit suchen. In einigen Fällen kann der Arzt auch weitere Tests wie Blutuntersuchungen oder bildgebende Verfahren durchführen, um die Ursache der geschwollenen Lymphknoten zu ermitteln.

Buchstabenklötzchen auf Tisch mit Stetoskop© iStock/Maks_Lab
Bei Lupus Erythematodes (SLE) schwellen die Lymphknoten ebenfall an.

Geschwollene Lymphknoten bei Kindern

Bei Kindern ist eine Lymphknotenschwellung in der Regel unbedenklich. Insbesondere in den ersten Lebensjahren können die Lymphknoten bei Kindern anhaltend geschwollen sein, da das noch junge Immunsystem kontinuierlich mit vielen unbekannten Erregern und Fremdstoffen beschäftigt ist. Diese erhöhte Aktivität äußert sich in einer Schwellung der Lymphknoten.

Wenn jedoch die Lymphknotenschwellung auch nach drei bis vier Wochen anhält, sollten Sie mit Ihrem Kind einen Arzt aufsuchen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn das Kind neben der Lymphknotenschwellung  auch in Bezug auf seine Leistungsfähigkeit oder sein Wachstum beeinträchtigt ist.

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