Zu viel Testosteron bei Frauen: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Ein Testosteronüberschuss bei Frauen kommt zwar selten vor, doch wenn, ist das zu viele Testosteron der Frau häufig unangenehm. Wir sagen Ihnen wie es passieren kann, dass eine Frau zu viel des männlichen Hormons hat und wie die Frau das Testosteron senken kann.

Ein Testosteronüberschuss kann Frauen und Männer betreffen, auch wenn Männer generell über mehr Testosteron verfügen als Frauen und deswegen noch seltener unter einem Testosteronüberschuss leiden. Im männlichen Körper wird das Hormon in den Hoden, im weiblichen Körper in den Eierstöcken und in den Nebennieren gebildet. In der Pubertät sorgt Testosteron dafür, dass das Körperwachstum einsetzt, sich die Scham-, Achsel- und Beinbehaarung vermehrt und sich der Sexualtrieb entwickelt. 

Testosteron ist ebenfalls zuständig für das Muskelwachstum, dem Abbau von Körperfett, der Energieumwandlung, sowie der Denk- und Konzentrationsfähigkeit. Generell ist Testosteron also für beide Geschlechter ein wertvolles Hormon. Auf der anderen Seite kann zu viel Testosteron bei Frauen aber auch für unreine Haut und Haarausfall sorgen.

Testosteronüberschuss bei Frauen: Die Ursachen

Setzen Frauen hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille, Hormonspirale oder den Nuva-Ring ab, passiert es häufig, dass das Hormonsystem durcheinandergerät und die Frau auf einmal unter zu viel Testosteron leidet. Im Normalfall pendeln sich die Hormone ungefähr innerhalb eines halben Jahres wieder ein. 

Bei manchen Frauen kann dies aber auch schneller oder langsamer verlaufen, schließlich ist jeder Körper anders. Nach dem Absetzen des Verhütungsmittels ist es der Testosteronüberschuss der Frau, welcher häufig für Pickel, Akne, Haarausfall und Zyklusstörungen sorgt. Pendeln sich die Hormone nicht selbstständig ein, ist es ratsam, einen Gynäkologen oder Gynäkologin aufzusuchen, die Medikamente verscheiben können, die das Testosteron bei der Frau senken können.

Weitere Ursachen für einen erhöhten Testosteronspiegel bei der Frau können eine

  • Überfunktion der Nebennierenrinde oder der Eierstöcke, zum Beispiel durch eine Nebennierenhyperplasie oder durch Eierstocktumore ausgelöst, 
  • Die Hormonstörung Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) 
  • sowie ein Tumor in oder an der Nebenniere sein.

Ein erhöhter Testosteronspiegel kann gefährlich werden

Eine Studie der University Cambridge fand heraus, dass ein zu hoher Testosteronspiegel gefährliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Frauen haben kann. So soll ein genetisch bedingter Überschuss des Hormons unter anderem das Risiko für Diabetes sowie für Brust- und Gebärmutterhalskrebs steigern.

Testosteronüberschuss bei Frauen: Die Symptome

Zu viel testosteron bei Frauen kann folgende Symptome mit auslösen:

  • Pickel und Akne im Gesicht, De­kolle­té und auf dem Rücken
  • Haarausfall auf dem Kopf
  • Vermehrte Behaarung, z. B. stärkere Achsel-, Bein- und Schambehaarung, Flaum an der Oberlippe, leichte Behaarung auf der Brust oder zwischen Bauch und Intimbereich
  • Störung der Libido, z. B. zu stark oder zu wenig ausgeprägtes Sexualverlangen
  • Zyklusstörungen, z. B. Ausbleiben der Periode über mehrere Zyklen
  • Zysten im Eierstock
  • Verminderte Fruchtbarkeit aufgrund ausbleibender Eisprünge
  • Ausbildung männlicher Erscheinungsmerkmale, z. B. tiefere Stimme
  • Vergrößerung der Klitoris
  • Bluthochdruck
  • Muskelwachstum
  • Gewichtszunahme

Da der Testostgroßüberschuss bei Frauen häufig die Insulinausschüttung stark beeinflusst, kann es zu einer Insulinresistenz kommen, die Diabetes zur Folge haben kann.

Testosteron im weiblichen Körper

Mit dem ersten Zyklustag, dem Einsetzen der Periode, steigt auch der Testosteronwert im Körper wieder an und erreicht seinen Höhepunkt am Tag des Eisprungs. In dieser Zeit ist durch das steigende Testosteron das Verlangen nach Sex am größten. Besteht der Verdacht auf einen erhöhten Testosteronwert, wird dieser zwischen dem dritten und fünften Tag mit einer Blutuntersuchung gemessen. Die optimalen Werte liegen bei 0,14 bis 0,76 µg/l. Bei mehr also 0,76 µg/l spricht man von zu viel Testosteron bei der Fau. Häufig kann dadurch auch ein Östrogenüberschuss entstehen, da das Östrogen aus dem Testosteron gebildet wird.

In der zweiten Zyklushälfte fällt der Testosteronspiegel bis zur Periode wieder ab. In dieser Zeit wird das Testosteron zu Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt, welches die Talgproduktion steuert. Ist zu viel des Sexualhormons vorhanden, wirkt sich das negativ auf die Talgproduktion aus: Es entsteht mehr Talg in den Hautdrüsen. Diese verstopfen und bilden einen Nährboden für Bakterien, wodurch kleine Entzündungen bzw. Pickel entstehen. Setzt im Durchschnitt nach weiteren 14 Tagen die Periode ein, steigt der Testosteronwert wieder an.

Junge Frau mit Testosteronüberschuss und Kinnbart.© energyy/iStock
Testosteronüberschuss bei Frauen kann zu erhöhtem Bartwachstum führen. Auf Dauer drohen schwerwiegende Erkrankungen.

Testosteron bei Frauen natürlich senken

Um die Regeneration des Körpers zu unterstützen, gibt es verschiedene Möglichkeiten das Testosteron bei Frauen natürlich zu senken, die wir hier einmal vorstellen. Generell ist es wichtig, dass Sie Ihrem Körper genügend Zeit geben, um sich umzustellen. Besonders ein gesunder Lebensstil wirkt sich regulierend auf die Hormone aus. Vermeiden Sie Stress, schlafen Sie ausreichend und achten Sie auf eine ausgewogene, nährstoffreiche Ernährung. Zusätzlich kann Folgendes helfen: 

1. Sport treiben

Ein aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung und Sport regt den Kreislauf an und belebt den Körper. Zusätzlich kann er langfristig bei der Regulierung des Hormonhaushalts unterstützen. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie sich nicht überfordern, da dies einen gegenteiligen Effekt haben kann.

2. Auf den Zink-Haushalt achten 

Zink ist nach Eisen eines der häufigsten Spurenelemente im menschlichen Körper. Es kann den Testosteronspiegel steigern, da durch das Zink ein Enzym zur Bildung von Testosteron angeregt wird. Jedoch reguliert es den Testosteronhaushalt, ohne dass das Hormon anschließend im Überschuss vorhanden ist. Zink kommt in Lebensmitteln wie Kürbiskernen, Linsen, Haferflocken, Paranüssen und Fleisch vor.

3. Insulinausschüttung eindämmen

Wie die mögliche Insulinresistenz beim PCO-Syndrom kann auch beim alleinigen Testosteronüberschuss die Insulinausschüttung ein Grund für zu viele androgene (männliche) Hormone sein. Insulin besitzt einen androgenproduzierenden Effekt. Das bedeutet, dass bei erhöhter Insulinbildung auch vermehrt Androgene gebildet werden. Sinnvoll ist es daher, Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel stark ansteigen zu lassen, zu meiden. Das sind vor allem Weißmehlprodukte, raffinierter Zucker, Junk und Fast Food, Säfte und gezuckerte Getränke.

4. Östrogen steigern durch Lebensmittel

Sojaprodukte wie Tofu, Sojamilch, vegetarische Würstchen oder Cerealien enthalten Phytoöstrogene, die sich im Körper positiv auf die Senkung des Testosteronspiegels auswirken. Ein erhöhter Konsum von Sojaprodukten kann jedoch auch die Schilddrüsenfunktion stören oder bei empfindlichen Personen zu Magen-Darm-Problemen führen.

5. Auf Omega-3-Fettsäuren und Lignane setzen

Diese Fettsäuren wirken entzündungshemmend im Körper und sogenannte Lignane, z. B. aus Leinsamen oder Sesamsamen, können die Produktion von Östrogen stimulieren. Die Lignane können ebenfalls das freie Testosteron reduzieren und die Umwandlung in Dihydrotestosteron reduzieren. Dagegen sollten Omega-6-Fettsäuren und Lebensmittel mit Cholesterin seltener auf dem Speiseplan stehen.

6. Ein besseres Stressmanagement

Chronischer Stress kann sich auf den Hormonspiegel auswirken und damit auch einen Testosteronüberschuss bei der Frau provozieren. Zu viel Testosteron bei einer Frau kann also mit Stressreduzierung entgegengewirkt werden. So können Übungen wie Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung dabei helfen, den Stress zu reduzieren und das Testosteron bei der Frau zu senken.

7. Pflanzliche Wirkstoffe

Pflanzen wie Sägepalme, Mönchspfeffer, Schlangenwurzel, Lakritz, Pfefferminz und Lavendel können sich ebenfalls positiv auf den Hormonhaushalt auswirken. Wenden Sie sich dazu am besten an Ihren Arzt, da auch pflanzliche Mittel unterschiedlich stark wirken können.

8. Vermeidung von Alkohol und Drogen

Ein übermäßiger Konsum von Alkohol und Drogen kann den Testosteronspiegel negativ beeinflussen. Es ist ratsam, den Konsum dieser Substanzen zu reduzieren oder zu vermeiden. Der übermäßige Konsum von Alkohol kann zu einem vorübergehenden Anstieg des Testosteronspiegels führen. Dies liegt daran, dass der Körper versucht, das toxische Ethanol im Alkohol zu metabolisieren und dabei Testosteron freisetzt. Bei einigen Substanzen, wie z.B. Anabolika oder Steroiden, kann der Testosteronspiegel erhöht werden, da sie synthetische Formen von Testosteron enthalten. 

Was bedeutet erhöhtes Testosteron in er Schwangerschaft?

Testosteronüberschuss bei Frauen kann dazu führen, dass es schwerer wird schwanger zu werden, so viel ist bekannt. Neue Studien zeigen nun aber, dass Testosteron scheinbar auch eine Auswirkung auf die Entwicklung des Embryos hat. Anscheinend wirkt sich mehr Testosteron im Mutterleib auf die spätere Entwicklung bestimmter geschlechtsspezifischer Verhaltensweisen aus. In einer Studie von 2009 fanden Forschende heraus, dass Mädchen weitaus mehr jungen typisches Spielverhalten im Kindesalter zeigten, wenn bei ihren Müttern während der Schwangerschaft größere Mengen Testosteron im Fruchtwasser gemessen wurden. 

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