Mit David Beckham fing der Siegeszug an. Pinkfarbene Tapes klebten an den Flanken des britischen Glamour-Kickers, als er nach einem Spiel seinen Oberkörper zeigte – und mal wieder Trendgespür bewies. Seither blitzen oft knallbunte Klebebänder in allen Größen und Formen unter den Trikots von Profis wie Freizeitsportlern hervor.
Wann macht Taping Sinn?
Aus der Welt der Physiotherapie sind die Klebebänder nicht mehr wegzudenken. Üblicherweise findet das Taping bei Verspannungen, Muskelschmerzen oder Sportverletzungen Anwendung.
Vor mehr als 30 Jahren hat der japanische Chiropraktiker Kenzo Kase das Taping entwickelt, seit etwa zehn Jahren ist es bei uns etabliert. Unter sanftem Zug auf die Haut geklebt, aktivieren die Klebebänder das Gewebe. Sie stimulieren die Rezeptoren von Haut und Nervenstrukturen und regen etwa bei einer Zerrung die Heilung an.
Welches Prinzip steckt hinter Emotional Taping?
Dass die Pflaster aber noch mehr können, hat der in Darmstadt praktizierende Ganzheitsmediziner und Gynäkologe Winfried Weber herausgefunden.
Mit seinem Verfahren, das er „Emotional Taping“ nennt, behandelt er Stresserkrankungen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Libidomangel und viele andere Beschwerden mit seelischer Komponente. Dabei liegt der Fokus auf Körperzonen, die sich bei Stress oder in akuten Krisensituationen oft verspannen und verhärten.
Auf die Idee kam Weber über das Prinzip der Körper-Geist-Seele-Balance, das davon ausgeht, dass physiologische und psychische Vorgänge aufs Engste verknüpft sind: „Jede emotionale Belastung schlägt sich als Spannungszustand im Körper nieder. Oft sogar, ohne dass wir das bemerken.“
Verspannungen als Folge von Stress
So kann uns buchstäblich die Angst im Nacken sitzen und für fiese Verspannungen sorgen. „Wenn man etwas unbedingt schaffen muss, verhärtet dieser Bereich unwillkürlich“, sagt Weber. „Die Muskulatur verspannt, die Gefäße verengen sich, die Temperatur sinkt.“ Wird nicht gegengesteuert, setzt sich eine Spirale in Gang: Die Verspannungen im Bindegewebe können chronisch werden und Organfunktionen beeinträchtigen, die reflektorisch mit dem Bereich zusammenhängen.
So wirkt Emotional Taping auf den Körper
Mit der Zeit werden die Symptome immer komplexer. „Deshalb tape ich nicht nur dort, wo das Problem sitzt, sondern auch an entfernten, aber beteiligten Strukturen. Das ist der Akupunktur sehr ähnlich“, so der Arzt. Die Nervenstrukturen der beklebten Körperzonen senden dem Gehirn Botenstoffe, um die Stresshormon-Produktion zu drosseln. „Das entlastet alle Systeme, man bekommt vieles wieder besser geregelt.“ Webers beste Klebe-Muster zeigen wir hier.
Wer macht Emotional Taping?
Die alternative Heilmethode wird von vielen Naturheilkunde- und holistischen Praxen angeboten. Darüber hinaus informiert Dr. Weber auch selbst über seine Taping-Methode und die Anwendung der bunten Klebestreifen gegen emotionalen Stress.
Welche Tapes gibt es?
Rotes Tape
Wirkung: Erhöht die Durchblutung, hebt den Energiepegel und wirkt allgemein erwärmend. Gilt als das klassische und wichtigste Therapieband. Hilft bei Erschöpfung, körperlicher und seelischer Belastung. Nicht geeignet bei entzündlichen Prozessen.
Gelbes Tape
Wirkung: Regt generell an, aktiviert die Motorik und harmonisiert die Psyche. Hilft bei Verspannungen des Nacken- und Rückenbereichs, Kopfschmerzen und innerer Anspannung. Nicht geeignet bei Schmerzen, Verletzungen, Entzündungen, Schlafstörungen, Ängsten.
Blaues Tape
Wirkung: Beruhigt, hemmt und neutralisiert, verringert die Durchblutung. Hilft bei Muskelkrämpfen und Verhärtungen, regt die Entspannung im Bindegewebe an und unterstützt oft die Therapie von stressbedingten Beschwerden und Ängsten. Nicht geeignet bei depressiven Verstimmungen.
Schwarzes Tape
Wirkung: Gleicht aus, unterstützt die Wirkung der andersfarbigen Elastikbänder als sogenanntes Clearing Tape. Hilft bei allen Beschwerden von Körper und Seele, fördert den Heilungsprozess. Nicht geeignet bei Depressionen und Angstzuständen.
Anleitung fürs Taping
Tapes von der Rolle bekommen Sie in Apotheken und Sanitätshäusern (um 6 Euro), üblicherweise sind sie fünf Zentimeter breit. Die Länge schneiden Sie individuell zu – wenn nicht anders angegeben, zehn Zentimeter. Ihre Haut muss sauber und trocken sein, Entzündungen oder Wunden nicht überkleben! Vor dem Anbringen wird das Tape leicht gedehnt, um einen Zugreiz auf dem Hautareal zu erreichen.
Wie lange sollte man die Physio-Tapes dran lassen?
Tapes fühlen sich an wie eine zweite Haut. Die atmungsaktiven Baumwollgewebe machen jede Bewegung mit, dehnen sich und ziehen sich wieder zusammen. Sie sind mit einem hautfreundlichen, gut haftenden Kleber beschichtet. Bis zu einer Woche kann ein Tape auf der Haut bleiben, manche tragen die Pflaster sogar, bis sie von allein abfallen. Wasserkontakt beim Duschen oder Baden macht in der Regel nichts aus.