Die Rasterbrille

Die Rasterbrille: Sinnvolles Augentraining – oder gefährliches Gadget?

Trends gibt’s ja viele. Aber was taugen sie? Wir testen für Sie Außenseitermethoden und Produkte, die Gesundheit und Wohlbefinden versprechen. Diesmal: Kann eine Rasterbrille zu neuen Seh-Eindrücken des Auges verhelfen oder gar Sehschwächen bessern? Sind die Löcher wirklich sinnvoll? Und was kosten die Modelle? Hier gibt es Antworten!

Was ist eine Rasterbrille?

Die Rasterbrille, auch Lochbrille genannt, ist eine Brille, die gezielt für das Augentraining verwendet werden soll. Die schwarzen Plastikscheiben in Form eines Gittermusters (Raster) besitzen aber keine korrigierende refraktive Wirkung. Ergo: Sie können Sehschwächen nicht ausgleichen, wie es etwa Brillen oder Kontaktlinsen machen.

Dennoch soll das Tragen der Brille mit Punktraster das Auge trainieren. Die Brille wirkt im Grunde wie die Lochblende einer Kamera (das Prinzip der stenopäischen Lücke). Die Veränderung des ins Auge fallenden Lichtstrahls kann das Bild auf der Netzhaut im Auge punktförmig optimieren. Der subjektive Eindruck ist dann ein schärferes Bild. Ein Augentraining mit der Rasterbrille könnte also bei Menschen mit einer Sehschwäche (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Hornhautverkrümmung etc.) eine temporäre Verbesserung des Sehvermögens erzeugen.

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Was bringt eine Rasterbrille?

Die Hersteller der Rasterbrillen versprechen, dass durch das tägliche Tragen und Absolvieren des Augentrainings mit der Brille, es zu einer Verbesserung der Sehkraft kommen kann. Das Sehen durch ein Loch soll die Augenmuskeln stimulieren und zur Entspannung der Linse beitragen.

Zudem soll die Durchblutung angeregt werden und damit Fehlsichtigkeiten durch die Arbeit am PC vorgebeugt werden. Auch auf die generelle Wahrnehmungsfähigkeit soll die Brille einen positiven Effekt haben. Denn die Löcher in der Rasterbrille sollen Farbempfinden und Lichttoleranz der Augen trainieren.

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Funktioniert die Rasterbrille?

Besser sehen mit der Rasterbrille? Die medizinische Wirksamkeit ist umstritten. Denn wissenschaftlich konnte noch kein Nachweis erbracht werden, dass die Anwendung einer Rasterbrille eine Fehlsichtigkeit dauerhaft beseitigen kann. Es gibt sogar Forschungen, die zeigen, dass die Gefahr besteht, dass das dauerhafte Tragen einer Rasterbrille zu Schielen führen kann. Bevor Sie sich die Brille kaufen, sollten Sie Ihren Augenarzt aufsuchen und das weitere Vorgehen mit ihm oder ihr besprechen.

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Achtung: Augenärzte warnen vor Lochbrillen

Aktuelle Forschungen zeigen, dass Augenärzte dringend davon abraten, Rasterbrillen zu tragen oder irgendwelche Augenübungen mit ihnen zu absolvieren. Ein therapeutischer Nutzen ist nicht erkennbar, ein Schaden für die Augen aber sehr wohl möglich.

Rasterbrille kaufen: Was kosten die Brillen mit Löchern?

Rasterbrillen sind günstig: Einige der Modelle mit Punktraster bekommen Sie bereits für ca. 3 Euro. Metall-Rasterbrillen bekommen Sie im Internet für um die 40 Euro. Ob die Löcher jedoch wirklich ein sinnvolles Augentraining darstellen – oder gar Sehschwächen ausbessern – ist fraglich. Holen Sie sich vorab unbedingt den Rat eines Optikers oder Augenarztes ein, bevor Sie den "Augentrainer" nutzen.

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Rasterbrille: Erfahrungen aus der Redaktion

Aus dem Spiegel starrt mir Puck, die Stubenfliege, entgegen. Ich muss unwillkürlich lachen. Im Optik-Test bekommt meine neue Rasterbrille trotz des sportlichen Designs also nicht die volle Punktzahl. Aber darum geht es schließlich auch nicht.

Sie soll die Augen entspannen, wo ständige Computerarbeit sonst den Blick erstarren lässt. Mit etwas Training ließen sich ganz neue Seh-Eindrücke gewinnen, und möglicherweise verbessere sich sogar die Sehschärfe, heißt es in einschlägigen Büchern und Info-Schriften. Das klingt interessant.

Doch zunächst muss ich mich mit meiner Lochbrille noch ein bisschen mehr vertraut machen. Während beim normalen Sehen auf die gesamte Pupille Licht trifft, das dann gebündelt und zur Netzhaut geleitet wird, bündelt die Rasterbrille das Licht vor dem Auge. Die kleinen Löchlein lassen nur die Strahlen, die direkt auf das Zentrum der Netzhaut, also auf die Stelle des schärfsten Sehens, gerichtet sind, durch.

So entstehen scharfe, aber unzusammenhängende Einzelbilder, die sich teilweise auch noch überlagern. Dieser etwas verwirrende Seh-Eindruck fordert das Gehirn heraus. Es versucht nun, aus den Detailausschnitten ein stimmiges Gesamtbild herzustellen. Um das zu erreichen, erhöht es die Geschwindigkeit der Blickbewegungen. Das wiederum kräftigt die Augenmuskulatur. So weit die Theorie.

Übungen mit der Lochbrille 

Aber halten sich meine Augen auch daran? Ich folge den Übungsvorschlägen fürs Augentraining:

Zunächst betrachte ich mich eine Weile durch die Brille im Spiegel. Nehme die Löchlein bewusst wahr und bewege den Kopf leicht hin und her.

Dann wird der Rundumblick trainiert: langsames Drehen im Kreis, Durchschreiten des Raumes erst mit, dann ohne Brille. Dafür muss ich leider auf meine gemütlichen Schummerlampen verzichten. Da die Rasterbrille rund 70 Prozent des Lichteinfalls abschirmt, brauche ich es jetzt richtig hell. Die verwirrten Blicke meiner Kollegen, die sich offensichtlich fragen, warum ich mich bei Festbeleuchtung und mit dunkler Brille auf der Nase minutenlang um die eigene Achse drehe, versuche ich zu ignorieren.

Die Belohnung: Schon nach kurzer Zeit fühlt sich das veränderte Sehen nicht mehr fremd an. Das Bild wird schärfer und ein Ganzes, die Überlagerungen verschwinden. Noch zwei kurze Entspannungsübungen – schon sind die 20 Minuten Eingewöhnungsprogramm herum.

An den nächsten Tagen geht es mit Augen-Yoga sowie neuen Seh- und Bewegungsübungen weiter. Das klappt gut und entspannt den Blick innerhalb weniger Minuten. Beim Lesen und Fernsehen ziehe ich aber nach wie vor einen (raster-)freien Blick vor. Zudem schrecken die Warnungen von Schulmedizin und Optikern vor einer Nutzung ab. 

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