Misophobie: Wenn Alltagsgeräusche krank machen

Alltägliche Geräusche wie Schlürfen, Kauen oder Klicken können für Menschen mit Misophonie zur Qual werden. Die seltene Störung löst starke Ekel- und Wutgefühle aus. Erfahren Sie mehr in diesem Artikel. 

Was ist Misophonie?

Misophonie, aus dem Griechischen für "Hass auf Ton", ist eine seltene Störung, bei der bestimmte Geräusche, die von anderen Menschen erzeugt werden, extreme negative Reaktionen hervorrufen. Diese Geräusche können für die Betroffenen unerträglich sein und Ekel, Wut, Angst oder sogar Panikattacken auslösen.

Die genaue Anzahl der Menschen in Deutschland, die an Misophonie leiden, ist nicht bekannt. Schätzungen gehen von 2 bis 7 Prozent der Bevölkerung aus. Das entspricht bis zu 5,6 Millionen Menschen.

Misophonie: Das sind die 4 häufigsten Triggergeräusche

1. Essgeräusche

Kauen, Schlürfen und Schmatzen sind wohl die häufigsten Triggergeräusche bei Misophonie im Zusammenhang mit Essen.

  • Kauen: Das Geräusch des Kauens kann für Betroffene besonders unangenehm sein, da es sehr intensiv und repetitiv sein kann.
  • Schlürfen: Das Schlürfen von Flüssigkeiten, insbesondere Suppen oder Getränke, kann ebenfalls starke Ekelgefühle auslösen.
  • Schmatzen: Schmatzen beim Essen wirkt für viele Menschen mit Misophonie unhöflich und unangemessen,

2. Atmen

Schnarchen, Rasseln und Naseputzen können ebenfalls zu starken Triggern bei Misophonie führen.

  • Schnarchen: Das laute Schnarchen im Schlaf kann die Nachtruhe von Betroffenen extrem beeinträchtigen und zu Schlafmangel und Müdigkeit führen.
  • Rasseln: Rasselnde Atemgeräusche, wie sie beispielsweise bei einer Erkältung auftreten können, können als störend und unangenehm empfunden werden.
  • Naseputzen: Das Geräusch des Naseputzens kann für manche Menschen mit Misophonie besonders ekelerregend sein.

3. Körpergeräusche

Fingernägelknabbern, Klopfen mit den Fingern und Tippen auf Tastaturen sind Beispiele für Körpergeräusche, die bei Misophonie zu negativen Reaktionen führen können.

  • Fingernägelknabbern: Das Geräusch des Fingernägelknabberns kann als kratzig und unangenehm wahrgenommen werden.
  • Klopfen mit den Fingern: Rhythmisches Klopfen mit den Fingern auf Tischplatten oder anderen Gegenständen kann als störend und nervig empfunden werden.
  • Tippen auf Tastaturen: Das Tippen auf Tastaturen, insbesondere lautes und schnelles Tippen, kann für manche Menschen mit Misophonie sehr unangenehm sein.

4. Mundgeräusche

Klicken, Schnalzen und Säuseln sind Mundgeräusche, die bei Misophonie zu Ekel und Wut führen können.

  • Klicken: Zungenklicken oder das Klicken mit den Zähnen kann als irritierend und respektlos wahrgenommen werden.
  • Schnalzen: Schnalzen mit der Zunge kann als unhöflich und provokant empfunden werden.
  • Säuseln: Säuseln beim Sprechen kann als lispelnd und kindisch wahrgenommen werden, was bei manchen Menschen mit Misophonie negative Reaktionen hervorruft.

Wer ist von Misophonie betroffen?

Misophonie kann jeden treffen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder sozialem Status. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Misophonie zu erkranken:

  • Genetische Veranlagung: Studien haben gezeigt, dass Misophonie familiär gehäuft auftreten kann. Das bedeutet, dass Menschen mit nahen Angehörigen, die an Misophonie leiden, ein höheres Risiko haben, selbst zu erkranken.
  • Neurologische Störungen: Es gibt Hinweise darauf, dass Misophonie mit neurologischen Störungen wie Zwangsstörungen, Angststörungen oder Tourette-Syndrom in Zusammenhang stehen kann.
  • Traumatische Erfahrungen: In einigen Fällen kann Misophonie durch traumatische Erfahrungen ausgelöst werden, z.B. durch negative Erlebnisse im Zusammenhang mit bestimmten Geräuschen.

Obwohl Misophonie jeden treffen kann, scheinen einige Personengruppen etwas häufiger betroffen zu sein:

  • Frauen: Studien haben ergeben, dass Frauen etwas häufiger an Misophonie leiden als Männer.
  • Menschen mit hoher Sensibilität: Menschen, die generell empfindlich auf Geräusche und Reize reagieren, scheinen ein höheres Risiko für Misophonie zu haben.
  • Menschen mit Perfektionismus: Menschen mit ausgeprägtem Perfektionismus neigen dazu, stärker auf Fehler und Unregelmäßigkeiten zu achten, was die negativen Reaktionen auf Triggergeräusche bei Misophonie verstärken kann.

Wie kann Misophonie behandelt werden?

Die Behandlung dieser Störung ist individuell und kann verschiedene Ansätze umfassen. Eine verbreitete Methode ist die kognitive Verhaltenstherapie, welche darauf abzielt, die Gedanken- und Reaktionsmuster der Betroffenen zu verändern. Des Weiteren können Entspannungstechniken wie Meditation oder progressive Muskelentspannung helfen, die Symptome zu lindern. In einigen Fällen wird auch eine Kombination aus Psychotherapie und akustischer Therapie angewendet, bei der Patienten lernen, mit den auslösenden Geräuschen besser umzugehen. Da Misophonie noch nicht umfassend erforscht ist, entwickeln Fachleute stetig neue Behandlungsmethoden, um den Betroffenen effektiv zu helfen.