
Surfen, simsen und „mobilfonieren“, bis es wehtut: Hunderte Male am Tag zwingen wir unseren Fingern, Händen, Armen und ihren Gelenken an Mini-Tasten monoton langweilige, aber gerade dadurch so anstrengende Bewegungen auf. Die können sie regelrecht kaputt machen. Mediziner benutzen dafür bereits eine neue Vokabel: Technik-Krankheiten – uns besser bekannt als Maus-Arm, Whats-App-Daumen und Handy-Ellenbogen.
Meist kommt es beim Klicken und Tippen im Dauertakt an den beteiligten Muskeln und Sehnen erst zu Mikro-Verletzungen, dann zu schmerzhaften Entzündungen.
Anders beim Handy-Ellenbogen: Die smarten Mobiltelefone müssen beim Telefonieren höher ans Ohr gehalten werden als die alten Apparate. Für das Ellenbogengelenk bedeutet das anstrengende Akrobatik, denn es wird bei jedem Telefonat im extrem spitzen Winkel „eingefroren“. Besonders seine Nerven mögen das Dauer-Stretching gar nicht und reagieren mit einer Schwellung. Die kann zum sogenannten Kubitaltunnel-Syndrom mit Kribbeln, Brennen, Taubheit und Kraftlosigkeit an Hand, Handgelenk und Unterarm führen, die in Richtung kleiner Finger wandern. Leicht zu verwechseln mit den Beschwerden des Whats-App-Daumens, dessen bohrende, prickelnde Schmerzen ebenfalls in Handgelenk und Unterarm ausstrahlen können. Das liegt am empfindlichen Nerven-Netzwerk des Daumen-Sattelgelenks, das auf das monotone Hantieren mit heftigen Schmerzen bis hin zu einer chronischen Sehnenscheidenentzündung antworten kann.
Auf zum Arzt
Mit der Blitz-Gymnastik lassen sich bis zu 80 Prozent aller Beschwerden verhindern. Aber nur, wenn ihr täglich die empfohlenen Übungen macht. Zwickt es bei euch nach sieben bis zehn Tagen immer noch oder wird’s sogar schlimmer, hilft der Orthopäde mit Salben, Ultraschall, Stoß wellen, Rheuma- und Kortisonspritzen.
Am häufigsten erarbeiten wir uns aber den Maus-Arm, medizinisch RSI-Syndrom (engl. „Repetetive Strain Injury = Verletzung durch wiederholte Beanspruchung). Typisch dafür: Hand und Arm tun auch in der PC-Pause weh. Und oft reicht schon der erste Griff zur Maus, um diesen Schmerz wieder herbeizuklicken. Denn das Gehirn verknüpft beim RSI-Syndrom nur allzu gern Bewegungssteuerung und Schmerzreiz. Lästig, aber zum Glück gibt es Dehnungs- und Entspannungsübungen, die vor Technik-Krankheiten schützen und leiseste Beschwerden einfach „weg turnen“.

Handy-Ellenbogen
Die nächsten beiden Übungen dehnen die Innen- und Außenseite des Unterarms und damit auch die Sehnen rund um das Ellenbogengelenk. Und: Sie lockern verspannte Muskeln.
Innen-Dehnung:
Hinstellen, schmerzenden Arm durchstrecken. Hand so weit wie möglich abwinkeln, Handrücken zeigt dabei nach oben. Abgewinkelte Hand in dieser Haltung nach innen zum Körper drehen, mit der anderen Hand zusätzlich nach oben drücken. 30 Sekunden halten, wieder lösen. 20-mal

Außen-Dehnung
Hinstellen, schmerzenden Arm neben dem Körper hängen lassen. Eine Faust machen, vor den Körper führen. Dabei Handgelenk beugen, aber den Ellenbogen durch strecken. Faust mit der anderen Hand so weit nach oben drücken, bis es im Unterarm zieht und ziept. Dehnung 30 Sekunden halten, Arm lockern. 20-mal.

SMS-Daumen
Die nächsten beiden Mudra-Übung dehnt die Hauptsehne des Daumens. Der Druckreiz der Akupressur entspannt spontan Sehne und Muskulatur. Das Tolle: Erst tut’s fies weh, aber dann wird alles schön locker
Daumen-Mudra
Schmerzenden Daumen mit dem Zeigefinger zusammenführen, sodass sich Daumen- und Fingerspitze berühren. Mit dem Zeigefinger gegen den durchgestreckten Daumen drücken. Spannung halten, langsam bis zehn zählen. 15-mal.

Relax-Akupressur
Den schmerzenden Daumen mit dem der anderen Hand an der Wurzel seiner „Muskelmaus“ (direkt auf dem Handgelenksknochen) so kräftig drücken, bis es schmerzt. Bis fünf zählen, Druck lösen und dabei bis drei zählen. 10-mal.

Maus-Arm
Die nachfolgenden zwei Dehn- und Lockerungsübungen dämpfen bei einem akuten Maus-Arm nicht nur Kribbeln und Schmerzen. Sie beugen auch vor und sind Balsam bei Überanstrengung und Verkrampfung
Faust ballen
Die Hand von der PC-Maus auf die Handkante kippen, zur Faust ballen und dabei bis zehn zählen. Die Faust zum Schluss kurz zum Unterarm abwinkeln, bis es wehtut. Faust wieder öffnen und die Finger lang strecken. 20-mal wiederholen.

Luftklavier spielen
Hand von der PC-Maus auf die Handkante kippen, Finger sind lang gestreckt. Den kleinen Finger langsam zur Handinnenfläche bewegen und dort liegen lassen. Nun folgen nacheinander die anderen Finger. Hand wieder öffnen. 15-mal.