Mundpflaster: Sorgt Mund zukleben für besseren Schlaf?

Beim sogenannten „Mouth Taping“ klebt man sich den Mund mit einem atmungsaktiven Klebeband zu. Kann man mit Mund zukleben tatsächlich die Schlafqualität und Mundgesundheit verbessern?

Der US-Gesundheitscoach Coryl Rodriguez gab seinen Followern auf TikTok einen ungewöhnlichen Gesundheitstipp. Er klebe sich jede Nacht vor dem Schlafengehen den Mund mit Klebeband zu. Durch eine Atmung durch die Nase würde nicht nur das Schnarchen verhindert, sondern den Mund auch vor dem Austrocknen bewahren. Eignet sich „Mouth Taping“ tatsächlich für den Alltag?

Ein Mundpflaster verbessert die Mundhygiene

Zunächst einmal sorgt das atmungsaktive Klebeband nachts tatsächlich für weniger Schnarchen, durch einen offenen Mund. Und trocknet der Mund aus, können die Schleimhäute nicht mehr ihrer Funktion als Keimbarriere gerecht werden. Es besteht eine höhere Infektionsgefahr. Dieses Argument unterstrich auch eine Gruppe Forscher mit ihrer Studie über Mundhygiene.

Auch morgendlichem Mundgeruch wird so vorgebeugt. Denn der entsteht hauptsächlich durch das Atmen durch den Mund. Tatsächlich sorgt Mouth Taping also für eine bessere Mundhygiene. 

Damit das Mund zukleben allerdings wirklich Sinn macht, muss zwischen verschiedenen Gründen, warum es zur Atmung durch den Mund kommt, unterschieden werden.

Das soll das Mundpflaster noch verbessern

Neben einer besseren Mundhygiene soll Mund zukleben noch viele weitere positive Effekte haben, darunter:

  • Eine Verbesserung der Verdauung
  • Stärkung des Immunsystems
  • Eine Verbesserung der Konzentration und des Erinnerungsvermögens
  • Reduzierung von zu hohem Blutdruck
  • Angstzustände und Depressionen legen sich
  • Hilft beim Abnehmen
  • Verbesserung der Verdauung
  • Kopfschmerzen, Migräne und Rückenschmerzen wird vorgebeugt

All diese angeblich positiven Eigenschaften von Mouth Taping sollten Sie mit Vorsicht genießen. Es gibt dazu überhaupt keine Studien oder gar eine ernsthafte Forschung. Bisher handelt es sich dabei nur um persönliche „Erfahrungen“ von Anwendern.

Diese Vorteile bietet die Nasenatmung

Die Nasenatmung bietet eine Reihe von positiven Effekten gegenüber der Mundatmung. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:

  1. Filtration der Atemluft: Die Nase enthält winzige Härchen und Schleimhäute, die dazu dienen, Staub, Schmutz, Bakterien und andere Partikel aus der eingeatmeten Luft zu filtern. Dies hilft, die Atemwege zu schützen und das Risiko von Infektionen und Atemwegserkrankungen zu verringern.
  2. Befeuchtung und Erwärmung der Atemluft: Die Nase befeuchtet und erwärmt die eingeatmete Luft, bevor sie in die Lunge gelangt. Dadurch wird verhindert, dass die empfindlichen Atemwege austrocknen und gereizt werden.
  3. Verbesserte Sauerstoffaufnahme: Die Nasenatmung ermöglicht eine langsamere und tiefere Atmung, was zu einer effizienteren Sauerstoffaufnahme führt. Dies kann die Sauerstoffversorgung des Körpers verbessern und die körperliche Leistungsfähigkeit steigern.
  4. Aktivierung des parasympathischen Nervensystems: Das Atmen durch die Nase aktiviert das parasympathische Nervensystem, das für Entspannung, Ruhe und Regeneration zuständig ist. Dies kann dazu beitragen, Stress abzubauen, den Blutdruck zu senken und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
  5. Unterstützung der Zahn- und Kiefergesundheit: Durch die Nasenatmung wird der natürliche Biss und die Kieferausrichtung unterstützt. Mundatmung hingegen kann zu Problemen wie Zahnfehlstellungen, Kieferproblemen und Zahnfleischerkrankungen führen.

Nicht bei jedem Schnarchen eignet sich ein Mundpflaster

Gerade für Partner oder Partnerinnen von Schnarchenden klingt ein Mundpflaster natürlich besonders verlockend, kann damit doch das Schnarchen in der Nacht eliminiert oder zumindest gemildert werden. Doch auch dabei ist Vorsicht geboten, denn die Mundatmung gibt es von unserem Körper nicht ohne Grund. Statistisch schnarchen folgende Personen am häufigsten:

  • ältere Menschen
  • Übergewichtige
  • Raucher
  • Personen nach Alkoholgenuss

Bei älteren Menschen kann ein Mundpflaster tatsächlich die Mundatmung – und damit das Schnarchen – minimieren und die Nasenatmung fördern. Anders sieht es bei Übergewichtigen aus. Sie leiden nämlich häufig an Schlafapnoe und bekommen ohnehin schlechter Luft. Hier kann ein Pflaster die gestörte Mundatmung noch verschlimmern. Vor allem, wenn die Nase verstopft oder die Nasenscheidewände geschwollen sind und dadurch eine Nasenatmung schwerfällt.

Bei Rauchern sind häufig die Schleimhäute im Rachen gereizt, wodurch eine Mundatmung stattfindet und dann Luft bei Entspannung des Gaumenzäpfchens geräuschvoll eingeatmet wird. Hier wird ein Pflaster kaum helfen, da es ja nicht die Spannung des Zäpfchens verbessert.

Das Gleiche gilt für Menschen, die nach Alkoholgenuss schnarchen. Auch hier fließt die Luft mit einem Schnarchen am Zäpfchen vorbei. Mund zukleben hilft hier ebenfalls nicht, da auch hier die Nasenatmung durch ein Anschwellen der Schleimhäute eingeschränkt ist.

Mund zukleben mit dem Arzt absprechen

Zwar mag Mund zukleben beim Schnarchen helfen, allerdings sollten Sie ein Pflaster niemals ohne das Einverständnis Ihres Arztes nutzen. Es kann beispielsweise passieren, dass Sie unter einer Schlafapnoe leiden, ohne es zu wissen. Bei einer Schlafapnoe können unter anderem die Atemwege verengt sein, wodurch das Atmen sowieso schon schwerfällt. Sich dann einem Mouth Taping zu unterziehen, sich das Atmen weiter zu erschweren.

Auch eine Allergie gegen Bettmilben kann dazu führen, dass sich Ihre Nase nachts verschließt. Auch dann können Sie Probleme beim Atmen bekommen und das ist alles andere als erholsam. Möchten Sie solch ein Mundpflaster unbedingt ausprobieren? 

Vorsicht bei Parasomnien

Den Mund zukleben kann bei einem normalen Schlafverhalten vielleicht hilfreich sein, bei Erkrankungen wie einer Schlafapnoe gilt jedoch Vorsicht. Das Zusammenspiel zwischen dem Klebeband und einer Erkrankung ist nicht erforscht. Wer kann sagen, ob man mit Mouth Taping nicht sogar das Leiden verschlimmert?

Wer beispielsweise unter Nachtschreck oder unter einer anderen Parasomnie leidet, kann mit Mouth Taping für Irritationen oder im schlimmsten Fall sogar Panik beim Aufwachen sorgen. Oftmals sind Betroffene durch den nächtlichen Vorfall schon verstört genug. Ein Tape über dem Mund kann die Situation verschlimmern.

Nasenatmung: Die natürliche Atmung im Schlaf

Der Mensch atmet von Natur aus beim Einschlafen und im Schlaf durch die Nase. Wenn Sie nachts also den Mund zukleben wollen und leiden nicht an einer der oben genannten Krankheiten, legen Sie sich vielleicht sogar völlig umsonst solch ein Tape zu.

Kontrollieren Sie also erst einmal, ob Sie den Mund zukleben müssen, bevor Sie sich ein Mundpflaster besorgen. Übrigens: Die Nasenatmung hat einen evolutionären Sinn. Die Schleimhäute der Nase filtern Bakterien und Staubpartikel nämlich viel besser als der Mund.

Mundpflaster und verstopfte Nase: Was tun?

Möchten Sie sich den Mund zukleben und leiden Sie aber an einer verstopften Nase, sollten Sie auf das Tape verzichten. Zwar ist es ausgeschlossen, dass Sie im Schlaf ersticken, da Sie vorher aufwachen. Durch die schlechtere Atmung durch die Nase, kann es aber trotzdem zu dem unangenehmen Gefühl kommen, nicht genug Luft zu bekommen.

Ist ein Mundpflaster gefährlich?

Wirklich gefährlich ist solch ein Pflaster nach heutigem Kenntnisstand nicht. Die meisten Menschen sind auch nachts viel zu sensibel und aufmerksam, um einzuschlafen, wenn irgendwas ihre Atemwege blockiert und sie keine richtige Luft kriegen. Alleine aus diesem Grund können Sie es mit Mouth Taping mal probieren. Merken Sie aber, dass das Pflaster Sie beim Atmen stört, hören Sie auf Ihren Körper und entfernen Sie es.

Sollten Sie nachts unter Schlafproblemen leiden, suchen Sie sich lieber Hilfe bei einem Arzt. Ein Arzt kann Ihnen nachhaltige und hilfreiche Tipps zum Einschlafen geben und Ihnen notfalls auch mit Medikamenten helfen oder Sie an einen Spezialisten überweisen. Übrigens, auch wir können Ihnen effektive Tipps für einen erholsamen Schlaf geben.

Wie kann man verhindern, dass man mit offenem Mund schläft?

Das Schlafen mit offenem Mund kann verschiedene Ursachen haben, darunter Nasenatmungsprobleme, Allergien oder Gewohnheiten. Doch muss man direkt seinen Mund zukleben? Neben einem Mundpflaster gibt es noch andere Möglichkeiten, die Sie ausprobieren können.

  1. Nasenatmung fördern: Achten Sie darauf, dass Sie frei durch die Nase atmen können. Verwenden Sie bei Bedarf Nasensprays oder ätherische Öle, um die Nasengänge zu öffnen.
  2. Allergene minimieren: Reduziere allergieauslösende Substanzen im Schlafzimmer, wie Staubmilben oder Tierhaare, um Nasenverstopfungen zu verhindern.
  3. Luftfeuchtigkeit regulieren: Ein angemessenes Raumklima mit ausreichender Luftfeuchtigkeit kann helfen, die Atemwege feucht zu halten und Nasenverstopfungen zu minimieren.
  4. Schlafposition anpassen: Schlafen Sie auf der Seite statt auf dem Rücken. Dies kann dazu beitragen, den Mund geschlossen zu halten und Schnarchen zu reduzieren.
  5. Gewohnheiten ändern: Bewusstseinsbildung kann helfen, das unbewusste Schlafen mit offenem Mund zu verhindern. Versuchen Sie sich selbst daran zu erinnern, den Mund zu schließen.