
Haarausfall betrifft fast jeden!
Haarausfall ist vollkommen natürlich – solange eine gewisse Grenze nicht überschritten wird. Ab 100 Haaren pro Tag spricht man in der Medizin von krankhaftem Haarausfall - bei einer geringen Resthaarmenge können aber auch schon 50 Haare pro Tag besorgniserregend sein. Ausgelöst wird dieser von sehr unterschiedlichen Faktoren.
Die Ursachen sind vielfältig:
- Die weitaus häufigste Ursache für Haarausfall ist erblich bedingter Haarausfall. Bei Menschen mit einer genetischen Veranlagung zur androgenetischen Alopezie reagieren die Haarwurzeln besonders empfindlich auf DHT.
- Auch Mangelerscheinungen oder hormonelle Veränderungen können Haarausfall verursachen. Die Haarwurzeln brauchen Nährstoffe, um optimal zu funktionieren. Fehlt ein Nährstoff, kann der Prozess des Haarwachstums nicht mehr richtig ablaufen. Die Konsequenz ist meist ein diffuser Haarausfall, der sich über den ganzen Kopf oder sogar den kompletten Körper verteilt.
- Es gibt aber noch viele weitere Ursachen: Auch Krankheiten, falsche Pflege, Haarschmuck, Gifte usw. können Haarausfall verursachen.
Der Experte für Haarausfall-Diagnose und -Behandlung Reza P. Azar vom Zentrum für moderne Haartransplantation in Berlin, schätzt die Situation für Betroffene so ein:
Das Spannende an der heutigen Zeit sind die verbesserten Möglichkeiten, Haare wieder wachsen zu lassen: Regenerative Therapien sind viel wirksamer als viele glauben. Sie helfen dabei, die körpereigenen Kräfte zu aktivieren. Sicherlich werden einige Menschen nicht ganz ohne medikamentöse Therapien oder eine Haartransplantation auskommen. Aber im ersten Schritt sollten zunächst diese für den Körper sehr schonenden Maßnahmen unternommen werden.
Ernährung: Mehr Nährstoffe, weniger Giftstoffe
Man muss nicht immer nach den kompliziertesten Zusammenhängen suchen, auch mit der Ernährung kann man seinen Haaren etwas Gutes tun.
Unter anderem häufige Diäten, Eisen- sowie Zinkmangel – aber auch eine Überdosierung bestimmter Vitamine können Haarausfall begünstigen.
Bekannt ist beispielsweise, dass ein sehr hoher Vitamin-A-Spiegel diffusen Haarausfall begünstigt. Aber auch ein übermäßiger Konsum von Alkohol und Nikotin gilt als Risikofaktor. Der sogenannte vernarbende Haarausfall (vernarbende Alopezie) kann durch erbliche Faktoren begünstigt sein, welche die Entwicklung der Haarfollikel stören. Subtypen der vernarbenden Alopezie werden aber auch durch Auto-Immunerkrankungen ausgelöst.
Der Lebensstil und die Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen spielen eine ernstzunehmende Rolle, wenn es um Haarausfall geht. Durch Mangelerscheinungen entstehen negative Einflüsse auf die Bildung der Haare in den Follikeln oder während des Wachstums. Haare brauchen einfach die richtigen Nährstoffe.
- Diäten
- Nahrungssupplemente
- Erkrankungen
- Arzneimittel
können diese Entwicklung nachhaltig stören. Ein Grund, warum in der Anamnese bei Fachmedizinern eine umfassende Erörterung der Lebensgewohnheiten und Vorerkrankungen erfordern. Nur so lässt sich herausfinden, welche Ursachen der Haarausfall hat und welche Therapie dabei besonders sinnvoll ist.
Parallel spielen:
- Stress
- Drogen
- Alkohol
eine nicht unwichtige Rolle. Veränderungen des Lebensstils können bereits eine Besserung der Situation erreichen – wie ein verringerter Alkoholkonsum oder der Verzicht aufs Rauchen. Damit lassen sich sozusagen die Basics schaffen – denn mit guten Rahmenbedingungen haben auch weitere Therapien gute Erfolgschancen.
Beseitigen von Mangelerscheinungen: Damit Haaren der "Treibstoff" nicht ausgeht
Klingt trivial, ist in der Praxis nicht immer einfach. Eine konsequente Versorgung der Haare mit den richtigen Nährstoffen ist Grundvoraussetzung für deren Wachstum. Welche Nährstoffe sind in diesem Zusammenhang besonders wichtig? Haare brauchen unter anderem:
- Eisen
- Biotin
- Zink
- Selen
- Kupfer.
Zusätzlich braucht es Proteine, die in der Keratin-Produktion eine Rolle spielen. Ohne Aminosäuren wie Cystein und Methionin gibt es keine gesunden Haare. Außerdem braucht es noch Vitamine, zu denen Vitamin C gehört.
Achtung: Eine gesunde Ernährung stellt normalerweise ausreichend Nährstoffe zu Verfügung. Bevor bei einem Verdacht auf Mangelerscheinungen einfach zu Supplementen getippt wird, auch an biologische Ursachen wie Stoffwechselstörungen tippen. Es droht sonst möglicherweise eine Überdosierung von Vitaminen.
Regenerative Therapien gegen Haarausfall
Es gibt verschiedene regenerative Therapien gegen Haarausfall, von denen einige bereits auf dem Markt sind und andere sich noch in der Forschung und Entwicklung befinden. Hier einige Beispiele:
PRP-Therapie mit körpereigenem Blut
Eigenbluttherapien sind in der Medizin inzwischen für verschiedene Erkrankungen im Einsatz. PRP steht für platelet rich plasma – sprich mit Thrombozyten angereichertes Plasma. Dieses wird direkt für die betroffenen Körperstellen angewandt. Das Besondere: In den Thrombozyten, den kleinen Blutplättchen, sind unter anderem Wachstumsfaktoren vorhanden. Diese sollen im Rahmen der PRP Behandlung die Haarwurzeln anregen.
Das Ziel: Mit dieser Anregung werden die Follikel aus dem Ruhezustand geholt und beginnen fwieder damit, Haare zu produzieren. Ein zweites Ziel ist die Regeneration der Gefäße, was die Durchblutung und damit langfristig auch die Versorgung der Haare stärkt. Im Kern zielt die Therapie mit Eigenblut darauf ab, die Selbstheilungskräfte der Haare zu aktivieren.
Hinweis: Ob eine Behandlung erfolgt haben wird, kann nie garantiert werden. Studien zeigen bei der PRP-Therapie für den diffusen Haarausfall eine sehr hohe Erfolgsquote, auch bei anderen Haarausfall-Ursachen ist PRP wirksam.
Lasertherapie: Erfolg mit Licht
Ein weiterer Therapieansatz nutzt Laserlicht, um Haarausfall zu behandeln. Die LLLT Methode beruht auf der Verwendung von Low-Level-Laser Technik, es handelt sich also um einen niedrig energetischen Laser. In der Medizin kommt diese Technik nicht nur bei Haarausfall zum Einsatz. Unter anderem führt der Einsatz des Lasers in diesem Bereich zu:
- einer besseren Durchblutung, was die Versorgung mit Nährstoffen verbessert
- einer Anregung der Haarfollikel in der Ruhephase, diese gehen in die Wachstumsphase über
- der Erhöhung der Proliferation der Zellen in den Follikeln
- einer Verlängerung der Wachstumsphase
- einer Anregung der Mitochondrien.
Durch die Anregung der Mitochondrien fährt der Körper in den Zellen die Kraftwerke hoch, was letztlich die Produktion des körpereigenen Energieträgers ATP verbessern soll. Insgesamt will die LLLT-Methode ein deutlich besseres Wachstum der Haare erreichen.
Hinweis: Diese Behandlung ist vor allem dann besonders wirksam, wenn sie mit anderen regenerativen Behandlungsmethoden kombiniert wird.
Stammzellentherapie
Stammzell-Therapien sind vielen Menschen bisher nur aus der Krebstherapie bekannt. Die moderne Medizin hat hier in den letzten Jahren ein sehr breites Anwendungsspektrum erkannt und setzt Stammzellen inzwischen auch in der Behandlung von Haarausfall ein. Hier werden zwei Stammzell-Typen verwendet – einmal aus dem körpereigenen Fettgewebe und auf der anderen Seite aus den Haarfollikeln.
Vor der Behandlung wird aus dem Fettgewebe eine kleine Menge entnommen, um hieraus die Stammzellen zu gewinnen. Anschließend werden diese an den entsprechenden Körperstellen injiziert. In den Stammzellen sind Wachstumsfaktoren wie bFGF und aFGF. Damit soll unter anderem eine Gefäßbildung erreicht werden, was die Versorgung der Haarfollikel verbessert. Damit kann der Körper Haare besser versorgen – was die Haargesundheit positiv beeinflusst. Die Behandlung mit Stammzellen führt in der Regel nach einigen Monaten zum Erfolg. Es braucht also ein wenig Geduld.
Natürliche Wirkstoffe und Hausmittel
Es gibt eine ganze Reihe natürlicher Wirkstoffe, die bei verschiedenen Krankheiten im Einsatz sind. Dies betrifft nicht nur Erkältungen oder Schmerzen in den Gelenken. Die Naturheilkunde kennt auch bei Haarausfall einige Mittel und Methoden. Unter anderem wird:
- Apfelessig
- Brennnesselextrakt
- Kokosöl
- Kaffee
- Bier
- Arganöl und
- Bockshornklee
eine positive Wirkung bei Haarausfall zugeschrieben. Hinsichtlich Anwendung und Wirkungsweise unterscheiden sich die verschiedenen natürlichen Wirkstoffe. Aber: Ein medizinischer Nutzen ist häufig nicht evidenzbasiert belegt.
Was sich aber als Fazit an dieser Stelle festhalten lässt: Diverse Wirkstoffe bieten tatsächlich einen Mehrwert – als natürliches Ergänzungsmittel. Bockshornklee oder Basilikum und Rucola enthalten viele Nährstoffe und Vitamine, welche dem Haarwachstum zugutekommen. Zudem sind die Nebenwirkungen an dieser Stelle – gerade bei Lebensmitteln wie diversen Superfoods – überschaubar. Gegenüber synthetischen Nahrungsergänzungsmitteln ein echter Vorteil.
Wichtig: Die Ursache bestimmt die Therapie
Besonders wichtig für einen Erfolg ist laut dem Haarausfall-Experte Reza P. Azar die richtige Ursache und damit auch die richtige Behandlung zu identifizieren:
Die Wahl der Behandlung des Haarausfalls hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Es gibt viele mögliche Ursachen für Haarausfall und es ist keinesfalls ratsam, mit Nahrungsergänzungsmitteln, Medikamenten, Shampoos oder medizinischen Eingriffen zu experimentieren.
Um die beste Therapie gegen den Haarausfall zu wählen, ist es zunächst entscheidend, die Ursache des Haarausfalls festzustellen. Dies kann durch eine gründliche Untersuchung der betroffenen Stellen und Haare, eine Blut- oder Urinuntersuchung, dem Erkennen typischer Muster und anderen Maßnahmen sichergestellt werden.
Wenn die Ursache des Haarausfalls bekannt ist, kann der Arzt die beste Behandlung empfehlen. Einige Behandlungen zielen auf die Ursache des Haarausfalls ab, z. B. die Behandlung einer Krankheit oder die Substitution von Mangelzuständen. Andere Behandlungen zielen darauf ab, das Haarwachstum zu stimulieren, wie z. B. die Anwendung topischer Lösungen oder regenerative Therapien.
Daher ist es wichtig, dass sich Patienten an einen erfahrenen Arzt wenden, der eine gründliche Diagnose durchführen und die beste Behandlungsoption empfehlen kann, die auf die Ursache des Haarausfalls abzielt.
Fazit: Regenerative Therapien sind eine große Hilfe bei Haarausfall
Haarausfall ist eine Erkrankung, die sehr unterschiedliche Formen annehmen kann und verschiedene Auslöser hat. Was den Leidensdruck besonders ausmacht, ist die deutliche Sichtbarkeit. Haarausfall ist einfach auf den ersten Blick erkennen. Bevor einfach zu vermeintlichen Wundermitteln gegriffen wird, sollte unbedingt medizinischer Rat gesucht werden.
Die Ursache zu kennen, heißt auch, sich gezielt mit regenerativen Methoden behandeln zu lassen. Neben der Eigenbluttherapie sind inzwischen Laser und Stammzellen im Einsatz. Das Ziel der Maßnahmen besteht unter anderem in einer Anregung der Haarfollikel – aber auch einer besseren Versorgung der Haare mit Nährstoffen, um einen langfristigen Effekt zu erreichen.