Stellen Sie sich vor, jemand zeigt Ihnen Fotos von Gesichtern verschiedener Frauen und Männer. Jedes nur für einige Sekunden. Dann werden Sie gefragt: Schafft es diese Person am 22. September in den Bundestag? Falls Sie denken, das sei unseriöse Wahlforschung: In den USA konnten Freiwillige in einer Studie auf diese Weise 70 von 100 Wahlsiegern vorhersagen. Auch bei anderen Merkmalen wie Verlässlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Aggressivität oder Dominanzstreben genügt unserem Gehirn offenbar ein kurzer Blick ins Gesicht, um erstaunlich genaue Vorhersagen treffen zu können.
Diese Meisterleistung vollbringt der sogenannte Gyrus fusiformis, der Teil unseres Gehirns, der eine wichtige Rolle bei der Erkennung von Gesichern spielt. Wir besaßen ihn schon, als wir noch in Höhlen lebten, denn blitzschnell einschätzen zu können, wer Freund und wer Feind ist, war ein klarer Überlebensvorteil.
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Im Video: Was dein Gehstil über deinen Charakter aussagt
Gesichtsmerkmale können eine Vielzahl von Aspekten über eine Person offenbaren. Die Augen, oft als Fenster zur Seele bezeichnet, können Emotionen und Intentionen zum Ausdruck bringen. Augenbrauen spielen eine entscheidende Rolle in der nonverbalen Kommunikation, während die Form und Größe der Nase individuelle Charaktereigenschaften reflektieren kann. Lippen liefern Hinweise auf Persönlichkeitszüge und emotionale Zustände. Die Form des Kinns kann auf Willenskraft und Entschlossenheit hinweisen. Die Konturen und Linien des Gesichts insgesamt können auch auf genetische Herkunft und Gesundheitszustände hinweisen.
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Psychologie: Was Ihr Gesicht verrät
„Gesichter lesen zu können, kann im Umgang mit Kollegen, im Freundeskreis und in anderen Beziehungen hilfreich sein“, erklärt Psycho-Physiognomikerin Ilona Weirich aus Hannover. Experten wie sie unterscheiden mehr als 270 Merkmale, die zusammengenommen viel über unsere Persönlichkeit verraten. „Um den Code zu knacken, muss man sie in Relation setzen“, so Weirich. „Menschen mit großen Nasen etwa stehen gern in der ersten Reihe. Dieses Bedürfnis tritt aber umso mehr in den Hintergrund, je kleiner die Ohren sind.“
Orientierungspunkte für Ihren Gesichter-Radar gelten gleichermaßen für Frauen wie für Männer. Mehr als ein allererster Eindruck sollte dies natürlich nicht sein. Den Inhalt eines Buches beurteilen wir ja auch nicht nur nach dem Einband. Und in allen Studien zur Gesichtswahrnehmung wurden die Testpersonen um so unsicherer, je länger sie über eine Miene nachdachten.
Gesichtsform
Wissenschaftler der Universität von Wisconsin in Milwaukee/USA fanden heraus, dass breite Gesichter beim Betrachter weniger Vertrauen erwecken als schmale.
Runde Gesichtsform: weist auf emotionale und sensible Menschen hin. Sie sind offen für Neues und gern in Gesellschaft.
Herzförmig: eigenständige und lösungsorientierte Menschen mit Organisationstalent.
Oval: Solchen Menschen wird in Studien Zielstrebigkeit, Erfolg, Durchsetzungsvermögen und Perfektionsdrang zugesprochen.
Zähne
Für den Blick zwischen die Lippen hat sich ein eigenes Fachgebiet etabliert: die Psycho-Dontologie.
Großer Abstand zwischen den Schneidezähnen: großes Selbstverwirklichungspotenzial. Ideologische Ziele werden sehr kraftvoll, manchmal rücksichtslos umgesetzt.
Überlappende Schneidezähne: Menschen mit dieser Zahnstellung haben Hemmungen, sich zu entfalten.
Ohren
Anliegende Ohren deuten auf ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis hin, eher abstehende Ohren auf Kritikfähigkeit.
Kleine Ohren: Diese Menschen stehen nicht gern im Mittelpunkt, treten bescheiden auf und sind sehr kreativ.
Große Ohren: Dazwischen vermuten Betrachter mehrheitlich den Kopf einer ehrgeizigen Führungspersönlichkeit mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein.
Nase
Kleine, spitze Nase: Menschen mit viel Sinn für Humor.
Große Nase: starke Antriebskraft, Ehrgeiz, Konsequenz, Individualität, große selbstdarstellerische Fähigkeiten.
Stups-/Kartoffelnase: Dieser Mensch steckt voller Tatendrang und mitreißender Energie.
Kinn
Grübchen im Kinn: Sensible Menschen, die viel positives Feedback brauchen. Personen mit besonders ausgeprägtem Kinn suchen, glauben Betrachter, eher nach Beziehungen von kurzer Dauer.
Mund
Das Hormon Östrogen ist auch für die Ausprägung der Lippen verantwortlich. Je voller die Lippen, desto attraktiver wird die Person wahrgenommen.
Das beeinflusst andere Urteile: Wen wir attraktiv finden, stufen wir auch eher als klug, verlässlich und vertrauenswürdig ein.
Schmale, feste Lippen: Menschen mit festem Charakter, die angeblich genau wissen, was sie wollen.
Augen
Gesichter mit kleinen Augen werden Menschen mit großem logischen Verstand zugeordnet. Große Augen werden eher mit einem intuitiven Gefühlsleben verbunden und als liebevoll wahrgenommen. Personen mit blauen Augen wurden in einer Studie der Prager Karls-Universität – verglichen mit Braunäugigen – als weniger vertrauenswürdig wahrgenommen. Dies hänge auch damit zusammen, so die Forscher, dass blaue Augen häufiger in „eckigen“ (wütenden) und braune öfter in „runden“ (glücklichen) Gesichtern anzutreffen seien. Ein Gegenüber mit einem ausgeprägten Limbus (schwarzer Rand, der die Pupille von der Iris trennt) finden wir sympathischer. Außerdem wird dieses Merkmal mit Jugendlichkeit und Gesundheit verbunden.
Stirn
Studien belegen, dass Zeitgenossen mit hoher Stirn eine hohe geistige Aktivität nachgesagt wird. Sie gelten als „typische Kopfmenschen“ – mit nur schwach ausgeprägtem Bauchgefühl.
Gesichtsanalyse in der Partnersuche und Beziehungsdynamik
Die Gesichtsanalyse kann eine bedeutende Rolle in der Partnersuche und Beziehungsdynamik spielen. Durch die Betrachtung spezifischer Merkmale und Ausdrücke können wir Rückschlüsse auf die Persönlichkeit und Emotionen einer Person ziehen. Dies kann uns bei der Auswahl eines potenziellen Partners helfen, indem wir ihre Kompatibilität mit unseren eigenen Bedürfnissen und Wünschen einschätzen. In Beziehungen kann die Gesichtsanalyse dazu beitragen, die Kommunikation zwischen den Partnern zu verbessern, indem sie uns hilft, die Gefühle und Absichten unseres Partners besser zu verstehen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Gesichtsanalyse nur ein Werkzeug ist und nicht allein zur Beurteilung einer Person oder Beziehung herangezogen werden sollte. Sie sollte immer in Kombination mit anderen Faktoren, wie gemeinsamen Interessen, Werten und Zielen, betrachtet werden.