Postpartale Psychose: Symptome, Ursachen, Behandlung

Postpartale Psychose erkennen und behandeln: Was jetzt wichtig ist

Nach einer Geburt kommt es in seltenen Fällen zu einer Wochenbettpsychose, auch Postpartale Psychose genannt. Die plötzlich auftretende, psychische Erkrankung verlangt nach einer sofortigen Behandlung. An welchen Symptomen Sie eine Postpartale Psychose erkennen, wie die Krankheit typischerweise verläuft – und wie sie behandelt wird, lesen Sie jetzt.

 

Wer ein Kind zur Welt bringt, wird in der Regel mit Glückshormonen durchflutet: Das „Kuschelhormon“ Oxytocin wechselt sich mit Endorphinen ab, die der Körper während der Entbindung ausschüttet.

Jedoch: In seltenen Fällen erkranken die Frauen nach der Geburt an einer Postpartalen Psychose. Das psychische Leiden kann lebensbedrohliche Folgen haben – sowohl für die Mutter als auch für ihr Kind. Eine schnellstmögliche, stationäre Behandlung ist unumgänglich.

Erfahren Sie hier, welche Anzeichen für die Postpartale Psychose sprechen, welche Ursachen die Erkrankung auslösen können und welche Therapie Betroffenen hilft. 

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Was ist eine Postpartale Psychose? 

Eine Postpartale Psychose, auch unter Wochenbettpsychose bekannt, ist eine ernstzunehmende Komplikation nach einer Geburt. Im Volksmund wird die Krise nach einer Geburt auch als „Stillpsychose“ bezeichnet. Dieser Begriff ist jedoch etwas irreführend. 

Betroffene Mütter leiden unter Wahnvorstellungen, Halluzinationen und anderen Sinnestäuschungen nach der Schwangerschaft. Die quälenden Symptome schränken den Alltag der Frauen stark ein. Und können zu einer unmittelbaren Gefahr für Mutter und Kind werden. Zu einer stationären, zügigen Behandlung wird dringend geraten.

Wie häufig kommt es zur Psychose nach einer Geburt?

Postpartale Psychosen treten nicht sehr häufig auf: Etwa 1 Prozent aller Mütter erkranken nach der Geburt ihres Säuglings. Sprich, bei 1 bis 2 von 1.000 Frauen kommt es nach der Entbindung zu Erkrankung. Die Häufigkeit liegt somit bei etwa 1:500 bis 1:2.000

Wochenbettpsychose vs. Wochenbettdepression

Frau mit Wochenbettdepression und Baby auf dem Arm starrt ins Leere© iStock/globalmoments

Die Postpartale Psychose unterscheidet sich deutlich von einer Postpartalen Depression (Wochenbettdepression). Beide Erkrankungen sollten behandelt werden. Jedoch kommt die Wochenbettpsychose viel seltener vor – und kann wesentlich gefährlichere Folgen haben. Die leichteste Form einer depressiven Verstimmung nach einer Geburt nennt man „Baby Blues“, von dem rund 75 Prozent der Mütter betroffen sind. Das kurzzeitige Stimmungstief (Heultage) erfordert nicht zwingend eine ärztliche Behandlung.

So verläuft die Wochenbettpsychose

Die Störung ist meist kurz – aber intensiv. Teilweise beginnt die Postpartale Psychose schon am Tag der Geburt. In anderen Fällen dauert es drei Tage bis vier Wochen, bis sich eine Wochenbettpsychose nach der Entbindung bemerkbar macht. Dabei tritt die psychische Krise in der Regel sehr plötz­lich, unvermittelt und mit intensiven Symptomen auf. Bei einer adäquaten ärztlichen Therapie klingt die Psychose nach der Geburt häufig nach etwa 3 bis 6 Wochen wieder ab

Symptome der Postpartalen Psychose

Eine akute Postpartale Psychose kann sich durch verschiedene Anzeichen äußern. Dazu können unter anderem folgende Symptome zählen:

  • quälende, paranoide Wahnvorstellungen (beispielsweise die Überzeugung, dass das eigene Baby vertauscht wurde oder es sich beim Säugling um einen Dämon handelt)
  • Halluzinationen
  • Realitätsverlust
  • Gefühl von Größenwahn
  • Verwirrtheit
  • Unruhe und Angstzustände, etwa Angst, dem Kind oder sich selber etwas anzutun
  • Veränderung der Persönlichkeit
  • Starke Stimmungsschwankungen
  • Extreme Schlafstörungen
  • motorische Unruhe (manische Phase)
  • Antriebslosigkeit und Teilnahmslosigkeit (depressive Phase)
  • Suizidgedanken
  • Kindstötung
  • das alltägliche "Funktionieren" ist stark eingeschränkt

Wo­durch wird eine Postpartale Psychose ver­ur­sacht? 

Die genauen Ursachen, die eine Wochenbettpsychose auslösen, sind bis dato noch nicht vollständig erklärt. Als entscheidender Faktor gelten jedoch hormonelle Veränderungen, die nach einer Geburt im Körper auftreten.

Welche Risikofaktoren für die Postpartum Psychose gibt es? 

Verschiedene Risikofaktoren könne eine Postpartale Psychose begünstigen. Dazu gehören unter anderem:

  • genetische Veranlagungen oder vorangegangene Depressionen, entweder bei der Mutter selbst oder in ihrem familiären Umfeld
  • eine traumatische Geburt
  • Komplikationen während der Entbindung
  • soziale Faktoren, etwa schwierige Lebensumständen, finanzielle Sorgen oder eine komplizierte Partnerschaft

So wird eine Wochenbettpsychose behandelt

Behandlung und Therapie einer Postpartum Psychose erfolgen in der Regel immer stationär. Dabei kommen meist an­ti­psy­cho­tisch wir­ken­de Me­di­ka­men­te zum Einsatz, die die Heilung unterstützen. 

Wichtig: Es handelt sich um einen Notfall. Eine Wochenbettpsychose sollte sofort behandelt werden. Zögern Sie nicht, einen Notarzt zu rufen – oder bringen Sie Ihre Partnerin umgehenden selber ins Krankenhaus.

Mit dem Beginn der stationären Behandlung klingen die akuten Symptome häufig innerhalb weniger Wochen wieder ab. Allerdings hinterlassen Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Co. häufig tiefe Gefühle von Verunsicherung und Selbstzweifel bei den betroffenen Müttern. Auch im geheilten Zustand machen sich Ängste breit: Sie fühlen sich unsicher im Umgang mit Ihrem Kind und zweifeln an Ihrem Urteilsvermögen. 

Nach der Psychose in Behandlung bleiben 

Nach der stationären Behandlung wird deswegen dringend zu einer wei­ter­füh­ren­den Psy­cho­the­ra­pie geraten. So können Betroffene das Erlebte im Nachhinein gut verarbeiten. Auch ein Aufenthalt in einer Kli­nik für Mut­ter und Kind kann die Beziehung zum Kind stärken und der Mutter Sicherheit geben

Hinweis: Es besteht das Risiko, dass die Störung erneut auftritt – etwa bei einer weiteren Geburt. Lassen Sie sich ärztlich beraten und Ihre Schwangerschaft fachlich begleiten. So können im Zweifel entsprechende Maßnahmen zur Vorbeugung einer Postpartalen Psychose getroffen werden. 

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