Hochfunktionale Angststörung: Versteckte Angst mit unserem Selbsttest erkennen

Leistungsstark und gleichzeitig ängstlich – so lässt sich die Situation vieler Menschen mit hochfunktionaler Angststörung beschreiben. Nach außen hin wirken sie erfolgreich, ehrgeizig und zielstrebig. Sie meistern ihren Alltag scheinbar mühelos und klettern die Karriereleiter Stufe um Stufe empor. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich ein ständiger Begleiter: die Angst.

Unser Selbsttest hilft Ihnen, erste Anzeichen einer hochfunktionalen Angststörung zu erkennen.© iStock/ViktorCap
Unser Selbsttest hilft Ihnen, erste Anzeichen einer hochfunktionalen Angststörung zu erkennen.

Was ist eine hochfunktionale Angststörung?

Hochfunktionale Angststörung (auch High-Functioning Anxiety genannt) beschreibt ein Phänomen, bei dem Menschen trotz starker Angstsymptome im Alltag erfolgreich funktionieren.

Äußerlich wirken sie oft:

  • Leistungsstark und ehrgeizig: Sie meistern Aufgaben und erreichen Ziele mit hohem Einsatz.
  • Organisiert und gewissenhaft: Sie strukturieren ihren Alltag detailliert und achten auf Perfektion.
  • Zuverlässig und verantwortungsbewusst: Sie erfüllen ihre Pflichten und halten Zusagen ein.

Innerlich plagen sie jedoch Ängste und Sorgen, die ihnen stark zusetzen können.

Hochfunktionale Angststörung: Selbsttest

Dieser Selbsttest kann Ihnen einen ersten Hinweis geben, ob Sie an einer hochfunktionalen Angststörung leiden könnten.

Bitte beantworten Sie die folgenden Fragen:

  1. Fühlen Sie sich häufig ängstlich oder nervös, ohne dass es einen offensichtlichen Grund dafür gibt? (Ja/Nein)
  2. Haben Sie Angst vor Versagen oder Fehlern? (Ja/Nein)
  3. Neigen Sie dazu, sich selbst und Ihre Leistungen stark zu kritisieren? (Ja/Nein)
  4. Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu entspannen und abzuschalten? (Ja/Nein)
  5. Fühlen Sie sich oft unter Druck, alles perfekt machen zu müssen? (Ja/Nein)
  6. Vermeiden Sie Situationen, die Ihnen Angst machen könnten? (Ja/Nein)
  7. Haben Sie Schlafstörungen oder Albträume? (Ja/Nein)
  8. Fühlen Sie sich oft unruhig oder angespannt? (Ja/Nein)
  9. Haben Sie Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren? (Ja/Nein)
  10. Haben Sie Herzrasen, Schwitzen oder Atemnot in Stresssituationen? (Ja/Nein)

Auswertung:

  • 0-3 Antworten "Ja": Sie zeigen wahrscheinlich keine Anzeichen einer hochfunktionalen Angststörung.
  • 4-6 Antworten "Ja": Sie könnten Anzeichen einer hochfunktionalen Angststörung zeigen. Es ist ratsam, weitere Informationen einzuholen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • 7-10 Antworten "Ja": Es besteht ein hohes Risiko, dass Sie an einer hochfunktionalen Angststörung leiden. Es ist dringend ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Wichtig:

  • Dieser Selbsttest ist nur ein Orientierungswert und kann keine professionelle Diagnose ersetzen.
  • Wenn Sie bei sich mehrere Symptome der hochfunktionalen Angststörung erkennen, sollten Sie sich an einen Psychologen oder Psychotherapeuten wenden.
  • Eine frühzeitige Behandlung kann dazu beitragen, die Symptome der Störung zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Was sind die typischen Symptome einer hochfunktionalen Angststörung?

Hochfunktionale Angst ist oft schwer zu erkennen, da die Betroffenen nach außen hin ein erfolgreiches und geordnetes Leben führen. 

Im Inneren

  • Ständige Sorgen und Ängste: Betroffene kreisen gedanklich oft um mögliche Probleme und Katastrophenszenarien.
  • Angst vor Versagen und Fehlern: Der Anspruch an sich selbst ist sehr hoch, wodurch die Angst vor Versagen und negativer Bewertung stark ausgeprägt ist.
  • Geringes Selbstwertgefühl: Zweifel am eigenen Können und an der eigenen Person sind weit verbreitet.
  • Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen: Die Angst vor Fehlern kann zu Lähmungserscheinungen und Unentschlossenheit führen.
  • Konzentrations- und Schlafstörungen: Die ständige Anspannung kann die Konzentration beeinträchtigen und zu Schlafproblemen führen.
  • Unruhe und Nervosität: Betroffene fühlen sich oft innerlich angespannt und aufgeregt, selbst in scheinbar ruhigen Situationen.

Nach außen

  • Perfektionismus und Kontrollstreben: Der Wunsch nach Perfektion und die Angst vor Kontrollverlust führen dazu, dass Aufgaben mit sehr hohem Einsatz und bis ins Detail geplant und ausgeführt werden.
  • Übertriebener Ehrgeiz und Leistungsdruck: Betroffene setzen sich selbst stark unter Druck und treiben sich zu ständiger Leistungssteigerung an.
  • Vermeidung von sozialen Situationen: Angst vor Zurückweisung und negativer Bewertung kann dazu führen, dass soziale Kontakte gemieden werden.
  • Erhöhte Reizbarkeit und Aggressivität: Die Anspannung kann sich in Gereiztheit, Wut und Aggressionen äußern.
  • Missbrauch von Stimulanzien: In einigen Fällen kommt es zum Missbrauch von Alkohol, Drogen oder Medikamenten, um die Angst zu betäuben.

Behandlungsmöglichkeiten bei hochfunktionaler Angststörung

Die Behandlung der Hochfunktionalen Angststörung erfordert in der Regel eine Kombination aus Psychotherapie und ggf. medikamentöser Unterstützung:

  1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Die KVT zielt darauf ab, negative Gedankenmuster zu erkennen und durch realistischere und hilfreichere Gedanken zu ersetzen.
  2. Verhaltenstherapie: In der Verhaltenstherapie werden konkrete Verhaltensweisen erlernt, um mit Angst und Stress besser umgehen zu können.
  3. Achtsamkeitsbasierte Therapieverfahren: Achtsamkeitsübungen können helfen, die Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu lenken und die eigenen Emotionen besser wahrzunehmen und zu akzeptieren.
  4. Entspannungsverfahren: Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation können helfen, Körper und Geist zu entspannen und Stress abzubauen.
  5. Antidepressiva: Antidepressiva können bei begleitender depressiver Symptomatik hilfreich sein.
  6. Angstlösende Medikamente: Benzodiazepine können in akuten Angstsituationen eingesetzt werden, sollten aber aufgrund des Abhängigkeitspotenzials nur kurzfristig verwendet werden.