Unwirksame Medikamente: Apothekenkammer warnt vor diesen Arzneimitteln

Medikamente können durch Hitze und UV-Strahlung unwirksam werden, da sie sensible chemische Verbindungen enthalten. Versandapotheken müssen garantieren, dass Medikamente während des Transports keiner Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind – aber es gibt derzeit keine unabhängige Überprüfung dieser Bedingungen.

Hitze beim Versand kann Arzneimittel unwirksam machen

Die hohen Temperaturen im Sommer sind für viele Menschen eine wahre Freude. Apotheker und Apothekerinnen müssen jetzt aber besondere Sorgfalt bei der Lagerung der empfindlichen Medikamente in ihren Schränkchen walten lassen. Denn Medikamente können durch Hitze und Sonneneinstrahlung unwirksam werden.

Im Video: So sollen Medikamentenengpässe beseitigt werden

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Arzneimittel enthalten sensible chemische Verbindungen, die durch sehr hohe Temperaturen und UV-Strahlung zerstört oder verändert werden können. Das hat Auswirkungen auf die Wirksamkeit von Medikamenten und kann im schlimmsten Fall sogar dazu führen, dass Nebenwirkungen bei der Einnahme auftreten. 

Da hohe Temperaturen das Wachstum von Bakterien oder Pilzen in Medikamenten fördern können, insbesondere wenn die Medikamente Feuchtigkeit ausgesetzt sind, müssen Apotheker und Apothekerinnen sich an strenge Vorgaben halten, unter welchen Bedingungen sie Arzneimittel lagern dürfen.

Auch Versand-Apotheken aus dem EU-Ausland müssen sich seit 2020 an solche Vorgaben halten und etwa garantieren, dass Versandmedikamente während des Transports nach Deutschland keiner Hitze oder direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Der ideale Temperaturbereich für Lagerung und Transport von Medikamenten ist zwischen 15 und 25 Grad – doch besonders in den neuen Hitzesommern klettern die Temperaturen schnell über 25 Grad. 

Medikamente aus Versandapotheken werden in der Regel mit Lieferfahrzeugen von Logistikanbietern wie DHL, Hermes, DPD, UPS oder anderen transportiert. Im Sommer heizen sich die Fahrzeuge aber innerhalb kürzester Zeit stark auf. 

So schnell heizen Lieferfahrzeuge im Sommer auf:

  • Bei einer Außentemperatur von 20 Grad Celsius herrscht schon nach 30 Minuten 36 Grad Celsius im Transportfahrzeug
  • Bei einer Außentemperatur von 26 Grad Celsius kann man nach 30 Minuten schon 42 Grad Celsius im Inneren messen.
  • Es dauert nur 60 Minuten, bis bei 20 Grad Außentemperatur 46 Grad Celsius im Auto oder Transportfahrzeug herrschen.

Keine Kontrolle der Temperatur während Versand von Arzneimitteln

Zwar haben die größten Versandapotheken Maßnahmen ergriffen, besonders empfindliche Arzneimittel während des Transports mit Eisakkus und Gelpads zu kühlen, unabhängig überprüft wird die Temperatur der Versandmedikamente aber zu keinem Zeitpunkt. 

Wie die Apothekenumschau berichtet, seien theoretisch die Bundesländer für die Überwachung der Vertriebsketten verantwortlich, praktisch fühlten diese sich aber nicht in der Pflicht, solche Überwachungen auch vorzunehmen. Ob die Medikamente also auch tatsächlich gekühlt beim Verbraucher oder der Verbraucherin ankommen, ist nicht klar.

Was muss jetzt passieren?

Wie die Bundesapothekenkammer warnt, müsse die Kontrolllücke schnell geschlossen werden. Medikamente, die von Versandapotheken aus dem EU-Ausland nach Deutschland kommen, werden mitunter in normalen Postpakten in nicht klimatisierten Transportfahrzeugen geliefert. Ein solcher Transport bei Hitze kann die Arzneien unwirksam oder gar schädlich machen. Es braucht nun dringend unabhängige Kontrollen. 

Ins Spiel wurden etwa Stichprobenkontrollen gebracht. Für die Durchführung könnten etwa die Krankenkassen in die Pflicht genommen werden. Sind die Temperaturen bei der Lieferung zu hoch und die Medikamente nicht geschützt, könnten die Kassen ihr Geld zurückverlangen.

Bisher wurden aber noch keine politischen Entscheidungen getroffen. Bis es endlich eine einheitliche Regelung gibt, müssen Verbraucher und Verbraucherinnen selbst aufpassen, dass bestellte Arzneimittel von Versandapotheken nicht unnötig lang der Hitze ausgesetzt sind. Holen Sie Päckchen also schnellstmöglich von Nachbarn, der Post oder aus Postboxen ab, wenn Sie zum Zustellungszeitpunkt nicht zu Hause waren.