
Die Maltherapie fördert den Heilungsprozess kreativ
Kreide, Pinsel, Bleistifte, Kohle, Papier, Wasser und Farbe lassen Porträts, abstrakte Bilder oder Landschaften entstehen. Doch entscheidend ist nicht die künstlerische Qualität, sondern der Weg dahin. Die Maltherapie macht Stimmungen und Hoffnungen sichtbar, Formen und Farben holen unverarbeitete Probleme tief aus der Vergangenheit oder spiegeln die Gegenwart mit all ihren Höhen und Tiefen wider.
Der Patient setzt sich unter der individuellen Anleitung eines Therapeuten mit den verschiedenen Qualitäten von Linien, Licht und Schatten auseinander, lernt die spezifischen Eigenschaften der Farben kennen: das fröhliche Gelb, das wärmende Rot, das Energie schenkt, das harmonisierende Grün oder das kühle, beruhigende Blau. Die Dynamik der Farben kann er in Kontrast zueinander setzen, abmildern, verwischen, durch Linien verdichten, dem Bild eine Struktur geben.
Er trifft Entscheidungen, entdeckt seine Vorstellungskraft und entwickelt kreative Wege. So wird Malen zur intensiven Auseinandersetzung mit sich selbst und fördert die Suche nach der inneren Balance und Selbsterkenntnis. Aber nicht nur das – Farben und Formen können auch Abläufe in unseren Organen und dem gesamten Körper beeinflussen und Heilungsprozesse fördern. Verborgene, krankheitsbedingte Blockaden und Hemmungen werden aufgelöst, Traumata lassen sich leichter bewältigen.
Interview mit Anna von Moy: "Malen kann Blockaden lösen"
Diplom-Kunsttherapeutin Anna von Moy arbeitet seit 1993 in der Filderklinik bei Stuttgart.
Wirkt sich das Malen direkt auf die Körperfunktionen aus?
Ja. Es kann Anspannungen und Verkrampfungen lösen, etwa im Bereich der willkürlichen oder unwillkürlichen Muskulatur, und so unter Umständen Schmerzen lindern. Je nach Krankheitsbild und Indikation regt die Maltherapie auch bestimmte Organfunktionen an.
Kann Malen tatsächlich Blockaden beseitigen?
Ja, sogar Blockaden, die Teil eines Grundkonflikts sind. Sie zeigen sich im bildnerischen Prozess und im Umgang mit dem Material. Aber auch im Bild selbst, sei es inhaltlich oder in der Form- und Farbensprache. Dort werden sie wahrgenommen und „probeweise“ verändert. Diese Erfahrung gibt den Patienten ein positives Selbsterleben.