
Leider sind diese Therapiedecken nicht billig. Wenn Sie an die Anschaffung einer Decke denken, fragen Sie sich deswegen vielleicht: „Diese Decke hilft mir und unterstützt meine Gesundheit – kann ich die Therapiedecke auf Rezept bekommen?“
Therapiedecken: Bezahlt die Krankenkasse?
Schon allein die körperliche Entspannung und das erholsame Einschlafen, welches die Therapiedecken fördern, ist vielen Menschen die Investition wert. Trotzdem ist eine der häufigsten Fragen zu den Decken: „Gibt es die Therapiedecke auf Rezept? Erstattet mir die Krankenkasse die Anschaffungskosten?“
Wir haben dazu Frank Rudolf, Referent Heil- und Hilfsmittel im AOK-Bundesverband, gefragt. Seine Antwort: „Wie alle gesetzlichen Krankenkassen übernehmen auch die AOKs keine Kosten für Therapie- bzw. Gewichtsdecken, da es sich nicht um eine Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) handelt. Dieses Produkt ist kein nach dem Hilfsmittelverzeichnis zugelassenes Hilfsmittel, da es weder den Erfolg einer Krankenbehandlung sichert noch einer drohenden Behinderung vorbeugt oder eine Behinderung ausgleicht.“
Das bedeutet: Ihr Arzt kann Ihnen keine Therapiedecke auf Rezept verschreiben. Auch dann nicht, wenn Sie schon Erfahrungen mit Therapiedecken gemacht haben und Ihr Arzt weiß, dass sie Ihnen helfen. Die Decke ist kein von den Krankenkassen anerkanntes Hilfsmittel. Eine Therapiedecke auf Rezept gibt es deshalb nicht.
Krankenkassen übernehmen Kosten nicht
„Es handelt sich um einen Gebrauchsgegenstand des täglichen Lebens. Eine Kostenübernahme durch die GKV für solche Produkte ist nach § 33 Abs. 1 Satz 1 SGB V vom Gesetzgeber explizit ausgeschlossen. Wollte der Hersteller mit diesem Produkt in den GKV-Markt, müsste er beim GKV-Spitzenverband einen Antrag auf Aufnahme ins Hilfsmittelverzeichnis stellen. Dieser würde den Antrag dann prüfen“, sagt Frank Rudolf.
Damit von den Krankenkassen eine Therapiedecke auf Rezept übernehmen, müssen die Hersteller der Decken beantragen, dass die Decken in das Hilfsmittelverzeichnis aufgenommen werden. Dem geht meist ein langes und aufwändiges Verfahren voraus, in dem die Sicherheit bestätigt und der tatsächliche medizinische Nutzen wissenschaftlich belegt werden. Einzelne Erfahrungsberichte von Menschen reichen hierfür nicht aus. Sie müssen die Kosten für Ihre Therapiedecke also selbst tragen.
Gibt es Zuschüsse für Therapiedecken?
Auch wenn es eine Therapiedecke auf Rezept nicht gibt, so gibt es jedoch einige Möglichkeiten, die Kosten vielleicht doch noch zumindest teilweise erstattet zu bekommen. Manche Krankenkassen erstatten nämlich auch außerhalb der gesetzlichen Regelleistungen Kosten, die ihren Mitgliedern entstehen. Voraussetzung dafür ist eine Verordnung vom Arzt bzw. Facharzt. Er muss Ihnen bestätigen, dass Sie beispielsweise ohne die Decke nicht schlafen können oder dass Ihre Angststörung mithilfe der Decke besser zu bewältigen ist. Am besten erkundigen Sie sich schon vor der Anschaffung Ihrer Therapiedecke bei Ihrer Krankenkasse, ob Sie mit einer Erstattung oder einem Zuschuss rechnen können und so zumindest einen Teil der Therapiedecke auf Rezept bekommen.
Falls Ihre Krankenkasse nichts erstattet oder bezuschusst und Sie keine Therapiedecke auf Rezept bekommen, können Sie die Rechnung aber zumindest im Rahmen Ihrer Steuererklärung geltend machen. Zu den „außergewöhnlichen Belastungen“, die die Steuerlast senken können, zählen nämlich auch die Ausgaben für Heil- und Hilfsmittel. Auch hier kann eine Verordnung oder eine entsprechende Bestätigung Ihres Arztes hilfreich sein. Die „außergewöhnlichen Belastungen“ müssen in der Gesamtsumme eine bestimme Grenze überschreiten, die für Ihr steuerpflichtiges Einkommen angesetzt wird; so soll verhindert werden, dass Ihnen unzumutbare Kosten entstehen, eben etwa wegen einer Krankheit.
Was ist eine Gewichtsdecke?
Eine Gewichtsdecke ist eine spezielle Bettdecke, die mehr Gewicht hat als eine normale Decke. Es gibt sie für Erwachsene, aber auch für Kinder. Meist ist eine Gewichtsdecke besonders gefüllt, etwa mit Glasperlen oder Plastikkugeln, welche die Decke schwerer machen. Es gibt auch Gewichtsdecken mit Füllungen aus Reis oder Linsen. Diese Bio-Bettdecken sollten allerdings regelmäßig gut gelüftet werden, um Schimmelbefall zu vermeiden.
Gewichtsdecken sollten immer auf das eigene Körpergewicht abgestimmt sein und ein Zehntel des Körpergewichts der nutzenden Person nicht überschreiten, damit ein erholsamer Schlaf gewährleistet ist und Sie gut einschlafen können. Zwei Beispiele: Bei einer Person mit einem Körpergewicht von 80 Kilogramm, sollte die Decke ein Gewicht von acht Kilogramm nicht überschreiten. Bei einem 40 Kilogramm schweren Kind, sollte eine Bettdecke nicht mehr wiegen als vier Kilogramm.
Kleine Materialkunde
Bei einer Therapiedecke auf Rezept sollten Sie auf zwei Dinge besonders achten: Die Füllung und den Außenstoff. Bei der Füllung haben sich zwei Materialien durchgesetzt:
- Glasperlen: Glasperlen als Füllung haben den Vorteil, dass Sie nur wenige Kugeln brauchen, um ein gewisses Gewicht zu erreichen. Die meisten Hersteller nutzen bei schwereren Decken (ab zehn Kilogramm) Glasperlen, da sie sonst überhaupt nicht auf das Gewicht kommen. Außerdem sind Glasperlen häufig miteinander verbunden und bleiben deswegen eher an Ort und Stelle.
- Plastikkugeln: Plastikkugeln als Füllung sind je nach Hersteller gerade bei leichteren Therapiedecken und Therapiedecken für Kinder beliebt. Von ihnen sind viele in einer Decke, wodurch sie sich gleichmäßiger verteilen. Aber es kann passieren, dass die Füllung bei einer zu großen Decke an die Ränder rutschen.
Beim Bezug bzw. Außenstoff gibt es mehrere verschiedene Materialien. Besonders beliebt sind Baumwolle, Seide und synthetische Stoffe wie Polyester. Manche Hersteller nutzen auch Bambusfasern oder Leinen als Bezug, aber dies ist eher selten. Hier sind die Vorteile der einzelnen Stoffe:
- Baumwolle: Baumwolle ist wohl das meist genutzte Material und auch das beliebteste. Baumwolle ist pflegeleicht, atmungsaktiv, relativ unempfindlich und hat einen niedrigen Preis. Der Nachteil von Baumwolle ist die geringe Qualität bei günstigeren Stoffen und, dass Baumwolle nicht antiallergisch ist.
- Seide: Für die Haut ist Seide als Bezug gerade im Sommer natürlich ein echter Schmeichler. Das Problem: Sie ist sehr empfindlich und hat vor allem natürlich ihren Preis. Dafür ist Seide auch für Menschen mit einer Allergie geeignet, da Bettmilben nicht an ihr haften bleiben.
- Polyester: Manche Hersteller schwören auf den künstlichen Stoff und tatsächlich ist er gerade für Allergiker sehr gut geeignet. Außerdem bekommt man den Bezug zu einem günstigen Preis. Dafür ist er allerdings nicht atmungsaktiv und gerade im Sommer fängt man schnell an zu schwitzen.
Wie funktioniert eine Therapiedecke?
Das Prinzip der Gewichtsdecke ist nicht neu. Schon lange werden solche speziellen Decken im therapeutischen Bereich zur Entspannung eingesetzt. Der sanfte Druck der Gewichtsdecke auf Ihren Körper täuscht eine Umarmung vor und hat deswegen einen beruhigenden Effekt. Dieser Effekt fördert die Ausschüttung von Serotonin und Melatonin, während die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol gehemmt wird. Die durch das Gewicht vorgetäuschte Umarmung baut Geborgenheit auf – und Stress ab. Ihr Schlaf wird ruhiger und erholsamer.
Gewichts- oder Therapiedecken können bei vielen gesundheitlichen Beschwerden enorm hilfreich sein. Betroffene mit Schlafstörungen beispielsweise, berichten oft, dass sie nach Jahren endlich wieder ruhig einschlafen und durchschlafen können. So können sie am Alltagsleben wieder ausgeruht teilnehmen und ihrer Arbeit produktiv und sicher nachgehen. Für viele ist das ein kleines Wunder, oft nach langen Jahren voller Beschwerden, Arztbesuche, Medikamenten und vielen andern Therapieversuchen.
Übrigens gibt es viele Möglichkeiten, Ihr Melatonin im Körper zu erhöhen. Beispielsweise gibt es viele melatoninhaltige Lebensmittel. Von Nahrungsergänzungsmitteln mit Melatonin sollten Sie absehen.
Wann sollte man keine Gewichtsdecke benutzen?
Aber nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen ist der Einsatz einer Gewichtsdecke nicht ohne Einschränkungen möglich. Hier sind weitere Fälle, in denen Sie keine Gewichtsdecke verwenden sollten: Dazu gehören Atembeschwerden, beispielsweise Asthma oder Atemwegserkrankungen. Das zusätzliche Gewicht der Decke kann zusätzlichen Druck ausüben und die Atmung erschweren. Bei Verletzungen oder Schmerzen im Oberkörper ist eine Gewichtsdecke ebenfalls nicht ratsam.
Bei welchen Erkrankungen soll eine Therapiedecke helfen?
Ob es eine Therapiedecke auf Rezept gibt, hängt auch mit ihrem Anwendungsgebiet zusammen. Hilft sie unserem Körper überhaupt bei Erkrankungen oder ist eine Gewichtsdecke nur ein Gebrauchsmittel für den Alltag? Zu dieser Frage gibt es leider bis heute keine aussagekräftigen Studien. Genau die bräuchte es aber, um als Hilfsmittel ins Hilfsmittelverzeichnis aufgenommen zu werden, ein Verzeichnis, das festlegt, wofür Krankenkassen in Deutschland aufkommen müssen. Und nur mit einem Eintrag in dieses Verzeichnis gibt es die Therapiedecke auf Rezept. Helfen soll eine Gewichtsdecke bei folgenden Leiden:
- Schlafstörungen
- Angststörungen
- Restless-Legs-Syndrom
- Depressionen
- Zwangsstörungen
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Hyperaktivitäts-Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADHS)
- Autismus
- Tourette-Syndrom
- Alzheimer-Krankheit
- Parkinson-Krankheit
- Demenz
- Fibromyalgie
- Migräne
- Chronische Schmerzen
Bei Kindern kann eine Therapiedecke bei folgenden Erkrankungen helfen:
- ADHS
- Autismus
- Asperger-Syndrom
Doch Vorsicht: Bei Kindern, die unter Autismus oder Asperger-Syndrom leiden, kann eine Gewichtsdecke den Schlaf im besten Fall zwar erheblich verbessern, das Gewicht kann aber auch zu einem negativen Effekt und Unwohlsein führen. Sie sollten vor allem dann auf eine Gewichtsdecke verzichten, wenn Ihr Kind unter Diabetes Typ 2, Skoliose, Asthma, einer Schlafapnoe oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leidet.