Diabetes: Ein Leben mit der chronischen Stoffwechselerkrankung

Diabetes mellitus, umgangssprachlich Diabetes genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen Mangel an Insulin oder eine Insulinresistenz des Körpers gekennzeichnet ist. In Deutschland leben schätzungsweise 11 Millionen Menschen mit Diabetes.

Die Zahl der Menschen mit Diabetes nimmt in Deutschland kontinuierlich zu.© iStock/lemono
Die Zahl der Menschen mit Diabetes nimmt in Deutschland kontinuierlich zu.

Was sind die verschiedenen Arten von Diabetes?

Es gibt zwei Haupttypen von Diabetes: Typ-1-Diabetes und Typ-2-Diabetes. Daneben existieren aber auch einige seltenere Sonderformen.

1. Typ-1-Diabetes

  • Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem zerstört die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse.
  • Insulinmangel: Der Körper kann kein Insulin produzieren.
  • Häufiger Beginn im Kindes- oder Jugendalter.
  • Erfordert lebenslange Insulintherapie.

2. Typ-2-Diabetes

  • Insulinresistenz: Der Körper produziert zwar Insulin, die Zellen reagieren aber nicht ausreichend darauf.
  • Entwickelt sich meist im Erwachsenenalter.
  • Häufig mit Übergewicht und Bewegungsmangel assoziiert.
  • Kann oft durch Lebensstiländerungen wie Gewichtsabnahme, gesunde Ernährung und Bewegung kontrolliert werden.
  • In einigen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung oder Insulintherapie erforderlich sein.

3. Seltenere Sonderformen

  • Schwangerschaftsdiabetes: Tritt während der Schwangerschaft auf und verschwindet meist nach der Geburt.
  • MODY (Maturity Onset Diabetes of the Young): Genetisch bedingte Form des Diabetes, die meist im jungen Erwachsenenalter auftritt.
  • Sekundärer Diabetes: Entsteht als Folge einer anderen Erkrankung, z. B. der Bauchspeicheldrüsenentzündung oder der Einnahme bestimmter Medikamente.

Welche Risikofaktoren begünstigen die Entwicklung von Diabetes?

Verschiedene Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit der Entstehung dieser Krankheit erhöhen. Zu den wichtigsten gehören Übergewicht und Adipositas, da ein höherer Körperfettanteil zu einer Insulinresistenz führen kann. Auch Bewegungsmangel spielt eine bedeutende Rolle, denn körperliche Aktivität hilft, den Blutzucker zu regulieren. Eine familiäre Vorbelastung mit Diabetes erhöht das Risiko ebenfalls, da genetische Faktoren eine signifikante Rolle spielen. Weitere Risikofaktoren sind ungesunde Ernährungsgewohnheiten, hoher Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte sowie Rauchen. Bestimmte ethnische Gruppen haben zudem ein höheres Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes. Alter ist auch ein Faktor; mit zunehmendem Lebensalter steigt das Risiko, an Diabetes zu erkranken, insbesondere nach dem 45. Lebensjahr.

Welche Symptome treten bei Diabetes auf?

Die Symptome von Diabetes können je nach Typ und Schweregrad der Erkrankung variieren und mild oder schwerwiegend sein. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

Allgemeine Symptome:

  • Vermehrter Durst (Polydipsie): Durch den hohen Blutzuckerspiegel wird vermehrt Wasser aus dem Körper gezogen, was zu einem Durstgefühl führt.
  • Häufiges Urinieren (Polyurie): Die überschüssige Glukose wird über den Urin ausgeschieden, was zu häufigem Wasserlassen führt.
  • Unersättlicher Hunger (Polyphagie): Obwohl ausreichend gegessen wird, kann ein ständiges Hungergefühl bestehen.
  • Müdigkeit und Schwäche: Der Körper kann die Energie aus der Nahrung nicht richtig nutzen, was zu Müdigkeit und Schwäche führt.
  • Gewichtsabnahme (ohne Diät oder Sport): Durch den Verlust von Wasser und Glukose über den Urin kann es zu einer unerwünschten Gewichtsabnahme kommen.
  • Sehstörungen: Durch den hohen Blutzuckerspiegel können die Augenlinsen trübe werden, was zu verschwommenem Sehen führen kann.
  • Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Füßen und Händen (Diabetische Neuropathie): Nervenschäden können zu Kribbeln, Taubheitsgefühl, Schmerzen oder Brennen in den Füßen und Händen führen.
  • Heilungsschwierigkeiten: Wunden und Infektionen heilen langsamer.
  • Erektionsprobleme bei Männern: Durch Nervenschäden und Durchblutungsstörungen kann es zu Impotenz kommen.

Zusätzliche Symptome bei Typ-1-Diabetes:

  • Schnelles Auftreten der Symptome: Die Symptome von Typ-1-Diabetes entwickeln sich oft schnell und können innerhalb weniger Tage oder Wochen auftreten.
  • Säurehaltiger Atem (Azetonämie): Wenn der Körper aufgrund von Insulinmangel nicht genug Energie aus Glukose gewinnen kann, baut er Fett ab. Dabei entsteht als Nebenprodukt Azeton, das einen fruchtigen Geruch im Atem verursachen kann.
  • Übelkeit und Erbrechen: In schweren Fällen kann es zu Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen kommen.

Wie wird Diabetes diagnostiziert?

Die Diagnose von Diabetes erfolgt in der Regel durch die Messung des Blutzuckerspiegels. Ärzte verwenden verschiedene Tests, um den Glukosegehalt im Blut zu bestimmen. Ein häufig angewandter Test ist der nüchtern durchgeführte Blutzuckertest, bei dem der Patient über Nacht nichts essen darf und dann die Blutzuckerwerte gemessen werden. Ein Wert von 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder höher deutet auf Diabetes hin. Ein weiterer wichtiger Test ist der orale Glukosetoleranztest, bei dem der Blutzuckerspiegel nach dem Trinken einer zuckerhaltigen Lösung gemessen wird. Zusätzlich kann der HbA1c-Wert, der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten zwei bis drei Monate widerspiegelt, zur Diagnose herangezogen werden. Ein HbA1c-Wert von 6,5 % oder höher gilt als weiteres Kriterium für Diabetes. Bei Verdacht auf Diabetes sollten diese Tests wiederholt werden, um eine genaue Diagnose sicherzustellen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Diabetes?

Die Behandlungsmöglichkeiten bei Diabetes hängen vom Typ und Schweregrad der Erkrankung ab. Ziel der Behandlung ist es, den Blutzuckerspiegel so gut wie möglich zu kontrollieren, um Komplikationen zu vermeiden.

Allgemeine Behandlungsmaßnahmen

  • Ernährungsberatung und -therapie: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Diabetesbehandlung. Ein Ernährungsberater kann Ihnen helfen, einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen, der auf Ihre Bedürfnisse und Ihren Blutzuckerspiegel abgestimmt ist.
  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität hilft, den Blutzuckerspiegel zu senken und das Gewicht zu kontrollieren. Empfohlen werden mindestens 30 Minuten Bewegung pro Tag an den meisten Tagen der Woche.
  • Blutzuckerselbstkontrolle: Menschen mit Diabetes sollten ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig selbst messen, um den Verlauf der Erkrankung zu kontrollieren und die Therapie gegebenenfalls anzupassen.
  • Schulung und Aufklärung: Diabetes ist eine chronische Erkrankung, die ein Leben lang begleitet. Daher ist es wichtig, dass Menschen mit Diabetes gut über die Erkrankung und ihre Behandlung informiert sind. Schulungsprogramme können dabei helfen, Wissen und Fähigkeiten im Umgang mit Diabetes zu vermitteln.

Medikamentöse Behandlung

  • Typ-1-Diabetes: Menschen mit Typ-1-Diabetes benötigen ihr Leben lang Insulininjektionen, um ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Das Insulin kann mit einer Insulinspritze, einer Insulinpumpe oder einem Insulinpens injiziert werden.
  • Typ-2-Diabetes: Bei Typ-2-Diabetes kann die Behandlung zunächst mit Lebensstiländerungen wie Ernährungsumstellung und Bewegung erfolgen. In einigen Fällen kann jedoch auch eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein. Es gibt verschiedene Arten von Diabetesmedikamenten, die unterschiedlich wirken. Die Auswahl des Medikaments richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten.
  • Insulintherapie: In fortgeschrittenen Stadien von Typ-2-Diabetes oder bei Menschen mit schweren Stoffwechselentgleisungen kann auch eine Insulintherapie erforderlich sein.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

  • Operation: In einigen seltenen Fällen kann eine Operation zur Behandlung von Diabetes sinnvoll sein. Dies kann z. B. bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung oder bei bestimmten Formen von Typ-2-Diabetes der Fall sein.
  • Psychologische Unterstützung: Diabetes kann eine große Belastung für die Psyche sein. Daher kann psychologische Unterstützung bei der Bewältigung der Erkrankung hilfreich sein.
Diabetes Blutzucker messen© Сергей Марков /Adobe Stock
Menschen mit Typ-1-Diabetes benötigen ihr Leben lang Insulininjektionen.

Welche Komplikationen kann Diabetes verursachen?

Ohne eine angemessene Behandlung und Kontrolle kann Diabetes zu schwerwiegenden Komplikationen führen. Zu den langfristigen Folgen gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Nierenschäden, die zur Dialysepflichtigkeit führen können, sowie Schädigungen der Augen bis hin zur Erblindung. Auch das Nervensystem kann beeinträchtigt werden, was zu Neuropathien, Empfindungsstörungen und in schweren Fällen zu Fußulzerationen und Amputationen führen kann. Des Weiteren erhöht Diabetes das Risiko für Infektionen und verzögert die Wundheilung

Welche Rolle spielt die Ernährung bei Diabetes?

Die Ernährung spielt bei Diabetes eine zentrale Rolle sowohl bei der Vorbeugung als auch bei der Behandlung der Erkrankung. Ziel der Diabetesernährung ist es, den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten und Komplikationen zu vermeiden.

1. Ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung: Alle Nährstoffgruppen sollten in Maßen enthalten sein.

2. Kohlenhydratbetonte Ernährung: Kohlenhydrate sind der wichtigste Energielieferant für den Körper. Bei Diabetes sollten vor allem komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst gewählt werden.

3. Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe verlangsamen die Aufnahme von Zucker ins Blut und können so zu einem stabileren Blutzuckerspiegel beitragen.

4. Fettarme Ernährung: Der Anteil an gesättigten und Trans-Fettsäuren sollte gering sein. Bevorzugt werden sollten gesunde Fette aus pflanzlichen Quellen wie Olivenöl, Nüssen und Avocados.

5. Zuckerreduzierte Ernährung: Der Konsum von Zucker und zuckerhaltigen Lebensmitteln sollte begrenzt werden.

6. Regelmäßige Mahlzeiten: Fünf oder sechs kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt helfen, den Blutzuckerspiegel konstant zu halten.

7. Portionierung: Es ist wichtig, auf die Portionsgrößen zu achten und sich nicht zu überessen.

8. Gesundes Trinken: Wasser und ungesüßte Getränke wie Tee und Kaffee sollten den Durst löschen.

9. Lesen Sie die Lebensmitteletiketten sorgfältig durch: Achten Sie auf den Zuckergehalt, die Kalorien und den Fettgehalt.

10. Suchen Sie bei Bedarf professionelle Unterstützung: Ein Ernährungsberater kann Ihnen helfen, einen individuellen Ernährungsplan zu erstellen, der auf Ihre Bedürfnisse und Ihren Blutzuckerspiegel abgestimmt ist.