Langzeitzyklus: Schadet es, die Pille durchzunehmen?

Schadet es, die Pille durchzunehmen?

Die Pille ist eines der unkompliziertesten Verhütungsmittel, welches bei richtiger Anwendung effektiv vor einer ungewollten Schwangerschaft schützt. Um die 7-tägige Pillenpause zu umgehen, nehmen viele Frauen die Pille durch. Wir erklären, was es mit dem Langzeitzyklus auf sich hat und ob das überhaupt gesund ist.

Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen, spannende Brüste – jeden Monat dasselbe nervige Spiel. 60 Prozent der deutschen Frauen leiden unter ihrer Regel. Obwohl die Pille mittlerweile ein negatives Image besitzt, entscheiden sich viele Frauen trotz Risiken für Thrombosen und weiteren Nebenwirkungen für eine Langzeiteinnahme der Pille. Oftmals über Jahre hinweg. Wir erklären, ob das überhaupt gesund ist.

Wie funktioniert die Pille?
Die Pille ist das am häufigsten eingesetzte Verhütungsmittel in Deutschland. Die Hormone der Pille ähneln den körpereigenen Östrogenen und Gestagenen. Eine regelmäßige Einnahme verhindert das Heranreifen einer Eizelle und den Eisprung, wodurch keine Schwangerschaft entstehen kann. Mit einem Pearl-Index von 0,1 bis 0,9 zählt sie bei richtiger Einnahme zu den sichersten Verhütungsmitteln. Die Pille wird häufig nach dem 21-7-Schema eingenommen. 21 Tage wird sie täglich eingenommen, anschließend folgt eine 7-tägige Pause, in der die Abbruchblutung, eine Art künstliche Periode, einsetzt. Das Schema soll an den natürlichen Zyklus der Frau erinnern, hat aber keinen gesundheitlichen Vor- oder Nachteil. Deshalb entscheiden sich viele Frauen für einen Langzeitzyklus, indem sie die Pille einfach über mehrere Monate oder Jahre durchnehmen.

Pille durchnehmen: Das sind die Gründe

Starke Beschwerden und Schmerzen während der Periode
Viele Frauen entscheiden sich für den Langzeitzyklus, weil sie vor und während ihrer Periode starke Menstruationsbeschwerden wie PMS, Kopf-, Bauch-, Rücken- und Unterleibschmerzen haben, sowie mit Wassereinlagerungen, Heißhungerattacken, Stimmungsschwankungen und Unwohlsein kämpfen. Mit der Pille treten diese Symptome nicht mehr auf.

Hautprobleme
Auch wer mit starken Hautproblemen wie Akne zu kämpfen hat, entscheidet sich häufig für eine durchgehende Pilleneinnahme, da diese die Beschwerden verringern kann.

Blutung verschieben
Ein wichtiger Termin oder Urlaub: Zwei von vielen Situationen, in denen viele Frauen ihre Periode nicht haben möchten. Die einfachste Lösung ist es, sie mithilfe der Pille ausfallen zu lassen und zu verschieben.

Endometriose
Bei Endometriose wuchert die Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, wodurch die Betroffene starke Schmerzen, vor allem während der Periode, hat. Die häufigste und beste Lösung ist da der Langzeitzyklus, weil Operationen auch nur wenige Jahre anhalten. Die Pilleneinnahme verhindert, dass die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird.

Polyzystisches Ovarial-Syndrom und Eierstockzysten
Beim PCO-Syndrom hat die Betroffene zu viele männliche Hormone im Blut, sodass der Eisprung häufig ausbleibt und die Eibläschen zystenartig an den Eierstöcken wuchern. Dadurch kann es zur Unfruchtbarkeit kommen. Mit der Pille kann gegen die männlichen Hormone und die Eireifung gewirkt werden.

Wie funktioniert der Langzeitzyklus?

Beim Langzyklus wird die Pille ohne Unterbrechung genommen, sodass der Hormonspiegel konstant bleibt. Auf diese Weise entfällt die Abbruchblutung, die sonst nach der 21-tägigen Einnahme einsetzt. Wie lange die Pille durchgenommen wird, ist beliebig wählbar. Manche Frauen nehmen die Pille über mehrere Jahre durch, andere machen nach drei Monaten eine siebentägige Pause. Wie der Langzeitzyklus gestaltet wird, lässt sich am besten mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin besprechen.

Wann sollte die Pille nicht im Langzeitzyklus genommen werden?

Im Grunde gibt es keine Belege, dass die Pille nicht im Langzyklus genommen werden sollte. Einzig für Frauen, die die Blutung als sicheres Zeichen brauchen, nicht schwanger zu sein, ist die Langzeiteinnahme nicht geeignet. Eine Pillenpause ist daher sinnvoll.

Wie lange kann man die Pille durchnehmen?

Welche Präparate sind dafür geeignet?
Jede gestagenbetonte Einphasen-Pille eignet sich für die Langzeiteinnahme. Die modernen Mikropillen verhindern, dass sich die Schleimhaut der Gebärmutter hoch aufbaut. Gleichzeitig bremsen Gestagene das Östrogen aus. Das gilt auch für den „Nuvaring“, der in die Scheide eingesetzt wird und dort seine Hormone abgibt.

Braucht man bei der Langzeiteinnahme eine Pause?
Grundsätzlich muss keine Pillenpause eingelegt werden, vorausgesetzt es treten keine Beschwerden oder Nebenwirkungen der Pille auf. Tatsächlich bedeutet eine Pillenpause Stress für den Körper, da ihm die Hormone für eine kurze Zeit entzogen werden.

Macht die langzeitige Einnahme unfruchtbar?

Die vorübergehende Unterdrückung der Eierstöcke hat keinerlei Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit einer Frau. Die Anzahl der Follikel, also der Eibläschen in den Eierstöcken, ist schon bei der Geburt festgelegt. An der ändert sich im Laufe des Lebens nichts. Nach dem Absetzen der Pille ist wieder eine Schwangerschaft möglich. Wie schnell das geht, hängt davon ab, wie gut der Körper nach der Hormoneinnahme regeneriert und wieder eigene Hormone produziert.

Welchen Vorteil hat der Langzeitzyklus?

  • Beschwerden wie PMS, Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen, Heißhungerattacken werden minimiert mit einem Langzyklus minimiert.
  • Es müssen bei Beschwerden weniger Schmerzmittel genommen werden.
  • Endometriose lässt sich abschwächen und eindämmen, ebenso wie Eierstockzysten und Eisenmangel, der durch starke Blutungen ausgelöst wird.

Welche Nachteile, Risiken und Nebenwirkungen des Langzeitzyklus?

  • Besonders am Anfang der Pilleneinnahme steigt das Risiko für Thrombosen. Durch Übergewicht, Rauchen und Alkohol wird dieser Effekt noch verstärkt.
  • In den ersten Wochen kann es zu unregelmäßigen Zwischenblutungen kommen, die nach längerer Einnahme aufhören.
  • Die Hormondosis ist höher als bei der herkömmlichen Pilleneinnahme. Die Auswirkungen werden noch erforscht.
  • Wie Langzyklen sich auf Fruchtbarkeit, Krebsrisiken, Thrombosen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken, ist noch nicht belegt.
  • Es ist schwieriger eine eingetretene Schwangerschaft nach einem Einnahmefehler festzustellen.
  • Bei einer eventuellen Pillenpause kann die Menstruation komplett ausbleiben, was viele Frauen verunsichert.

Welche Alternativen zur Pille gibt es?

Die Hormonspirale gibt über fünf Jahre nur niedrig dosierte Gestagene ab. Sie ist eine gute Alternative für Vergessliche und für Frauen, die auf die Pille z. B. mit Übelkeit reagieren. Allerdings sind Zwischenblutungen wahrscheinlicher als bei der „Dauer-Pille“. Die Dreimonatsspritze ist hormonell so hoch dosiert, dass es nach zehn Jahren und mehr zur Unfruchtbarkeit kommen kann.

Hormonfreie Verhütung
Wem monatliche PMS oder ein unregelmäßiger Zyklus nichts ausmachen, kann auf hormonfreie Verhütungsmittel wie Kondome, Diaphragma, NFP, Kupferspirale, -kette, oder -ball umsteigen. Viele Frauen berichten, dass sie sich nach dem Absetzen der Pille energetischer und wohler in ihrer Haut fühlen, emotionaler reagieren oder ihre Libido wieder stärker spüren.

Achtung! DAS setzt die Pille außer Kraft

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