Auswirkungen der Wechseljahre auf den Körper

Auswirkungen der Wechseljahre auf den Körper

Wenn in den Wechseljahren die Hormone Kapriolen schlagen, wirbeln sie viel durcheinander. Doch mit etwas Zuversicht und passenden Helfern aus der Apotheke machen Sie das Beste aus dieser bewegten Zeit – und starten noch einmal durch.

Es könnte so schön sein: Im Job macht mir niemand mehr etwas vor, meinen Stil habe ich gefunden, die Kinder forden nicht mehr volle Aufmerksamkeit – endlich wieder Zeit für mich. Beste Aussichten also für die Jahre zwischen 40 und 50. Frauen in diesem Alter sehen heute sehr viel jünger aus als noch ihre Mütter und Großmütter. Das Geburtsjahr verrät nichts weiter, als dass wir als Teenager entweder Blumen im Haar, Schulterpolster oder neonfarbene Leggings trugen. Und dann kommen sie, die Wechseljahre! Jetzt bin ich alt. Mein Leben als Frau – vorbei. Ab jetzt geht es nur noch bergab. Dieses Schreckgespenst geistert nach wie vor in unseren Köpfen herum. Tatsache ist: Keine Frau kann vor dem Klimakterium davonlaufen.

Hormonersatztherapie

Lange umstritten, jetzt wieder da

Jahrelang war die Hormon­ersatztherapie verpönt. Im Jahr 2002 musste eine große Frauengesundheitsstudie in den USA abgebrochen werden, weil sich Schlag­anfälle, Herzinfarkte und Brustkrebs unter HET häuften. Von heute auf Morgen fiel diese Therapieform nahezu weg. Doch neuere Erkenntnisse zeigen, dass die Gesundheit amerikanischer Frauen durch Übergewicht und andere schädigende Fakto­ren generell eher gefährdet ist, als die der Deutschen. Und die Zusammensetzung der in den USA verabreich­ten Hormone unterscheidet sich von der, die bei uns zum Einsatz kommt. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Ge­burtshilfe empfiehlt daher die wohldosierte Gabe von Hormonen bei starken Wechseljahresbeschwerden, die sich nicht anders behan­deln lassen sowie bei nachweis­licher Osteoporose und wenn die Wechseljahre bereits vor dem 40. Lebens­jahr eingesetzt haben. Ausdrücklich nicht angezeigt ist die HET bei einer Krebs­erkrankung, zur Behandlung leichter Beschwerden oder als Anti-­Aging-­Mittel.

Aber es be­steht auch kein Grund, in Panik zu geraten und nur noch schwarzzusehen. Die Bio­logie übernimmt einfach noch einmal das Zepter, wie damals in der Pubertät. Irgend­wann, meist zwischen Mitte 40 und Anfang 50, gehen die Eierstöcke in Altersteilzeit. Sie bilden immer weniger weibliche Geschlechtshormone wie Östrogen und Gestagen und stellen allmählich den Betrieb ein. Dadurch wird der Eisprung unregelmäßig, bis er nach einer Weile ganz ausbleibt. Dieser Prozess rund um die letzte Regelblutung, die Menopause, zieht sich über einige Jahre hin.

Das Gehirn sperrt sich gegen die Wechseljahre

Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) schickt verstärkt Hormone aus, um die Eierstöcke noch einmal anzutreiben. Dadurch gerät das ausgeklügelte System der Hormone, die als körpereigener Botendienst alle denkbaren Prozesse regeln, durcheinander: Die „Kuriere“ vertauschen dann Nachrichten, verlaufen sich oder machen blau. Das bleibt im Körper nicht ohne Folgen. Und die psychovegetativen Störungen nerven, ohne Frage. Hitzewallungen, Schlafprobleme und Stimmungsschwan­kungen sind legendär. Auch Herzrasen, Schwindel, Nervosität, Infektanfälligkeit und Inkontinenz stecken in dem unlieb­samen Überraschungspaket, das die Wech­seljahre bereithalten können. Alles nichts, worauf es sich zu freuen lohnt. Doch nur etwa ein Drittel der Frauen hat stark unter diesen Sympto­men zu leiden. Bei einem weiteren Drittel machen sie sich leicht bemerkbar, und ein Drittel kommt völlig unbelastet davon. Noch eine gute Nachricht: Je positiver die innere Einstellung, desto weniger belas­tend werden die Nebenwirkungen der Hormon-­Achterbahnfahrt empfunden.
Gegen die körperlichen Beschwerden können Sie etwas tun. Aber lassen Sie nicht zu, dass Sie ihr Leben bestimmen. Wenn sich alle Gedanken und Gespräche nur noch um dieses Thema drehen, klingen Sie wirklich nach alter Frau. Die Wechseljahre sind keine Krankheit und ihre Begleiterscheinungen zwar unan­genehm, aber nicht gefährlich – bis auf eine Ausnahme: Sinkt der Hormonspiegel stark ab, steigt das Risiko für Osteoporose und Herz­-Kreislauf­-Erkrankungen. Die Hor­monersatztherapie (HET) gleicht den Mangel dann aus.

Pflanzliche Helfer bei Wechseljahrsbeschwerden

Als Alternative hält die grüne Apotheke viele pflanzliche Wirkstoffe parat, die den weiblichen Hormonhaushalt ausbalancieren und so das Wohlbefinden wiederherstellen. Gynäkologe Dr. Bernd Kleine-Gunk aus Fürth nennt allen voran zwei Gruppen von Pflanzenhormonen, die denen des menschlichen Körpers ähneln und vor allem bei den typischen Beschwerden in den Wechseljahren zuverlässig wirken: zum einen Extrakte der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa). Sie können in Tabletten- oder Tropfenform sowie als homöopathische Globuli eingenommen werden. Zum anderen die Isoflavone (Phytoöstrogene). Sie stecken hauptsächlich in Soja. In Asien, wo Soja als Grundnahrungsmittel gilt, sind klimakterische Beschwerden praktisch unbekannt. „In Japan existiert nicht einmal ein Wort für Hitzewallungen“, so Dr. Kleine-Gunk. Er empfiehlt uns Mitteleuropäerinnen, weniger Fleisch und Fett, dafür mehr Hülsenfrüchte und mehr Ballaststoffe zu essen.

Haut und Haare

Sinkt die Östrogenproduktion, fehlt auch Kollagen. Diese Eiweißstrukturen speichern unter anderem Wasser und halten somit die Haut elastisch. Darum wird sie in den Wechseljahren trockener, schlaffer und empfindlicher. Spendieren Sie Ihrer Haut besonders feuchtigkeitsbindende Pflege, etwa mit Hyaluron oder Peptiden (z. B. in „Eubos Anti Age Hyaluron Repair & Fill“, Apotheke, oder „Olaz Regenerist Falten­-Entspan­nungskomplex“). Und schüt­zen Sie besonders den Teint zuverlässiger als bisher vor UV­-Strahlen (z. B. mit „Garnier Ultralift Complete Beauty Tagespflege LSF 15“). Auch die Haare bekommen den Östrogenabfall zu spüren, werden dünner und trockener. Stärken Sie die Haarwurzel (z. B. mit „Priorin“, Apotheke), und wechseln Sie zu reichhaltigeren Pflege­produkten. Einen Schwung wichtiger Nährstoffe, wie Biotin, Selen, Zink sowie Vitamin B6, C und D, liefern spezielle Nahrungsergän­zungsmittel, z. B. „Orthomol Femin“ (Apotheke).

Die Wechseljahre als Neuanfang

Wenn Sie sich mehr bewegen, fluten Sie Ihr Blut mit Sauerstoff. Davon profitiert der gesamte Organismus, weil dann alle Organe optimal versorgt werden. Gleichzeitig erhöhen Sie Ihren Energieumsatz und gleichen dadurch den mit den Jahren etwas verlangsamten Stoffwechsel aus – Sie halten leichter Ihr Gewicht. Gute Laune stellt sich dann wie von selbst ein, prak­tisch als Sahnehäubchen obendrauf. Wäh­len Sie unbedingt eine Sportart, die Ihnen Spaß bringt. Dann werden Sie auch keine Ausreden suchen, um nach der Arbeit auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Aber die Wechseljahre haben nicht nur eine gesundheitliche Dimension. Die Zeit des Aufbruchs reicht darüber hinaus. Sie lässt sich nutzen, um Bilanz zu ziehen und noch einmal neue Ziele für sich zu defi­nieren. Das Leben ist nicht zu Ende. Es beginnt nur der nächste Abschnitt. Mit neuen Herausforderungen und neuen Erfahrungen. Mag sein, dass ein paar alte Gewohnheiten über Bord gehen. Aber nur, wenn Sie es wollen. Und natürlich werden sich neue Aspekte, Ideen und Bekannt­schaften ergeben, die Ihrem aufgefrischten Ich viel eher entsprechen. Bleiben Sie neugierig auf die Welt, dann kann Ihnen das Alter nichts anhaben.
Vielleicht ist es auch Zeit, trübe Gedanken nicht mehr zu betäuben, sondern ihnen nachzuspüren, sich lange beiseitegeschobenen Problemen zu stellen und seine Seele zu erforschen. Das kann in Gesprächen mit einer Psychologin geschehen. Ein Coaching oder eine Thera­pie ist längst kein Stigma mehr, sondern vielmehr eine Entscheidung, der Respekt gebührt. Hilfe in der bewegten Zeit kann aber auch in anderer Gestalt daherkom­men. Sie wollten schon immer einen Hund haben? Dann erfüllen Sie sich jetzt diesen Wunsch. Auch ein ehrenamtliches Enga­gement gibt dem Leben einen neuen Sinn. Und wenn Sie Lust haben, ein neues Hobby auszuprobieren, zum ersten Mal allein in den Urlaub zu fahren, mal wieder ein Buch zu lesen, das Sie alles um sich herum vergessen lässt, oder ob Sie Ihre Leidenschaft für Yoga entdecken – was auch immer Ihnen guttut, tun Sie’s! Das ist die beste Methode, um Stress abzubauen. Werfen Sie Ballast ab, und schälen Sie sich aus dem alten Kokon. Der Schmetterling mag ein paar Falten haben, aber er ist stark. Und wunderschön!
Frau mit Hitzewallungen© fizkes via iStock
Unangenehme Hitzewallungen gehören zu den typischen Wechseljahrsbeschwerden.

Hilfe bei Beschwerden

Hitzewallungen

Erneut haben Studien die Wirksamkeit von Wurzel­ extrakten aus der Trauben­silberkerze (z. B. in „Klimakto­ plant“, Apotheke) belegt. Alternativ: Rotklee (z. B. in „menoflavon“ oder „Salus Wechseljahre Tee“, Apotheke) lindert die Beschwerden durch enthaltene Phyto­östrogene (Isoflavone). Bei erhöhtem Brustkrebsrisiko vor der Einnahme ärztlichen Rat einholen.

Schlafstörungen

Ein Mix aus Hopfen, Baldrian und Melisse (z. B. in „Sedacur forte“, Apotheke) schenkt Ihnen erholsamen Schlaf und einen ausgeruhten Tag danach – ohne „Kater“­ Gefahr. Gleiches gilt für die Wirkstoff-­Kombi Passions­blume, Hafer, Kaffee und Zinkvalerianat im homöo­pathischen Präparat „Neu­rexan“ (Apotheke).

Trübe Gedanken

Ein natürlicher Stimmungs­ aufheller ist Johanniskraut (z. B. in „Laif 900 Balance“, „Remifemin forte“, Apotheke), das allerdings die Haut sonnenempfindlich machen kann. Die Wirkung setzt etwa nach drei Wochen ein. Von Anfang an wirkt „Neurapas balance“ (Apotheke), das dank einer einzigartigen, sich ergänzenden Kombi aus Johanniskraut, Baldrian und Passionsblume mit einer geringeren Dosis auskommt. Bei Depressionen kann eine Psychotherapie sinnvoll sein.

Scheidentrockenheit

Pflegende, fetthaltige Creme ohne Östrogene: „Vagisan FeuchtCreme“ (Apotheke). Damit lässt der Reibungs­schmerz beim Sex nach, und Sie können die körperliche Liebe wieder genießen.

Fragen Sie Ihren Apotheker

Apothekenpflichtige, frei verkäufliche Arzneimittel müssen Sie selbst bezahlen. Doch immer mehr gesetzliche Krankenkassen erstatten die Kosten für anthroposophische, pflanzliche und homöopathische Präparate. Fragen Sie bei Ihrem Versicherer nach!

Erschöpfung, Häufige Infekte

Kalte Güsse stärken das Immunsystem und machen munter: Mit warmem Wasser das Bein vom Fuß bis zum Knie abbrausen, bis sich die Haut rosa färbt. Dann kurz umschalten auf kaltes Was­ser. Haut an der Luft trock­nen. Das Schüßler­ Salz Nr. 3, Ferrum phosphoricum (D12, z. B. von DHU, Apotheke), regt die Abwehr an.

Gewichtszunahme

Bewegen Sie sich mehr als früher – mit einem Sport, der Spaß macht. Das gleicht den sinkenden Energiebedarf aus. Und essen Sie mehr Gemüse und weniger Fett.

Blasenschwäche

Der Östrogenmangel schwächt Schleimhäute und Muskulatur. Beckenboden­training (z. B. als würden Sie beim Wasserlassen „anhal­ten“) dämmt die Inkontinenz­ Gefahr ein. Möglichst zehn Minuten täglich üben.

Verdauungsprobleme

Der sinkende Östrogenspiegel während der Menopause beeinflusst auch die Darmflora und kann so Verdauungsprobleme wie Blähungen und Verstopfungen auslösen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, ausreichend Bewegung und eine gesunde, ballaststoffreiche Ernährung sowie probiotische Lebensmittel können entgegenwirken. 

Hier erfahren Sie, welche Hausmittel es zum Abführen gibt >>

Video: Klimakterium – das müssen Sie über die Wechseljahre wissen

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