
Unser Urin besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Der Rest setzt sich aus Elektrolyten, Abbauprodukten aus den Körperzellen wie Harnsäure oder Harnstoff sowie Fremdstoffen, beispielsweise Resten von Medikamenten, zusammen. Normaler, gesunder Urin ist geruchlos und hat eine blassgelbe Farbe. Morgens nach dem Aufstehen ist der Urin meist dunkler, da der Harnstoff zu diesem Zeitpunkt konzentrierter auftritt. Wie der Harn aussieht, ist auch abhängig von der Trinkmenge. Wer viel trinkt, verdünnt den Urin, sodass die Farbe heller wird.
Verschiedene Ursachen können dazu führen, dass sich der Urin kurz- oder langfristig verändert. Beispielsweise können sich weiße Flocken bilden – doch sind die Veränderungen ein Grund zur Sorge?
Flocken im Urin: Das sind die Ursachen
In den meisten Fällen handelt es sich bei Flocken im Urin um kleine Eiweißteilchen. Diese Eiweißbeimengungen nennt man Proteinurie. Die Proteinurie selbst ist noch kein Grund zur Sorge und geringe Mengen Eiweiß im Urin gelten als normal. Verschiedene Umstände wie Fieber, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr, Stress, bestimmte Lebensmittel und auch Sport können flockigen Urin auslösen – der Harn sollte sich jedoch nach kurzer Zeit wieder normalisieren. Wenn der Urin jedoch langfristig verändert bleibt, können verschiedene Faktoren verantwortlich sein, darunter Krankheiten. Dazu zählen vor allem:
Ernste Erkrankungen
Eine Erkrankung der Nieren – wie eine chronische Nierenschwäche oder eine Nierenentzündung – kann für anhaltenden flockigen Urin verantwortlich sein. Wenn die Nierenkörperchen geschädigt sind, können sie Schadstoffe nicht mehr richtig aus dem Blut in den Urin filtern. Weitere ernste Erkrankungen, die mit flockigem Urin einhergehen können, sind Bluthochdruck, Tuberkulose, Prostataentzündung, Diabetes und Herzbeutelentzündung.
Eines der Symptome im Frühstadium von Blasenkrebs ist eine Beimengung von Blut im Harn. Da das Blut bereits geronnen sein kann, bemerken Betroffene oft dunkle Flocken im Urin. Ein Blasentumor kann außerdem ähnliche Beschwerden wie eine Blasenentzündung hervorrufen.
Blasenentzündung
Auch bei einer Blasenentzündung können Flocken im Urin auftreten. Der Grund sind vermehrte Bakterien im Urin, die zu einer Trübung des Urins führen können. In Kombination dieser Bakterien befinden sich bei einer Blasenentzündung meist noch weiße Blutkörperchen (Leukozyten) im Urin, die mithilfe eines Urintests festgestellt werden können. Zusätzlich können Symptome wie Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang und Unterleibschmerzen vorkommen.
Schwangerschaft
Während einer Schwangerschaft kann es ebenfalls zu Veränderungen des Urins kommen. Als Ursache kommt das sogenannte Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriongonadotropin) infrage. Es kann den Urin stärker gelb färben und ihm zu einem süßlichen Geruch verleihen. Bemerken Sie als schwangere Frau Flocken um Urin, kann eine Präeklampsie infrage kommen. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung während der Schwangerschaft, die mit Bluthochdruck einhergeht. Neben einem erhöhten Puls und Wasseransammlungen sind Eiweißausscheidungen über den Urin – was sich durch Flocken im Urin äußert – ein Anzeichen für eine solche Präeklampsie.
Pilzinfektionen
Auch eine Pilzinfektion wie ein Scheidenpilz kann mit Flocken im Urin einhergehen. Der Grund: Bei einem Pilzbefall löst die Infektion eine Entzündungsreaktion aus, durch die Zelltrümmer und Eiweiß aus den infizierten Geweben in den Urin gelangen können, die als Flocken sichtbar werden. Zudem können Pilzinfektionen die Schleimhäute der Harnwege reizen, was ebenfalls zur Bildung von Flocken beiträgt.
Ernährung
Die Zusammensetzung des Urins wird stark von unserer Ernährung beeinflusst. Was wir essen und trinken, kann dazu führen, dass sich Farbe, Geruch und auch die Beschaffenheit des Urins sichtbar verändern. Manche dieser Veränderungen wirken zunächst beunruhigend, sind aber harmlos und temporär.
Wer etwa überdurchschnittlich viel Eiweiß zu sich nimmt – beispielsweise im Rahmen von Diäten, Muskelaufbau oder ketogener Ernährung – belastet die Nieren zusätzlich. Die Nieren versuchen, überschüssiges Eiweiß auszuscheiden, was in Form von kleinen Eiweißflocken im Urin sichtbar werden kann. Das ist meist unproblematisch, solange keine weiteren Symptome auftreten.
Medikamente
Auch bestimmte Medikamente können dazu führen, dass weiße Flocken im Urin auftreten. Hierzu gehören beispielsweise Antibiotika oder Medikamente, die im Kampf gegen Krebs eingesetzt werden (Zytostatika). Arzneimittel dieser Art haben Einfluss auf die biochemischen Prozesse im Körper – und können unter anderem den pH-Wert sowie die Zusammensetzung des Urins verändern. Des Weiteren kann die Einnahme von Medikamenten das Aussehen und den Geruch des Urins verändern, da die meisten Medikamente über den Harn ausgeschieden werden.
Flocken im Urin: Wann zum Arzt?
Da ernsthafte Erkrankungen die Ursache sein können, sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen, sobald Sie häufiger flockigen Urin bei sich feststellen oder dieser länger anhält. Nach der Untersuchung und dem Befund kann der Arzt die jeweilige Ursache behandeln. Dazu gibt es spezielle Urintests, mithilfe derer die verschiedenen Bestandteile des Harns untersucht werden können. Wenn es sich um dunkle Flocken handelt, sollten Sie den Grund schnellstmöglich ärztlich abklären lassen.
Wichtige Begleitsymptome, die ärztlich abgeklärt werden sollten:
- Brennen beim Wasserlassen: häufig ein Zeichen für eine Blasen- oder Harnröhrenentzündung.
- Fieber oder Schüttelfrost: kann auf eine Nierenbeckenentzündung oder eine systemische Infektion hinweisen.
- Schmerzen im Unterbauch oder unteren Rückenbereich: sprechen ebenfalls für eine Infektion der Harnwege oder Nieren.
- Häufiger Harndrang bei geringen Urinmengen: typisch für Harnwegsinfekte.
- Sichtbares Blut im Urin oder dunkle Flocken: könnten ein Hinweis auf Blasenprobleme oder sogar einen Tumor sein.
- Schaumiger Urin: kann auf erhöhte Eiweißausscheidung hindeuten (z. B. bei Nierenerkrankungen).
- Ungewöhnlicher Geruch: etwa süßlich (bei Diabetes) oder stechend (bei Infektionen oder bestimmten Lebensmitteln).