Was ist Demenz?
Demenz ist ein Oberbegriff für viele verschiedene Erkrankungen. Sie alle führen dazu, dass die geistige Leistungsfähigkeit nachlässt. Häufig erkranken ältere Menschen an Demenz, dennoch sind zwischen zwei und vier Prozent aller Menschen von einer Demenz vor dem 65. Lebensjahr betroffen. Besonders häufig ist die Alzheimer-Demenz, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben und dadurch Symptome wie eine abnehmende Gedächtnisleistung, Verwirrung, Stimmungsschwankungen und Sprachstörungen entstehen. In Deutschland leiden zwischen 20.000 und 24.000 Menschen unter 65 Jahren an einer Demenz. Die frontotemporale Demenz kann sogar bereits bei 20- bis 30-jährigen Menschen auftreten – bei dieser Erkrankung gehen die Nervenzellen in den vorderen Hirnarealen zugrunde. Begleitende Symptome sind hier unter anderem Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur und dem Sozialverhalten, Antriebslosigkeit oder Sprachprobleme.
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Im Video: Demenz früh erkennen
Für die Früherkennung der Demenz gibt es mittlerweile neben dem Mini-Mental-Status-Test auch einen Uhrentest, den schon Angehörige mit möglicherweise betroffenen Familienmitgliedern durchführen können.
So funktioniert der Demenz-Uhrentest
Ist es Vergesslichkeit oder könnte eine beginnende Demenz dahinterstecken? Diese Frage tritt automatisch auf, wenn der Einkaufszettel immer mal wieder vergessen wird oder gar Arzttermine. Die Angst ist in vielen Fällen unbegründet und doch kann eine frühe Diagnose von Vorteil sein, um mit einer individuellen Therapie zu beginnen. Mit psychometrischen Tests oder Demenz-Tests können Sie einen Verdacht prüfen und so erste Hinweise auf eine Demenz entdecken.
Der Demenz-Uhrentest unter der Vorlage von Shulmann untersucht die Gedächtnisleistung und Ausführungsplanung und ermöglicht durch das Ergebnis Rückschlüsse auf demenzielle Veränderungen.
Durchführung des Demenz-Uhrentests nach Shulman
- Die zu testende Person erhält ein Blatt Papier mit einem großen Kreis darauf. Der Arzt erklärt kurz, welche Seite oben und unten ist. Beim Uhrentest nach "Sunderland" muss die Testperson den Kreis selbst aufzeichnen.
- Der Arzt gibt die Anweisung: "Der Kreis stellt eine Uhr dar. Bitte tragen Sie die fehlenden Ziffern ein."
- Nachdem die Testperson die Uhr gezeichnet hat, gibt der Arzt die nächste Anweisung: "Bitte setzen Sie die Minuten- und Stundenzeiger auf die Uhrzeit 10 nach 11". Beim Uhrentest nach "Watson" entfällt diese Aufgabe mit dem Zeichnen der Uhrzeit, hier wird nur das Zifferblatt bewertet.
- Während die Testperson zeichnet, macht der Arzt Notizen: In welcher Reihenfolge geht die Testperson vor? Hat sie Schwierigkeiten beim Zeichnen? Wo gibt es Zögern? Sind häufige Korrekturen erforderlich? Wie lange dauert die Aufgabe?
- Der Arzt bewertet die Zeichnung der Testperson anhand festgelegter Kriterien.
Uhrentest bei Demenz: Die Auswertung
Der Demenz-Uhrentest gibt wichtige Informationen über die Testperson preis. Er gibt Aufschluss darüber:
- ob die Testperson Anweisungen verstehen kann.
- ob sie in der Lage ist, planvoll vorzugehen.
- wie gut ihr visuelles Gedächtnis funktioniert.
- ob sie in der Lage ist, ein komplexes Muster zu erfassen und darzustellen, bestehend aus einem Kreis, einem Zifferblatt und einer Uhrzeit.
Bei einer fortgeschrittenen Demenzerkrankung werden häufig Ziffern und Zeiger falsch oder unlesbar eingezeichnet, bei einer schweren Demenzerkrankung schreiben PatientInnen manchmal auch nur noch ihren Namen oder zusammenhanglose Wörter auf das Papier.
Einige Testpersonen positionieren zwar Ziffernblatt und den Stundenzeiger korrekt, aber platzieren den Minutenzeiger falsch. Dieses sogenannte Minutenzeiger-Phänomen kann auf eine beginnende Demenz hinweisen.
Das Ergebnis des Demenz-Uhrentests nach Shulman wird von "1" (perfekt) bis "6" (keine Darstellung einer Uhr) bewertet:
1 Punkt: Perfekt, keine Anzeichen für Demenz vorhanden
- Alle Ziffern sind korrekt eingetragen.
- Die Uhrzeit "10 nach 11" wird durch die Position der Zeiger richtig angezeigt.
2 Punkte: Leichte visuell-räumliche Fehler
- Ungleichmäßige Abstände zwischen den Ziffern.
- Einige Ziffern liegen außerhalb des Kreises.
- Einige Ziffern sind auf dem Kopf.
- Die Testperson hat Hilfslinien gezeichnet, um sich besser zu orientieren.
3 Punkte: Fehlerhafte Uhrzeit trotz richtiger Uhr
- Es ist nur ein Uhrzeiger dargestellt.
- Die Uhrzeit wird als Text ("10 nach 11") niedergeschrieben.
- Es ist keine Uhrzeit angegeben.
4 Punkte: Mittelschwere visuell-räumliche Orientierungsprobleme
- Unregelmäßige Abstände zwischen den Ziffern.
- Fehlende Ziffern.
- Mehr als 12 Ziffern.
- Die Ziffern sind entgegen dem Uhrzeigersinn eingetragen.
5 Punkte: Schwerwiegende visuell-räumliche Orientierungsprobleme
- Neben den Merkmalen von 4 treten weitere oder ausgeprägtere Auffälligkeiten auf (zusätzliche Kreise werden gezeichnet usw.).
6 Punkte: Keine Uhr dargestellt
- Die Testperson zeichnet überhaupt keine Uhr.
- Die Darstellung hat keinerlei Ähnlichkeit mit einer Uhr
Der Uhrentest zur Demenzerkennung ist unkompliziert und lässt sich relativ schnell durchführen. Experten sind sich einig, dass er eine aussagekräftige Methode zur Früherkennung von Demenz ist. Besonders bei Demenz sind Störungen der räumlichen Wahrnehmung ein häufiges Symptom. Durch eine einfache Zeichnung einer Uhr lassen sich diese visuell-räumlichen Fähigkeiten gut überprüfen. Wichtig: Auch wenn Sie den Demenz-Uhrentest Zuhause durchführen können, gehört eine ärztliche Diagnose dazu, denn auch die Seh- und Hörfähigkeit sollte untersucht werden.
Der Uhrentest wird häufig in Kombination mit dem Mini-Mental-Status-Test (MMST) verwendet; diese Kombination hat sich in Studien als sinnvoll erwiesen. Der (MMST) ist ein Kurztest zur Erfassung kognitiver Beeinträchtigungen bei älteren Menschen. Er besitzt eine hohe diagnostische Relevanz für die Diagnose von Demenz. Insbesondere bei Verdacht auf eine Demenzerkrankung wird er oft als Ersttest verwendet. Darüber hinaus dient er auch zur Verfolgung des Krankheitsverlaufs.
Kann man Demenz vorbeugen?
Es gibt einige Faktoren, die das Risiko für Demenz erhöhen können, wie beispielsweise Bluthochdruck, Diabetes oder Übergewicht. Um dem entgegenzuwirken, empfehlen Experten eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung und Verzicht auf Rauchen und Alkohol. Auch geistige Aktivitäten wie Lesen, Rätsel lösen oder Sprachenlernen können dazu beitragen, das Gehirn fit zu halten. Obwohl es keine Garantie gibt, dass man Demenz verhindern kann, kann eine gesunde Lebensweise das Risiko zumindest reduzieren.
Uhrentest und andere Hinweise auf Demenz
Es gibt einige Anzeichen, die auf eine beginnende Demenzerkrankung hindeuten können. Dazu gehören unter anderem Gedächtnisprobleme, Orientierungslosigkeit, Sprachstörungen oder auch Verhaltensänderungen. Verhaspeln sich Personen neuerdings immer wieder beim Sprechen oder haben Wortfindungsschwierigkeiten, die schwerer und schwerer werden, können das mitunter Frühboten einer Demenz sein. Um eine Diagnose zu stellen, gibt es verschiedene Tests und Untersuchungen, die von Ärzten durchgeführt werden können. Dazu zählen beispielsweise kognitive Tests, bildgebende Verfahren wie eine MRT-Untersuchung oder auch Bluttests. Es ist wichtig, bei Verdacht auf eine Demenzerkrankung frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, um eine möglichst genaue Diagnose stellen und eine geeignete Therapie einleiten zu können.