Darmsanierung nach Antibiotika: Anleitung, Wirkung und Risiken

Egal, ob Blasenentzündung oder vereiterte Mandeln – bestimmte Erkrankungen müssen mit Antibiotika behandelt werden. Doch die Medikamente bekämpfen nicht nur die krankmachenden Bakterien, sondern auch die nützlichen Darmbakterien. Aber ist eine Darmsanierung nach der Antibiotika-Einnahme sinnvoll? 

Erkältungen und Co. lassen sich häufig durch Ruhe und natürliche Mittel lindern. Bei schweren Erkrankungen, wie einer Lungenentzündung hingegen ist die Einnahme von Antibiotika meist unerlässlich. Denn die Medikamente kommen zum Einsatz, wenn Bakterien im Körper eine Infektion hervorgerufen haben. Obwohl sie bei der Bekämpfung von Krankheiten wichtig ist, hat eine Antibiotikaeinnahme auch Nachteile. Denn die Tabletten bekämpfen nicht nur die für die Infektion verantwortlichen Krankheitserreger, sondern töten auch hilfreiche Darmbakterien und schädigen so die Darmflora. 

Im Video: 5 typische Fehler, die dem Darm schaden

Mögliche Folgen einer Antibiotikaeinnahme

Zunächst ist es wichtig, dass Sie das verschriebene Antibiotikum genau so anwenden wie von Ihrem Arzt verordnet. Wenn Sie beispielsweise zu wenig davon einnehmen, können Bakterien überleben und gegenüber dem Wirkstoff unempfindlich werden. Diese Resistenz hat zur Folge, dass ein Antibiotikum bei einer erneuten Erkrankung möglicherweise nicht mehr wirkt und diese deshalb schwerer zu behandeln ist. Das kann besonders bei Kindern und älteren Menschen gefährlich werden. Gerät die Darmflora durch eine Antibiotikaeinnahme aus dem Gleichgewicht, drohen außerdem Folgen wie Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen, Völlegefühl oder sogar Unverträglichkeiten. Zudem kann eine gestörte Darmflora das Immunsystem schwächen und sie steht obendrein im Verdacht, das Entstehen von psychischen Erkrankungen zu begünstigen. 

Ist eine Darmsanierung nach Antibiotika sinnvoll?

Alle Mikroorganismen, die sich in unserem Verdauungstrakt befinden, bezeichnen wir als sogenanntes Darmmikrobiom. Ist dieses durch eine Antibiotikaeinnahme gestört, kann es abhängig vom Antibiotikum und der Einnahmedauer eine Weile dauern, bis sich die Darmflora wieder erholt hat. Eine "Darmsanierung" wird in der Alternativmedizin angewendet, um das Gleichgewicht mithilfe von einer Kur wiederherzustellen. Wissenschaftliche Belege dafür, dass die Darmsanierung sich förderlich auf die Gesundheit auswirkt, gibt es allerdings nicht. Aus diesem Grund raten wir Ihnen dazu, diese, wenn, dann nur bei einem Arzt und nicht selber Zuhause durchzuführen. 

Darmsanierung nach Antibiotika: Wie funktioniert sie?

1. Darmreinigung

In der Regel läuft eine Darmsanierung in drei Stufen ab. Als Erstes wird mit Abführmittel wie einem Einlauf, Glaubersalz dafür gesorgt, dass sich der Darm vollständig entleert.

Eine Darmreinigung ist die Voraussetzung für eine Darmsanierung und somit der erste Schritt der Behandlung. Der Darm muss zuerst von schädlichen Stoffen und Rückständen befreit werden. Verfahren und Mittel werden immer an die Ursache der Beschwerden und den aktuellen Zustand des Betroffenen angepasst. Oft werden pflanzliche Mittel zur natürlichen Darmreinigung eingesetzt, wie zum Beispiel die Colon-Hydro-Therapie, bei der der Darm mit sanften Einläufen gelehrt und gereinigt wird. Unter Umständen wird auch eine antimykotische (gegen Pilze) Therapie verwendet. Eine Darmkur kann bis zu zwei bis vier Wochen dauern.

Wer eine Darmreinigung durchführen möchte, muss nicht unbedingt zu chemischen Abführmitteln greifen – dies ist nicht im Sinne der Naturheilkunde. Natürliche Hausmittel sind ebenso wirksam, aber viel schonender. Eine abführende Wirkung haben zum Beispiel Flohsamen, Leinsamen und Weizenkleie. Auch Heilerde, Glaubersalz und Lebensmittel wie Trockenobst und Pflaumensaft wirken abführend.

Um Ihren Darm bei der Reinigung zu unterstützen, ist es wichtig, viel kohlensäurefreies Wasser zu trinken. Das Wasser hilft dabei, die schädlichen Bakterien aus dem Körper zu spülen. Täglich mindestens zwei Liter Wasser, zusätzlich zu anderen Flüssigkeiten, helfen dabei, Ihren Darm zu reinigen.

2. Präbiotika-Kur

Im zweiten Schritt werden Medikamente eingenommen, die Ballaststoffe enthalten, welche das Wachstum von Bakterienstämmen fördern, die für die Darmflora wichtig sind – sogenannte Präbiotika. 

3. Wiederaufbau der Darmflora

Anschließend erfolgt der Wiederaufbau der Darmflora mithilfe von Medikamenten in pulver- oder tablettenform, die hilfreiche Bakterien enthalten und die Darmflora wieder aufbauen sollen. Diese nennen sich Probiotika.

Wichtig: Die Wirkung von probiotischen Arzneimitteln ist umstritten – auf der Website der Verbraucherzentrale Bayern heißt es beispielsweise: „Es gibt keine Belege dafür, dass Lebensmittel mit speziellen Bakterienkulturen die Gesundheit positiv beeinflussen“. Für Gesunde seien die Medikamente nicht gefährlich, allerdings sollten kranke oder immungeschwächte Menschen vorsichtig sein.

Wann kann eine Darmsanierung noch sinnvoll sein?

  • Sie leiden ständig unter Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung, Durchfall, Blähungen oder auch Mundgeruch
  • Sie sind anfällig für wiederkehrende Pilzinfektionen
  • Sie fühlen sich schlapp und antriebslos
  • Sie möchten Ihrem Körper die Möglichkeit geben, Schlacken abzubauen und Schadstoffe auszuscheiden

Nebenwirkungen einer Darmsanierung

Im Zuge von einer Darmsanierung, insbesondere der Darmreinigung, kann es zu verschiedenen unerwünschten Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Kreislaufproblemen oder Elektrolytstörungen kommen. Letztere können entstehen, wenn Sie nicht ausreichen Flüssigkeit zu sich nehmen und ernste Folgen wie Herzbeschwerden hervorrufen. Abgesehen davon kann die Darmwand durch Darmspülungen, die nicht richtig durchgeführt werden, verletzt werden. Besonders Menschen mit Vorerkrankungen wie Herz- oder Nierenproblemen sowie Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa sollten auf eine Darmsanierung verzichten, wenn diese medizinisch nicht unbedingt erforderlich ist. Zu weiteren möglichen Nebenwirkungen zählen:

  • Nierenversagen
  • Durchfall
  • Herzinsuffizienz
  • Darmperforation
  • Infekte​
  • Benommenheit
  • Krämpfe

Eine Darmreinigung wird nicht für Patienten empfohlen, die unter Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, entzündlichen Ausstülpungen der Darmwand (Divertikulitis), Hämorrhoiden, sowie Nieren- und Herzerkrankungen leiden.

Darmflora natürlich wieder aufbauen

Anstelle von einer Darmsanierung können Sie Ihre Darmflora auch auf natürliche Weise wieder aufbauen. Dies funktioniert am besten mithilfe von einer gesunden Ernährung. Besonders hilfreich sind hierbei lösliche Bestandteile pflanzlicher Lebensmittel, von denen unsere Darmbakterien sich ernähren können – diese werden als Präbiotika bezeichnet. Diese sind beispielsweise in Haferflocken, Vollkornprodukten, Leinsamen oder Äpfeln enthalten. Abgesehen davon sollten probiotische Lebensmittel auf Ihrem Speiseplan stehen, also Lebensmitteln, die für den Darm nützliche Bakterien enthalten und so dabei helfen, die Darmflora aufzubauen. Dazu zählen etwa Joghurt, Kefir, Sauerkraut oder saure Gurken. Nach einer Antibiotikaeinnahme ist es sinnvoll, für mindestens einen Monat darmfreundlich zu essen.

Da der Darm eng mit unserer Psyche verknüpft ist, sollten Sie zudem Stress vermeiden, damit sich das Verdauungsorgan erholen kann. Ebenso können ausreichend Bewegung und Sport die Darmflora positiv beeinflussen.  

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Darmsanierung vorbeugen

Einer Darmsanierung können Sie vorbeugen, in dem Sie für ein gesundes Darmmilieu sorgen. Probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut und Joghurts können dabei unterstützen. Neben dem Einsatz von Probiotika reicht es für die Darmgesundheit oft auch schon aus, stets darauf zu achten, in Ruhe zu essen und seine Essgewohnheiten leicht umzustellen.

Es werden grob zwei Arten von Darmbakterien unterschieden:

  • Die gesundheitsschädigenden und fäulnisbildenden Kolibakterien produzieren Substanzen, die sich in unangenehmen und auffälligen Gerüchen in Stuhl, Schweiß und Urin ausdrücken. Bei der Verdauung von Proteinen entstehen die Stoffe Indol und Skatol als Abbauprodukt der Aminosäure Tryptophan. Diese Stoffe sind für den unangenehmen Geruch des Kots verantwortlich. Je mehr Tryptophan in der Ernährung enthalten ist, desto mehr kommen die Stoffe im Magen-Darm-Trakt vor.
  • Die gesundheitsfördernden Probiotika (Laktobakterien und Bifidobakterien). Sie stellen das Gleichgewicht in einer gesunden Darmflora her. Die beiden wichtigsten Arten sind Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium bifidus. Laktobakterien gehören zu den guten Bakterien, die ausreichend im Darm vorhanden sein sollten (optimales Gleichgewicht 85 Prozent Laktobakterien, 15 Prozent Fäulnisbakterien).