Blasenkrebs: Anzeichen und Behandlung

Blasenkrebs: Anzeichen und Behandlung der Erkrankung

Blasenkrebs zählt zu den häufigeren Krebserkrankungen und tritt vor allem im höheren Alter auf. Wir haben mit Prof. Dr. Stephan Roth gesprochen, einem Experten auf dem Gebiet der Blasengesundheit. Er hat uns erklärt, woran man die Krebserkrankung erkennt und, wie diese behandelt wird. 

Mit rund 15.000 Neuerkrankungen im Jahr gehört Blasenkrebs zu den häufigeren Krebserkrankungen in Deutschland. Bei der Erkrankung handelt es sich um einen bösartigen Tumor, der meist in der Schleimhaut der Harnblase sitzt. Diese Krebszellen teilen sich schneller als gesunde Zellen und können im schlimmsten Fall an andere Körperstellen oder Organe ausgeschwemmt werden. Das Risiko für Blasenkrebs nimmt mit steigendem Alter zu – Männer erkranken dreimal häufiger als Frauen.

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Unser Experte
Prof. Dr. Roth

Prof. Dr. Stephan Roth ist Direktor der Urologischen Universitätsklinik Wuppertal und Lehrstuhlinhaber für Urologie an der Universität Witten/Herdecke. Alle Informationen rund um das Thema Blase finden Sie auf seinem Blog blasendoktor.de.

Interview mit dem Blasendoktor: "Der wichtigste Risikofaktor für Blasenkrebs ist das Rauchen"

Unbehandelt, kann der Blasenkrebs "streuen", also auch andere Organe befallen – in diesem Fall ist eine Heilung nicht mehr möglich. Daher gilt, die Erkrankung möglichst schnell zu erkennen. Wir haben mit Blasendoktor Prof. Dr. Stephan Roth gesprochen und herausgefunden, welche Anzeichen es gibt und, wie die Krebserkrankung behandelt werden kann. 

vital.de: Wie entsteht Blasenkrebs? 

Prof. Dr. Roth: Letztlich unterscheidet sich der Mechanismus der Entstehung eines Blasenkrebs nicht von anderen Krebsarten. Entweder ist es ein chronisch-mechanischer Reiz wie bei einem Blasenkatheter oder ein chronisch-chemischer Reiz wie durch die krebserregenden Stoffe des Rauchens oder ein chronisch-entzündlicher Reiz, der zur unkontrollierten Gewebewucherung führt. Bei der Suche nach Vererbungsfaktoren hat man bislang erst sehr wenige Spuren entdeckt, sodass deren Aufdeckung durch genetische Analysen beispielsweise im Rahmen einer Früherkennung nicht sinnvoll ist.

vital.de: Welche Risikofaktoren gibt es? Haben bestimmte Personengruppen ein erhöhtes Risiko? 

Prof. Dr. Roth: Der wichtigste Risikofaktor für Blasenkrebs ist das Rauchen. So haben beispielsweise Männer, die mehr als 40 Jahre 20-30 Zigaretten pro Tag rauchen, ein fast 6-fach erhöhtes Risiko, an Blasenkrebs zu erkranken. Andere Risikofaktoren sind sogenannte aromatische Amine und Azofarbstoffe, die allerdings oft erst nach jahrzehntelanger Einwirkung bei Malern und Lackierern und seltener bei Friseuren zu Blasenkrebs führen können. In einigen Mitteln der chinesischen Kräutermedizin kommt die Aristolochiasäure vor, die zu Schleimhautkrebs der Nieren und Blase führen kann. Wichtig ist die chronische Reizung der Blase. Während dies bei Betroffenen, die über viele Jahre einen Katheter in der Blase haben, zu einem erhöhten Risiko eines Blasenkrebs führt, hat sich bei Frauen, die oft Blasenentzündungen haben, kein erhöhtes Risiko gezeigt. Auch für bestimmte Nahrungsmittel wie Kaffee oder Tee konnte kein eindeutig erhöhtes Risiko des Auftretens von Blasenkrebs nachgewiesen werden. 

Bilharziose als Ursache

In bestimmten Gebieten der Welt, darunter beispielsweise Afrika oder Südamerika, zählt auch die Infektionskrankheit Bilharziose (Schistosomiasis) zu den häufigen Ursachen für das Entstehen von Blasenkrebs. Die Tropenerkrankung wird von Würmerlarven in warmen Gewässern verursacht. 

vital.de: Wie kann man dem Entstehen der Erkrankung bestmöglich vorbeugen? 

Prof. Dr. Roth: Um einer Erkrankung vorzubeugen, müssen entweder Gefahren vermieden oder aktive Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Eine bewiesene Gegenmaßnahme ist die Vermeidung der krebserregenden Stoffe des Rauchens, die über die Nieren in den Urin ausgeschieden werden. Hört man auf zu Rauchen, verringert man das Risiko an Blasenkrebs zu erkranken, je nach Intensität des Rauchens bereits nach wenigen Jahren um ein Vielfaches. Ob als vorbeugende Maßnahme eine erhöhte Trinkmenge und der nachfolgende Ausspüleffekt von Giftstoffen aus der Blase hilfreich ist, konnte für den Blasenkrebs zwar nie bewiesen werden, erscheint aber biologisch wahrscheinlich. Muss ein Betroffener jahrelang einen Blasenkatheter tragen, muss wegen des erhöhten Risikos der Entstehung eines Blasenkrebs vermehrt auf Frühzeichen wie sichtbares Blut im Urin geachtet werden.

vital.de: Durch welche Anzeichen macht sich eine Krebserkrankung der Blase bemerkbar?

Prof. Dr. Roth: Das mit Abstand häufigste Frühsymptom ist Blut im Urin. Da die meisten Formen des Blasenkrebs blumenkohlartig oder rasenartig mit fingerförmigen Ausstülpungen wachsen, besteht mit zunehmender Größe das Risiko des Einreißens mit nachfolgenden Blutungen. Diese Blutungen kann man mit bloßem Auge sehen und sie sind fast immer schmerzlos im Unterschied zur Blutung bei einer Entzündung, bei der die Schleimhaut der Blase „wie Feuer brennt“. Hat man keine mit bloßem Auge sichtbare, sondern nur eine versteckte Blutung, die man nur durch Teststreifen oder ein Mikroskop erkennen kann, ist die Wahrscheinlichkeit einer Auslösung durch Blasenkrebs deutlich geringer. Tritt solch eine Mikroblutung neu auf oder bestehen bei den Betroffenen Risikofaktoren wie beispielsweise jahrelanges Rauchen, sollte ein Blasenkrebs durch eine flexible Blasenspiegelung ausgeschlossen werden.

vital.de: Welche Veränderungen des Urins sind normal und welche nicht?

Prof. Dr. Roth: Hat man eine schmerzlose Blutung im Urin, sollte immer eine fachärztliche Untersuchung durch einen Urologen erfolgen. Denn in ungefähr einem Viertel der Fälle ist dann ein Blasenkrebs die Ursache. Allerdings gibt es auch ungefährliche Ursachen wie beispielsweise eingerissene Krampfadern, wie sie beispielsweise bei Männern mit einer vergrößerten Prostata vorkommen können.

Eine Ausnahme ist eine Blutung im Rahmen einer Blasenentzündung, weil die Schmerzen so typisch sind, dass 9 von 10 Frauen alleine wegen der Symptome die richtige Diagnose einer Blasenentzündung stellen. Aber aufgepasst: Im Alter besteht das Risiko, einen Blasenkrebs zu übersehen. Nicht selten kommt es vor, dass Schmerzen und Blutungen monatelang mit einem Antibiotikum behandelt werden, obwohl die Ursache ein Blasenkrebs ist.

Hat man nur Spuren von Blut im Urin und keine Entzündungszeichen oder Schmerzen, ist das Risiko, dass ein Blasenkrebs dahintersteckt, deutlich geringer. Hier helfen dann Kriterien wie das Alter und ob ein Betroffener zu einer Risikogruppe wie Raucher gehört, um abzuschätzen, wie intensiv man eine Abklärung betreiben muss. 

Im Urin kann man darüber hinaus noch andere wichtige Krankheiten erkennen. So haben Menschen mit einem unentdeckten oder schlecht eingestellten Diabetes mellitus Zucker im Urin und Nierenkranke oft Eiweiß im Urin. Man kann diese Zucker- und Eiweissanteile im Urin heute sehr einfach mit Teststreifen erkennen und anschließend genau bestimmen. 

Ärztlichen Rat einholen

Suchen Sie bei anhaltenden Veränderungen Ihres Urins, insbesondere bei Blutbeimengungen oder Schmerzen beim Wasserlassen, die unabhängig von einer Blasenentzündung auftreten, unbedingt Ihren Arzt oder Ihre Ärztin auf. 

vital.de: Wie hoch sind die Heilungschancen bei Blasenkrebs?

Prof. Dr. Roth: Es hängt davon ab, was man für einen Blasenkrebs hat. In rund 70 Prozent sind die Blasenkrebsformen oberflächlich und wachsen nur auf der inneren Schleimhaut. Diese Formen des Blasenkrebs haben den Vorteil, dass sie fast nie streuend wachsen aber den Nachteil, dass sie in mehr als 50 Prozent wieder auftreten. Sie können mit einer elektrischen Schlinge unter optischer Kontrolle meist gut entfernt werden. In bestimmten Fällen muss man durch eine ergänzende Spülbehandlung der Blase mit chemischen Mitteln (Chemotherapeutika) oder durch immunstimulierende Mittel (BCG) versuchen, schnelle Wiederauftritte der Tumore zu verhindern. Problematisch sind die restlichen 30 Prozent der Tumore, die in die Tiefe wachsen. Hier ist eine Heilung für die Betroffenen oft nur möglich, wenn man die Blase entfernt, eine Ersatzblase anlegt und das Ganze mit einer ergänzenden systemischen Chemotherapie oder Immuntherapie verbindet.

vital.de: Wie sieht die Therapie der Erkrankung aus?

Prof. Dr. Roth: Hat man durch eine Blasenspiegelung den Tumor gefunden, muss er in Narkose durch die Harnröhre mit einem Miniinstrument entfernt werden. Man nutzt dabei den natürlichen Ausgang der Blase, die Harnröhre, um mit einem kleinen Instrument in die Blase zu gelangen. Durch dieses sehr kleine Gerät kann man dann unter optischer Kontrolle eine kleine Schlinge einführen und den Tumor mithilfe von elektrischem Strom abtragen. Das Gewebe wird dann zu einem Pathologen geschickt, der es auf Bösartigkeit untersucht und festlegt, wie tief der Blasenkrebs in tiefere Schichten eingewachsen ist.

Bei der Mehrzahl der Blasentumore ist diese Operation ausreichend und wird durch eine engmaschige Nachsorge mit Blasenspiegelungen und eventuell eine Spültherapie der Blase ergänzt. Hat man einen Tumor, der tief in das Blasengewebe einwächst, steigt das Risiko einer Tumorstreuung stark. Dann ist es eventuell notwendig, die krebsbefallene Blase zu entfernen und durch eine Ersatzblase aus patienteneigenem Darm zu ersetzen. Um das Risiko einer Streuung zu verringern oder bei einer bereits nachgewiesenen Streuung gibt es sowohl eine Chemotherapie als auch eine neue, immunmodulierende Systemtherapie. Bei sehr alten oder sehr kranken Betroffenen ist oft eine Blasenentfernung zu belastend, sodass man auch eine Bestrahlung der Blase versuchen kann.

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