Was ist Aphasie?
Der Begriff Aphasie leitet sich aus dem Altgriechischen ab und bedeutet „Sprachlosigkeit“. Doch mit Verwunderung und Verdutztheit hat Aphasie nichts zu tun. Bei Betroffenen ist das Sprachzentrum im Gehirn beschädigt, sie verlieren mitunter die Fähigkeit Sprache zu bilden oder zu verstehen komplett. Es gibt verschiedene Formen der Aphasie. Bei den schwersten Erscheinungen der Hirnschädigung können Erkrankte weder sprechen, noch Sprache verstehen. Sie verlieren auch die Fähigkeit des Lesens und Schreibens. Die wichtigsten Informationen zur Aphasie haben wir Ihnen hier zusammengestellt.
Sprachstörung oder Sprechstörung?
Aphasie ist eine Sprachstörung. Der Grund der Störung liegt im Sprachzentrum im Gehirn. Somit kann Sprache kognitiv nicht gebildet oder verstanden werden. Im Unterschied dazu sind Sprechstörungen Störungen des Sprechapparats, bei denen der Prozess des Sprechens behindert wird. Der Unterschied zwischen Sprach- und Sprechstörung ist also erheblich.
Ursachen der Aphasie
Aphasie entsteht immer durch Verletzungen oder Beschädigungen eines oder mehrerer Areale im Gehirn. Viele Bereiche in der Großhirnrinde der linken Gehirnhälfte sind maßgeblich an der Sprachfähigkeit beteiligt. Es gibt Areale, die besonders aktiv sind, wenn es etwa um Verarbeitung des Satzbaus geht. Andere Bereiche werden aktiviert, wenn Satzverstehen gefragt ist. Über die Großhirnrinde verteilt finden sich überall Bereiche mit speziellen Sonderaufgaben in Bezug auf die Sprachfähigkeit. Darunter fallen auch Aufgaben, die sehr interpretativ sind, etwa die Bedeutung von Gesprochenem im Zusammenhang mit dem Satzbau. Werden solche Areale verletzt, leidet die Sprachfähigkeit.
Die häufigsten Ursachen für Schäden solcher Sprachzentren sind
- Schlaganfälle
- Hirnblutungen
- Schädel-Hirn-Traumata nach Stürzen oder Schlägen auf den Kopf
- Tumore
- Entzündungen im Gehirn
Formen der Sprachstörung
In Deutschland wurde 1983 mit dem Aachener Aphasie-Test ein standardisierter Test zur Feststellung der Form und Schwere einer Aphasie entwickelt. Aachener Forschende unterteilen die Sprachstörung entsprechend dieses Tests in vier Formen:
Anomische Aphasie
Störung der Sprachzentren sorgt vor allem für Wortfindungsstörungen. Die Sprache ist bei den meisten Betroffenen weiterhin fließend, wobei entfallene Worte umschrieben werden.
Broca-Aphasie
Schäden im Broca-Areal der Großhirnrinde sorgen für starke Wortfindungsstörungen. Die Sprache ist nicht mehr fließend, stockt häufig und Sätze können von Betroffenen oft nur mit großer Anstrengung gebildet werden. Auch das Sprachverständnis ist oft beeinflusst.
Wernicke-Aphasie
Schäden im Wernicke-Areal des Hirns sorgen für Sprachstörungen, die sich vor allem durch Wort- und Lautverwechselungen ausdrücken. Auch bilden die Betroffenen mitunter neue Worte, wobei ihnen nicht auffällt, dass sie unverständlich sprechen. Ein übermäßiger Spracherguss hängt auch oft mit Verletzungen des Wernicke-Areals zusammen.
Globale Aphasie
Die schwerste Form der Aphasie hat katastrophale Folgen für die Sprachbildung und das Sprachverständnis. Lautsprache ist kaum oder gar nicht mehr möglich. Schwere Verletzungen oder Erkrankungen des Gehirns sind die Hauptursache für die globale Aphasie.