Fast 70 Prozent aller Menschen in Industrieländern erkranken mindestens einmal in ihrem Leben an einem Hämorrhoidal-Leiden, umgangssprachlich als Hämorrhoiden bezeichnet. Was viele Menschen nicht wissen: Jeder von uns hat Hämorrhoiden – dabei handelt es sich um kleine Gefäßpolster, die sich in der Nähe des Afters, am Ausgang des Enddarms, befinden. Gemeinsam mit dem inneren und äußeren Schließmuskel sind die Hämorrhoiden dafür zuständig, den Darm abzudichten und tragen zur Kontrolle der Darmentleerung bei. Von uns bemerkt werden die Schwellkörper allerdings nur, wenn sie krankhaft vergrößert sind.
Wie entsteht ein Hämorrhoidal-Leiden?
Unsere Hämorrhoiden sind gut durchblutet und können daher unter bestimmten Voraussetzungen stark anschwellen. Dazu zählt beispielsweise eine chronische Verstopfung – durch das starke Pressen beim Stuhlgang staut sich das Blut in den Gefäßpolstern, sodass es nicht mehr ungehindert abfließen kann. Als Folge vergrößern sich die Hämorrhoiden und können so eine Reihe von Beschwerden hervorrufen. Weitere Faktoren, die das Entstehen von Hämorrhoiden begünstigen, sind ein Bewegungsmangel, Übergewicht, Schwangerschaft, häufiger Durchfall, harter Stuhlgang, angeborene Bindegewebsschwäche sowie eine ballaststoffarme Ernährung.
Hämorrhoiden erkennen
Jeder Mensch, unabhängig von Alter und Geschlecht, kann Hämorrhoiden bekommen – am häufigsten betrifft das Krankheitsbild jedoch Menschen zwischen 45 und 65. Generell lässt sich das Hämorrhoidal-Leiden in vier Stadien einteilen:
- Stadium 1: Im ersten Stadium sind die Gefäßpolster nur leicht vergrößert und lediglich mit einem speziellen Untersuchungsgerät (Proktoskop) sichtbar. Hier verursachen die Hämorrhoiden meist noch keine Beschwerden.
- Stadium 2: Im zweiten Stadium sind die Hämorrhoiden schon so vergrößert, dass sie mit dem Finger ertastet werden können. Beim Stuhlgang oder bei körperlicher Belastung treten sie aus dem After aus, ziehen sich anschließend aber selber wieder zurück.
- Stadium 3: Im dritten Stadium sind die Hämorrhoiden so groß, dass sie sich nach dem Stuhlgang nicht alleine wieder zurückziehen. Hier muss mit dem Finger nachgeholfen werden.
- Stadium 4: Im vierten Stadium sind die Gefäßpolster so groß, dass sie auch mit dem Finger nicht wieder zurückgedrückt werden können. Häufig tritt zusätzlich ein Teil der Analschleimhaut aus dem After aus, was als Analprolaps bezeichnet wird.
Das Hämorrhoidal-Leiden äußert sich durch unangenehme Symptome wie Juckreiz, Brennen sowie Nässen am After. Abgesehen davon können ein Fremdkörpergefühl, Schleim im Stuhl, das Gefühl der unvollständigen Darmentleerung und im fortgeschrittenem Stadium außerdem starke Schmerzen auftreten.
In Stadium 1 können die geschwollenen Hämorrhoiden durch harten Kot verletzt werden und aufplatzen – dadurch kann es zu Blutbeimengungen im Stuhl kommen. Dies kann sich zum Beispiel durch hellrotes Blut am Toilettenpapier bemerkbar machen. Ab Stadium 2 kann es zu größeren Blutmengen kommen.
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Analfissur erkennen
Im Gegensatz zu Hämorrhoiden handelt es sich bei einer Analfissur um kleine Risse im Bereich des Enddarms. Sie können sowohl außen am After als auch innen im vorderen Bereich der Darmschleimhaut auftreten und sind oft nur wenige Millimeter lang. Mediziner unterschieden zwischen einer primären und einer sekundären Analfissur. Primäre Analfissuren werden durch ähnliche Faktoren wie auch Hämorrhoiden hervorgerufen: zu starkes Pressen beim Stuhlgang, häufige Verstopfung oder Durchfall, Übergewicht sowie eine ballaststoffarme Ernährung.
Sekundäre Analfissuren entstehen als Folge anderer Krankheiten wie chronisch entzündliche Darmerkrankungen (zum Beispiel Morbus Crohn) oder Infekte.
Typischerweise machen die Risse sich durch Symptome wie Brennen, Stechen oder Jucken bemerkbar. Es können geringe bis starke Schmerzen auftreten. Genauso wie bei Hämorrhoiden kann es bei einer Analfissur zu Blut im Stuhl kommen.
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Hämorrhoiden oder Analfissur?
Ähnliche Faktoren können das Entstehen von Hämorrhoiden und Analfissuren begünstigen und auch die Symptome der jeweiligen Erkrankung können sich ähneln, beispielsweise können bei beiden Juckreiz oder Brennen auftreten.
Allerdings gibt es auch einige Unterschiede, mit denen Sie beide Krankheitsbilder unterscheiden können: Beispielsweise tritt bei einer Analfissur häufig ein stechender Schmerz auf, in der Regel nach dem Stuhlgang. Dieser kann jedoch auch Stunden danach noch andauern. Hämorrhoiden hingegen verursachen nur im fortgeschrittenen Stadium (starke) Schmerzen.
Beim Hämorrhoidal-Leiden haben Betroffene oft das Gefühl, der Darm würde sich nicht richtig entleeren. Dieses Symptom bleibt bei einer Analfissur aus.
Wichtig zu wissen ist außerdem, dass eine Analfissur ein Hämorrhoidal-Leiden verursachen kann. In jedem Fall sollten Sie Ihre Beschwerden von einem Facharzt oder einer Fachärztin abklären lassen, da diese beide Erkrankungen sicher voneinander unterscheiden können. Zudem ist bei beiden eine schnelle Behandlung wichtig ist, damit sie schnell und ohne Komplikationen abheilen.
Bei Beschwerden einen Arzt aufsuchen
Wenn es zu Blutbeimengungen im Stuhl kommt, sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden. Sowohl bei Hämorrhoiden als auch bei Analfissuren kann am Toilettenpapier oder im Stuhl Blut sichtbar werden – hier handelt es sich um helles Blut. Bemerken Sie dunkles Blut, sollten Sie schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen, da hier ernste Ursachen des oberen Magen-Darm-Trakts verantwortlich sein können.
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