„Ein Glas Rotwein am Tag ist gut fürs Herz“ – ein weit verbreiteter Glaube. Doch stimmt er oder überwiegen selbst bei kleinen Mengen Alkohol die Nachteile? Das sind die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Ist ein Glas Rotwein wirklich gut fürs Herz?
Alkohol ist ein Zellgift und richtet vor allem in größeren Mengen einen ordentlichen Schaden im Körper an. Organe wie Leber, Darm und Gehirn leiden besonders unter starkem Alkoholkonsum. Doch wie sieht es mit dem Herzen und geringen Mengen Rotwein aus? Schützen sie vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
Rotwein enthält gesunde sekundäre Pflanzenstoffe
Die gesundheitlichen Vorteile von Rotwein werden zumeist auf die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe zurückgeführt. Rotwein enthält nämlich wertvolle und vermutlich gesundheitsförderliche Pflanzenstoffe wie Flavonoide und ein Polyphenol namens Resveratrol. Vor allem Resveratrol wird häufig in Verbindung mit positiven Auswirkungen auf das Herz gebracht. Es gibt tatsächlich vereinzelt Studien, die bei Menschen einen blutdrucksenkenden Effekt von hoch dosiertem Resveratrol fanden. Allerdings ist die Evidenz nicht eindeutig und einige wissenschaftliche Übersichtsarbeiten zeigten keine oder nur minimale Wirkungen des Pflanzenstoffs.
Der wichtigste Faktor ist hierbei jedoch die Dosierung. In den Studien wurden Dosen von 150 bis 300 Milligramm Resveratrol täglich verabreicht. Rotwein enthält jedoch nur etwa 0,27 Milligramm Resveratrol pro 100 Milliliter Wein. Sie müssten also etwa 100 Liter Wein täglich trinken, um die Dosis zu erreichen. Dazu kommt, dass die negativen Auswirkungen des Alkohols in den Studien nicht berücksichtigt wurden, da Resveratrol in isolierter Form konsumiert wurde.
Mythos beruht auf alten Studien
Warum sich der Mythos des gesunden moderaten Alkoholkonsums nach wie vor hält, liegt an der Geschichte: Tatsächlich gab es große und vielzitierte Studien, die vermeintlich zeigten, dass sich moderater Alkoholkonsum positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkte. Allerdings wurden die Ergebnisse 2017 ins rechte Licht gerückt, als eine Neubetrachtung der Daten ergab, dass fälschlicherweise trockene Alkoholiker in die Kontrollgruppe der Nicht-Trinker sortiert wurden. Dadurch stand die Kontrollgruppe gesundheitlich schlechter da als die Gruppe der „moderaten Trinker“. Die Korrektur der Daten zeigte, dass moderater Alkoholgenuss nicht vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, sondern sogar den Blutdruck erhöht.
Bereits kleine Mengen Alkohol sind schädlich
Der Mythos, dass ein Glas Rotwein am Abend gesund sei, ist somit widerlegt. Bereits kleine Mengen Alkohol richten im Körper Schaden an. Nachgewiesenermaßen lassen bereits kleine Mengen Alkohol die graue Substanz des Gehirns schrumpfen. Des Weiteren erhöht Alkohol das Risiko für koronare Herzerkrankungen und zahlreiche Krebsformen, darunter Tumore der Knochen, des Knochenmarks und der Speiseröhre. Weltweit sind laut dem Journal of Clinical Oncology etwa 5,5 Prozent aller Krebserkrankungen auf Alkoholkonsum zurückzuführen.
Quellen: kenn-dein-limit.de, aok.de