Co-Narzissmus: Die unsichtbare Fessel in toxischen Beziehungen

In Beziehungen voller Leidenschaft und Hingabe schlummert manchmal ein ungebetener Gast: Co-Narzissmus. In diesem Beziehungsgeflecht spielt der Co-Narzisst die Rolle des stillen Unterstützers, der bedingungslose Liebe und Anerkennung für den narzisstischen Partner aufbringt. Doch diese toxische Dynamik kann fatale Folgen für das Selbstwertgefühl und die mentale Gesundheit des Co-Narzissten haben.

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Co-Narzissmus hinterlässt tiefe Spuren in der Seele.

Was ist Co-Narzissmus?

Co-Narzissmus beschreibt ein Beziehungsmodell, in dem ein Partner (der Co-Narzisst) die Bedürfnisse und Wünsche des narzisstischen Partners über die eigenen stellt. Getrieben von einem tiefen Bedürfnis nach Bestätigung und Liebe opfert der Co-Narzisst seine eigenen Grenzen und emotionale Gesundheit.

Typische Merkmale des Co-Narzissmus

Co-Narzissmus beschreibt eine Beziehung, in dem zwei Menschen in einer symbiotischen Beziehung zueinander stehen. Der eine Partner, der Narzisst, hat ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung und Bewunderung, während der andere Partner, der Co-Narzisst, sich selbst aufopfert, um die Bedürfnisse des Narzissten zu erfüllen. Das sind die typischen Merkmale:

Geringes Selbstwertgefühl

Co-Narzissten leiden häufig unter einem tief verwurzelten Gefühl der Minderwertigkeit. Sie zweifeln stark an ihren Fähigkeiten, ihrer Attraktivität und ihrem Wert als Person. Diese negativen Selbstbilder können durch die ständige Kritik und Abwertung des narzisstischen Partners noch verstärkt werden. Co-Narzissten vergleichen sich oft mit anderen und fühlen sich unzulänglich. Sie haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein und es nicht zu verdienen, geliebt zu werden.

Hohes Harmoniebedürfnis

Co-Narzissten haben ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Harmonie und Frieden in ihrer Beziehung. Sie scheuen Konflikte und Spannungen und versuchen diese um jeden Preis zu vermeiden. Dies kann dazu führen, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle unterdrücken, um den Partner nicht zu verärgern. Sie neigen dazu, die Probleme des Partners zu ignorieren oder zu minimieren, um die Harmonie zu bewahren.

Angst vor dem Verlassenwerden

Die emotionale Abhängigkeit vom narzisstischen Partner ist bei Co-Narzissten oft sehr stark ausgeprägt. Sie haben große Angst davor, verlassen zu werden und allein zu sein. Diese Angst kann so groß sein, dass sie alles tun, um den Partner zu besänftigen und seine Zuneigung zu erhalten. Sie opfern ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen und ertragen sogar Demütigungen und Misshandlungen, um die Beziehung aufrechtzuerhalten.

Bedürfnis nach Kontrolle

Um die Zuneigung und Bestätigung des Partners zu sichern, versuchen Co-Narzissten häufig, die Situation zu kontrollieren. Sie treffen Entscheidungen für den Partner, organisieren das Leben des Partners und versuchen, dessen Verhalten zu beeinflussen. Dieses Kontrollbedürfnis kann sich in verschiedenen Bereichen manifestieren, z. B. in der finanziellen Kontrolle, der Kontrolle der sozialen Kontakte oder der Kontrolle der Freizeitgestaltung.

Überfunktionieren

Co-Narzissten neigen dazu, im Übermaß für den Partner und dessen Probleme zu sorgen. Sie übernehmen Verantwortung für die emotionalen Bedürfnisse des Partners, lösen dessen Probleme und versuchen, dessen Leben zu verbessern. Dieses Überfunktionieren kann zu Erschöpfung, Frustration und Resignation führen. Co-Narzissten vernachlässigen dabei oft ihre eigenen Bedürfnisse und Interessen.

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Die Folgen für den Co-Narzissten sind weitreichend und zerstörerisch.

Was sind die Folgen von Co-Narzissmus?

Die ständige Unterordnung und bedingungslose Hingabe an den narzisstischen Partner zehrt am Selbstwertgefühl des Co-Narzissten. Ständige Kritik und Abwertung nagen am Selbstvertrauen, bis nur noch ein Schatten des eigenen Ichs übrig bleibt. Zweifel und Schamgefühle dominieren, die eigene Identität verschwimmt im Spiegelbild des narzisstischen Partners.

Die emotionale Abhängigkeit vom narzisstischen Partner und die Angst vor dem Verlassenwerden schmieden ein eisernes Band der Kontrolle. Co-Narzissten versuchen verzweifelt, die Zuneigung und Bestätigung des Partners zu erlangen, indem sie dessen Bedürfnisse über die eigenen stellen. Ein Teufelskreis der Selbstausbeutung beginnt, der die mentale Gesundheit des Co-Narzissten stark beeinträchtigen kann.

Die ständige emotionale Belastung, der Stress und die Unterdrückung der eigenen Bedürfnisse führen häufig zu Depressionen, Angststörungen und psychosomatischen Beschwerden. Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Verdauungsprobleme sind nur einige Beispiele der physischen Folgen des Co-Narzissmus.

Wie kann man sich aus der Co-Narzissmus-Falle befreien?

  1. Erkennen der eigenen Bedürfnisse: Der erste Schritt ist die Einsicht, dass die eigenen Bedürfnisse und Gefühle wichtig sind.
  2. Grenzen setzen: Co-Narzissten lernen, klare Grenzen zu setzen und diese auch zu verteidigen.
  3. Selbstwertgefühl stärken: Der Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls ist essenziell für die Heilung.
  4. Therapeutische Unterstützung: Professionelle Hilfe kann dabei helfen, die toxischen Muster zu erkennen und neue Beziehungsmodelle zu lernen.