Orgasmus durch Sit-Ups: Was ist dran am Coregasm?

Endorphine kennt man im Sport hauptsächlich vom Runner's High. Eine wissenschaftliche Studie hat nun gezeigt, dass beim Bauchmuskeltraining ganz andere Höhenflüge möglich sind. Wir verraten Ihnen, mit welchen Übungen der Coregasm oder Orgasmus beim Sport möglich ist.

Was ist ein Coregasm?

Auch wenn Sex, je nach Ausführung, eine durchaus anstrengende körperliche Betätigung sein kann, denken wohl die wenigsten beim Stichwort Orgasmus an sportliches Training. Dass diese Verknüpfung jedoch gar nicht so abwegig ist, beweist der sogenannte Coregasm. Das englische Schachtelwort aus "core" (= Körpermitte; auch: untere Rumpf- und Beckenmuskulatur) und "orgasm" kursiert seit wenigen Jahren im Internet. Viele fragen sich, ob an dem Phänomen tatsächlich etwas dran ist. Beim Coregasm soll während bestimmter Übungen durch die Anspannung der Bauch- und Beckenbodenmuskulatur indirekt die Klitoris so stark stimuliert werden, dass Frauen dadurch zum Orgasmus kommen können. Aber wie sieht es mit der Umsetzung aus und was sagt die Wissenschaft dazu?

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Laut Studie: Ein Viertel hatte Orgasmus beim Sport

Tatsächlich beschäftigt sich auch die Wissenschaft mit skurrilen Phänomenen wie dem Coregasm. Bereits im Jahr 2011 führte die Sexualforscherin und -therapeutin Debby Herbenick an der Indiana University eine Studie zum weiblichen Orgasmus beim Sport durch: Sie befragte 530 Frauen zu ihren bisherigen Erfahrungen mit Orgasmen oder sexueller Erregung bei sportlicher Betätigung. Erstaunlicherweise bestätigten 124 Frauen – fast ein Viertel der Probandinnen – dass sie bereits einen Orgasmus beim Training erlebt haben. Über die Hälfte von ihnen (51,4 Prozent) bekam den Coregasm während des Bauchmuskeltrainings.

Bei anderen trat der Orgasmus während des Trainings mit Gewichten (26,5 Prozent), Yoga (20 Prozent), Radfahren (15,8 Prozent), Joggen (13,2 Prozent) oder Wandern (9,6 Prozent) auf. Die Ursache für solche Orgasmen beim Sport ist noch nicht vollständig geklärt.

Ursache für den Orgasmus beim Sport

Eine anatomische Besonderheit könnte für den Coregasm verantwortlich sein: Die untere Rumpfmuskulatur und die Beckenbodenmuskulatur sind im weiblichen Körper zum Teil über Bindegewebe mit der Klitoris verbunden. Daher kann ein intensives und erschöpfendes Bauchmuskeltraining zur indirekten Stimulation des Kitzlers führen. Ebenso könnte es sein, dass bei Frauen durch Crunches, Sit-Ups & Co auch umliegende Nervenbahnen, die eigentlich zum Genitalbereich gehören, aktiviert werden.

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Coregasm-Workout: Welche Übungen führen zum Höhepunkt?

Übungen oder Workouts, die die untere Bauchmuskulatur und den Beckenboden stark beanspruchen, führen am wahrscheinlichsten zum Coregasm. Durch die Kontraktion der unteren Bauch- und Beckenbodenmuskeln, z.B. bei Übungen wie den Leg Raises, wird die Klitoris indirekt mitstimuliert. So kann es zu ungewollter sexueller Erregung bis hin zum Orgasmus kommen. Wichtig ist dabei, dass der Körper bereits zu einem gewissen Grade erschöpft ist. Bauen Sie daher vor dem Coregasm-Workout eine ordentliche Cardio-Einheit auf dem Laufband oder Crosstrainer ein, um Ihren Körper zu ermüden.

Neben den Leg Raises gibt es noch weitere Übungen, bei denen es zum Coregasm kommen kann, z.B. Crunches, Bicycle-Crunches und Plank-Varianten. Auch in Büchern finden Sie Übungen für den Coregasm oder für ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur.

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Weitere Beispiele nicht-sexueller Orgasmen

Das gleiche Forscherteam, welches sich 2011 mit dem Coregasm beschäftigte, untersuchte im Jahr 2018 die Aussagen von 687 Frauen zum Thema nicht-sexuelle Orgasmen. Zusätzlich zu den Erfahrungsberichten über Orgasmen beim Sport, berichteten die Probandinnen von Orgasmen während sie Auto oder Fahrrad fuhren, während der Geburt und beim Stillen, aber auch beim Konsumieren von Drogen. Das Forscherteam kam zu dem Schluss, dass es abseits der klassischen vaginalen und klitoralen Orgasmen durch sexuelle Stimulation noch weitere Arten von Orgasmen gibt, die in alltäglichen Situationen vorkommen können. Sie werden zum Teil durch völlig unterschiedliche sensorische Reize ausgelöst.

Coregasm verhindern: Das hilft gegen ungewollte Orgasmen

Zum Höhepunkt zu kommen scheint auf den ersten Blick etwas Positives zu sein. Jedoch kann sexuelle Erregung in den falschen Situationen als äußerst unangenehm und störend empfunden werden. Beispielsweise kann ein Coregasm Ihnen beim Training die Konzentration rauben und Ihren Plan durcheinander bringen – oder Ihnen peinliche Situationen bescheren.

Mit ein paar einfachen Tipps können Sie den Höhepunkt beim Sport vermeiden: Gibt es bestimmte Übungen, die Sie häufig in einen Erregungszustand versetzen? Streichen Sie diese aus Ihren Workouts und ersetzen sie durch ähnliche Übungen, die zwar die gleichen Muskeln ansteuern, aber keine Erregung hervorrufen. Beispielsweise können Sie Leg Raises durch Reverse Crunches oder den Russian Twist ersetzen. Außerdem kann es helfen, sich kurz mit einer anderen Muskelpartie zu beschäftigen und danach wieder zum ursprünglichen Bauch-Workout zurückzukehren. Gehen Sie zudem nicht allzu erschöpft an Ihre Bauchmuskeln ran. Erschöpfung begünstigt nämlich auch einen Coregasm.