Krankenhaus Rating Report 2023: So ernst ist die Lage für Kliniken

Ohne Reform ist das deutsche Gesundheitswesen nicht mehr zukunftsfähig. Wie hart die finanzielle Lage für die Kliniken wirklich ist, zeigt der neue Krankenhaus Rating Report. Die wichtigsten Punkte lesen Sie hier.

Wirtschaftliche Lage der Kliniken verschlechtert sich

Um das deutsche Gesundheitssystem steht es nicht gut. Zwar ist die Qualität der medizinischen Versorgung hierzulande vergleichsweise hoch, bei vielen anderen Punkten lahmt der Gesundheitssektor aber erheblich. Eine alternde Bevölkerung erhöht den Bedarf an Gesundheits- und Pflegeleistungen, die aufgrund eines massiven Fachkräftemangels aber nicht abgedeckt werden können. Gleichzeitig bremst der geringe Grad an Digitalisierung Effizienz aus.

Im Video: So schlecht geht es den Kliniken

Auch spannend: „Wir erwarten 20 Prozent weniger Kliniken in Deutschland“ – Prognose des DKG-Chefs > >

Eines der größten Probleme in der Branche ist aber der enorme wirtschaftliche Druck, der auf Kliniken lastet. Die pauschale Vergütung von Patientenfällen über die 2004 eingeführte verpflichtende Fallpauschale führte zu einer Ökonomisierung des Klinikbetriebs. Je Fall werden durchschnittliche Behandlungskosten vergütet, die aber unabhängig von den tatsächlich erbrachten Behandlungskosten sind. Klinken, die weniger Fälle behandeln, bekommen weniger Geld.

Die tatsächliche wirtschaftliche Situation deutscher Krankenhäuser wird jährlich im Krankenhaus Rating Report analysiert. Der Report wird vom Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und dem Institute for Healthcare Business erstellt. Grundlage der Analysen sind Stichprobenauswertungen aus 521 Jahresabschlüssen von Krankenhäusern aus dem Jahr 2020 und 525 aus dem Folgejahr.

Insolvenzgefahr bei mehr als einem Viertel der Kliniken

Laut Report sind elf Prozent der deutschen Krankenhäuser im roten Bereich – erhöhte Insolvenzgefahr! Weitere 16 Prozent liegen im gelben Bereich. Immerhin 73 Prozent befinden sich im grünen Bereich, hier besteht keine unmittelbare Insolvenzgefahr.

Wie schlecht es um die finanzielle Situation deutscher Kliniken steht, zeigen auch die Gewinn-und-Verlustrechnungen: bei 32 Prozent der Krankenhäuser stand am Ende des Geschäftsjahres 2021 ein Verlust.

Besonders schlecht fällt das Rating der Jahresabschlüsse in Bayern und Baden-Württemberg aus – am besten sind immer noch die Krankenhaus-Ratings in Ost-Deutschland.

Wie ist der Ausblick für deutsche Krankenhäuser?

Die Analyse der Daten aus den Jahresabschlüssen der Vorjahre erlaubte den Forschenden auch eine Projektion der zu erwartenden wirtschaftlichen Lage der Kliniken in den kommenden Jahren. So projiziert das Reporting eine Zunahme der Kliniken, die in den nächsten Jahren in den roten Bereich abrutschen werden. Schon für das Geschäftsjahr 2023 erwarten die Forschenden erhöhte Insolvenzgefahr für 18 Prozent der Kliniken, bis 2030 könnten 44 Prozent der Krankenhäuser akut von Insolvenz bedroht sein.

Sollte der Fachkräftemangel sich weiter verschlimmern, würden sogar mehr als die Hälfte der Kliniken Verluste schreiben.

Mehr erfahren: Das sind die beiden besten Krankenhäuser Deutschlands > >

Durch die geplante Krankenhausreform, für die das Gesundheitsministerium unter Prof. Karl Lauterbach bereits zum Sommer 2023 einen Gesetzesentwurf vorlegen will, soll das marode Gesundheitssystem saniert werden. RWI-Gesundheitsexperte Prof. Dr. Boris Augurzky sagt:

Die geplante große Krankenhausreform ist ein notwendiger Schritt, um das deutsche Gesundheitswesen effizienter und damit zukunftsfähiger zu machen.

Für die deutschen Krankenhäuser läuft die Uhr. Nicht alle Kliniken werden noch rechtzeitig gerettet werden können.