Lepra: Das müssen Sie wissen
Lepra ist eine bakterielle Infektionskrankheit. Sie wird auch als "Aussatz" bezeichnet und durch das Mycobacterium leprae ausgelöst. Die Bakterien greifen Haut, Schleimhaut und Nervenzellen an und zerstören Gewebestrukturen. Zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit können bis zu 30 Jahre vergehen. Durchschnittlich dauert es fünf bis sieben Jahre, bis Symptome nach der Ansteckung ausbrechen.
Im Video: Auf Madagaska gibt es immer noch Lepra-Herde
Auch spannend: Was Sie über multiresistente Keime wissen müssen > >
Je nach Verlaufsform der Lepra können unterschiedliche Symptome auftreten. Es gibt vier Hauptformen der Lepra:
- Lepra indeterminata
- Tuberkuloide Lepra
- Lepromatöse Lepra
- Borderline Lepra
Die leichteste Form des Aussatzes ist Lepra indeterminata, bei der lediglich blasse Hautflecken auftreten, die in den meisten Fällen von selbst wieder ausheilen.
Bei der tuberkuloiden Lepra – einer leichten Form der Krankheit – kommt es ebenfalls zu Hautverfärbungen. Allerdings treten hier auch Nervenschäden auf, es kommt zu Taubheit und dem Verlust des Tastempfindens. Erkrankte spüren dann Schmerzen in den Fingern und Zehen nicht mehr – und merken nicht, wenn sie sich verletzen. Entzündungen an Fingern und Zehen bleiben dann lange unentdeckt und werden mitunter so schwer, dass Nekrosen entstehen – totes Gewebe, das großflächig entfernt werden muss.
Die lepromatöse Lepra ist eine der schweren Formen der Krankheit. Bei der lepromatösen Form der Infektionskrankheit ist die Haut von Betroffenen durch Geschwüre und Geschwulste gekennzeichnet. Es bilden sich auch Knoten auf und unter der Haut. Im medizinischen Jargon werden diese Entstellungen im Gesicht als „Löwengesicht“ bezeichnet.
Die Borderline Lepra ist eine Mischform der tuberkuloide und lepromatösen Lepra. Je nach Verlauf können die Symptome von einer zur anderen Art wechseln.
Kann man Lepra heilen?
Ja, frühzeitig diagnostiziert, kann mit Medikamenten und entsprechender Behandlung der Krankheitsfortschritt aufgehalten werden. Die Prognose der Heilung bei früher Diagnose des Aussatzes sind günstig.
Allerdings können einmal aufgetretene Veränderungen der Haut und Schädigungen der Nerven nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wird die Erkrankung aber nicht behandelt, führt sie zu starken Schädigungen der Haut, der Augen und der Nerven. Mit zunehmender Taubheit und Schmerzunempfindlichkeit in den Gliedmaßen werden Verletzungen an Fingern und Zehen bei Leprakranken häufiger. Diese Verletzungen führen mit der Zeit zu dauerhaft offenen Wunden und mitunter zum Absterben und Verlust von Fingern und Zehen.
Lepra: Das sind die Ursachen
Lepra ist auch als Hansen-Kranlheit bekannt, benannt nach dem Entdecker – Armauer Hansen – des Erregers. Für die Erkankung verantwortlich ist das Mycobacterium leprae. Das Besondere an den Bakterien: Es ist kaum aggressiv und lebt über Jahre verhältnismäßig unauffällig im Körper seines Wirtes. Da die Bakterien so unauffällig sind, richtet auch das Immunsystem des Menschen nicht sein volles Abwehrarsenal gegen die Erreger. Oft dauert es viele Jahre, mitunter Jahrzehnte, bis die Erkrankung überhaupt ausbricht.
Damit eine Ansteckung mit den Erregern von Mensch zu Mensch überhaupt möglich ist, muss ein langer und enger Kontakt bestehen. In der Regel stecken sich Menschen nur mit der Krankheit an, wenn sie regelmäßigen Kontakt zu Leprakranken haben. Erst nach langem Kontakt zu Leprakranken bricht der Aussatz auch bei anderen Menschen aus.
Wahrscheinlich wird Lepra über Tröpfcheninfektionen übertragen. Auch der Übertragungsweg durch kleine Wunden auf der Haut ist möglich. Wie genau die Ansteckungswege sind, ist noch nicht vollständig geklärt.
Lepra heute: Gibt es die Erreger immer noch?
Lepra ist eigentlich ein Relikt aus dem Mittelalter. Die Krankheit, die zu schweren Wucherungen im Gesicht und Entstellungen der Extremitäten führen kann, verbreitete sich besonders zwischen dem 11. und 14. Jahrhundert in Europa, Asien und Afrika. Mit dem medizinischen Fortschritt wurde Lepra immer seltener. Heute gibt es sie nur noch vereinzelt in einigen Entwicklungsländern.
Auch spannend: So gefährlich sind fleischfressende Bakterien > >
Umso erstaunlicher die Nachricht, die zuletzt für Staunen sorgte: Ein Mann aus dem US-Bundesstaat Florida hatte sich mit Lepra infiziert – obwohl er in seinem bisherigen Leben weder den Bundesstaat noch die USA jemals zuvor verlassen hatte.
Der Mann hatte sich also offenbar in seinem Wohnort in Zentralflorida mit der Krankheit angesteckt. Das Besondere an Lepra: Eine Ansteckung erfolgt nach aktuellem Stand der Forschung nur über langfristigen, engen Kontakt zu unbehandelten Lepraerkrankten.
- Da sich der Mann also offenbar nicht auf Reisen in exotischen Ländern angesteckt haben kann, muss der Kontakt in Florida stattgefunden haben. Dermatologen und Dermatologinnen einer Hautklinik in Florida kamen daher im Report des erstaunlichen Falls zu der Schlussfolgerung, dass das Bakterium, das Lepra verursacht, in Florida mittlerweile endemisch ist.
Endemisch bedeutet, dass ein Erreger in einem örtlich begrenzten Gebiet dauerhaft heimisch ist. Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention registrierten in den letzten zwei Jahrzehnten einen leichten Anstieg der Lepra-Infektionen in den USA. 2020 wurden zwar insgesamt nur 159 Fälle gemeldet, davon stammten aber mit 81 Prozent die allermeisten aus Zentralflorida – eben dort, wo die jüngste Infektion mit Lepra nachgewiesen wurde.