„Und wie sieht’s bei euch mit Nachwuchs aus?“ – kommt auch Ihnen diese Frage bekannt vor? Das Thema Kinderkriegen ist ein beliebtes Gesprächsthema, was wir gerne im Kreise von Familie und Freunden anschneiden. Was wir dabei oftmals vergessen: Hierbei handelt es sich um eine überaus sensibles und schambehafteten Tabu-Thema, das Pärchen schnell in eine unangenehme Situation bringen kann. Denn möglicherweise hegt das Paar einen Kinderwunsch, hat aber Schwierigkeiten, ein Baby zu bekommen und ist daher ungewollt kinderlos. Unfruchtbarkeit ist verbreiteter als die meisten denken: Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist rund jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos.
Unfruchtbarkeit beim Mann: „Dank künstlicher Befruchtung stehen die Chancen gut“
Um uns mehr mit dem Thema Unfruchtbarkeit, speziell zur Zeugungsunfähigkeit beim Mann auseinanderzusetzen, haben wir mit einer Expertin gesprochen. Sonja Indira Steinert ist Psychologin und Kinderwunschexpertin bei Fertilly – eine Online-Plattform, welche betroffene Paare berät und bei der Suche nach einer geeigneten Kinderwunschklinik berät.
vital.de: Ab wann gilt man als unfruchtbar oder zeugungsunfähig?
Sonja Indira Steinert: Generell, wenn man ein Jahr lang ungeschützten Geschlechtsverkehr hat und sich keine Schwangerschaft einstellt, spricht man von Unfruchtbarkeit. Dann gilt es herauszufinden, woran es liegt. Rein statistisch ist es so, dass es in etwa 30 % der Fälle an der Frau liegt, in 30 % der Fälle am Mann und in 20 % liegt es an beiden. In lediglich 10 % der ungewollten Kinderlosigkeit, kann man keine konkrete Ursache ausmachen.
Welche Gründe können eine Unfruchtbarkeit beim Mann hervorrufen?
Ist der Mann unfruchtbar, liegt es in etwa 30-40 % an idiopathischen Gründen, d.h. es kann keine konkrete Ursache festgestellt werden. In den allermeisten Fällen liegt allerdings eine Beeinträchtigung der Spermienqualität vor, das OAT-Syndrom (Oligo-Astheno-Teratozoospermie-Syndrom). Hierbei sind zu wenig, zu gering bewegliche und vermehrt fehlgeformte Spermien zu sehen.

Kann sich eine Unfruchtbarkeit auch anderweitig bemerkbar machen – gibt es gewisse Anzeichen?
Die Unfruchtbarkeit eines Mannes ist im Grunde körperlich selten an Symptomen festzumachen. Sexuelle Unlust oder Erektionsprobleme können Indizien sein. Oder aber es tritt überhaupt kein Ejakulat aus, bzw. unter Schmerzen.
Kann man die Zeugungsfähigkeit messen? Wenn ja, wie funktioniert dies?
Bei Männern geht das tatsächlich ziemlich einfach mittels eines Spermiogramms, da bekommt man direkt alle Werte. Dies kann entweder beim Arzt erfolgen – in dem Fall bei einem Urologen oder Andrologen – oder aber auch mit unserem Spermiogramm Testkit für zu Hause. Unserer Erfahrung nach fällt es vielen Männern nicht leicht, in eine Arztpraxis zu gehen, womit sich der Kinderwunsch-Prozess oftmals verzögert. Aus diesem Grund bieten wir die fortschrittlichste Testvariante für den Privatgebrauch an, die ebenso zuverlässige Ergebnisse wie im Labor liefert und alle wichtigen Parameter der Ejakulatanalyse berücksichtigt: Auskunft über Anzahl, Form und Beweglichkeit der Spermien. Innerhalb von 15 Minuten hat man das Ergebnis auf dem Smartphone, zusätzlich findet eine Überprüfung durch Experten statt. Einfacher geht es also nicht!
Gibt es Möglichkeiten, als unfruchtbarer Mann dennoch Kinder zu zeugen?
Trotz Einschränkungen gibt es dank der Hilfe einer künstlichen Befruchtung dennoch meist gute Chancen, ein Kind zu zeugen. Je nach Befund, gibt es entweder die Möglichkeit einer IVF oder ICSI Behandlung, beide haben gemeinsam, dass die Befruchtung außerhalb des weiblichen Körpers erfolgt. Der Mann muss hierfür lediglich die Samenprobe im Kinderwunschzentrum abgeben, diese wird dann gereinigt, aufbereitet und entweder im Reagenzglas mit den Eizellen zusammengeführt oder unter dem Mikroskop gezielt in die Eizelle eingebracht. Sollten sich im Ejakulat keine Spermien finden, besteht die Möglichkeit eine TESE bzw. MESA durchführen zu lassen. Hierbei wird eine Biopsie des Hodens bzw. Nebenhodens durchgeführt, um das entnommene Gewebe auf Spermien zu untersuchen. In der Regel ist im Anschluss eine ICSI Behandlung erforderlich, da die gewonnen Spermien meist keine gute Qualität aufweisen.
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