Was ist eine Nebenhodenentzündung?
Bei der Nebenhodenentzündung (Epididymitis) sorgen Bakterien für schmerzhafte Entzündungen der auf den Hoden aufliegenden Nebenhoden. Die Epididymitis betrifft vor allem Männer, die sexuell aktiv sind. Als eine der häufigsten Erkrankungen der männlichen Geschlechtsorgane entsteht eine Nebenhodenentzündung vor allem als Folgeinfektion. Bei einer Harnwegsinfektion, einer Prostataentzündung oder einer Geschlechtskrankheit wie etwa Gonorrhoe gehen Bakterien oft über die Harnwege und Samenleiter in die Nebenhoden über und verursachen dort Entzündungen.
Wo sitzen die Nebenhoden?
Die Nebenhoden sind ein wichtiger Teil des männlichen Geschlechtsapparats. Im Hodensack liegen sie auf der oberen, hinteren Hodenseite auf und verlaufen rückseitig entlang der Längsachse der Hoden. Auf der Oberseite befindet sich der Nebenhodenkopf, an der Unterseite des Hodens liegt der Nebenhodenschwanz. Beim Abtasten der Hoden können Männer die Nebenhoden ganz leicht erfühlen. Verursacht das Abtasten der Nebenhoden Schmerzen und sind Nebenhodenkopf und -körper stark geschwollen, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen.
Welche Funktion haben die Nebenhoden?
Die Nebenhoden übernehmen eine wichtige Funktion bei der Reifung von Samenzellen. Zwar werden Samenzellen in den Hoden gebildet, sie sind dann aber noch nicht bewegungsfähig. Ihre Schwimmfähigkeit durch eigenen Antrieb erhalten sie erst durch die Reifung in den Nebenhoden. Nachdem die Samen in den Hoden produziert wurden, gelangen sie in die Nebenhoden, wo sie über Kontakt mit der Nebenhodenwand Substanzen absorbieren, die ihre eigenständige Beweglichkeit erst ermöglichen. Sind die Samenzellen im Nebenhodenkopf und Nebenhodenkörper ausreichend gereift, gelangen sie zur Speicherung in den Nebenhodenschwanz an der rückseitigen Unterseite des Hodens. Hier werden sie bis zur nächsten Ejakulation gespeichert, wobei sich die Muskulatur des Nebenhodenschwanzes zusammenzieht und die Spermien in den Samenleiter transportiert.
Ursachen der Nebenhodenentzündung: Wie kommt es dazu?
Nebenhodenentzündungen entstehen in der Regel als Folge bakterieller Entzündungen anliegender Geschlechtsorgane und der Harnwege. Die Bakterien erreichen die Nebenhoden etwa über die Prostata oder entzündete Harnwege. Erreger, die typischerweise Epididymitis auslösen, sind:
- E.-coli
- Klabsiellen
- Staphylokokken
- Gonokokken
- Chlamydien
Einer der größten Risikofaktoren für die Entstehung von Nebenhodenentzündungen ist ungeschützter Geschlechtsverkehr. Dabei können Erreger wie Chlamydien oder Gonokokken leicht übertragen werden und Erkrankungen wie Gonorrhoe (Tripper) auslösen. Als Folge solcher Geschlechtskrankheiten können Bakterien dann auf die Nebenhoden übergehen. Menschen mit vergrößerter Prostata oder verengten Harnwegen zählen ebenfalls in die Risikogruppe für Entzündungen der Nebenhoden, da sie ihre Blase nicht immer komplett entleeren können. Der zurückgehaltene Urin ist die perfekte Grundlage für Bakterienbesiedlung. Entsteht eine Blasenentzündung, wandern die Bakterien über die Harnwege bis in die Nebenhoden ab.
Auch interessant: So viele Kalorien verbrennen Sie beim Sex > >
Ist Nebenhodenentzündung ansteckend?
Die Nebenhodenentzündung wird in den meisten Fällen durch Bakterien ausgelöst. Sind auch die Harnwege mit Erregern infiziert, können Bakterien durch ungeschützten Geschlechtsverkehr an den Sexualpartner oder die Sexualpartnerin übertragen werden. Ist die Ursache der Entzündung etwa eine Geschlechtskrankheit wie Tripper oder Chlamydien, können die Bakterien, die die Nebenhodenentzündung ausgelöst haben, übertragen werden. Zwar ist die Nebenhodenentzündung dann nicht direkt ansteckend, die zugrundeliegende Infektion allerdings schon.
Symptome der Entzündung der Nebenhoden
Akute Nebenhodenentzündungen bleiben selten unbemerkt. Männer, deren Nebenhoden entzündet sind, leiden in der Regel unter folgenden Symptomen:
- ausstrahlende Hodenschmerzen
- empfindliche Hoden und Nebenhoden
- starke Schmerzen bei Druck und Berührung der Hoden
- Rötungen und Schwellungen des Hodensacks
- Fieber
- Krankheitsgefühl und Abgeschlagenheit
- Ausfluss und Schmerzen beim Wasserlassen möglich
Im Unterschied zur akuten Epididymitis, die durch starke Schmerzen gekennzeichnet ist, verläuft eine chronische Nebenhodenentzündung überwiegend schmerzlos. Zwar treten auch hier Schwellungen der Nebenhoden und des Nebenhodenkopfes auf, Druckempfindlichkeit und Berührung der Hoden verursachen aber keine Schmerzen. Sind Ihre Hoden und Nebenhoden schmerzlos geschwollen, konsultieren Sie unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin. Die Schwellung kann auf andere Erkrankungen wie Hodenkrebs oder eine Infektion mit Chlamydien hindeuten.
Unbedingt lesen: Diese Geschlechtskrankheiten erkennen Sie an der Haut > >
Behandlung und Hausmittel

Akute Nebenhodenentzündungen werden mit Medikamenten behandelt. Vor allem Antibiotika helfen bei der Behandlung der bakteriellen Entzündung. Ein Urologe oder eine Urologin verschreibt Ihnen nach der Diagnose passende Antibiotika und Schmerzmittel. Während der Behandlung sollten Sie Bettruhe einhalten und körperlich fordernde Aktivitäten vermeiden. Geht die Entzündung auch mit Fieber einher, werden Ihnen sicherlich zusätzliche fiebersenkende Medikamente verschrieben. Während der Bettruhe wird empfohlen, die Hoden hochzulagern und zu kühlen. Legen Sie zum Hochlagern der Hoden etwa ein Sockenknäuel unter die Hoden. Das Hochlagern kann helfen, die Schmerzen zu lindern.
Hausmittel helfen bei einer Nebenhodenentzündung nur bedingt. Zur Kühlung der Hoden können Sie etwa selbstgemachte Umschläge und Wickel verwenden. Ein Leinentuch, das Sie zuvor mit kühlem Wasser befeuchtet haben, kann etwa zur Kühlung des Hodensacks angewendet werden.
Dauer der Nebenhodenentzündung
In der Regel klingt eine akute Entzündung nach acht bis zehn Tagen ab. Während dieser Zeit ist Bettruhe, Kühlung und die Behandlung mit Antibiotika und Schmerzmitteln für die schnelle Genesung unverzichtbar. Da die Bettruhe ein entscheidender Teil des Heilungsprozesses ist, werden Patienten mit akuten Entzündungen für gewöhnlich mehrere Tage krankgeschrieben. Sport ist erst nach etwa zwei Wochen wieder möglich. Hören Sie genau auf Ihren Körper und die Empfehlungen Ihres behandelnden Arztes oder Ärztin. Beanspruchen Sie Ihren Körper zu schnell wieder, können Entzündungen erneut aufflammen.
Die Nebenhodenentzündung geht nicht weg
Haben Sie auch nach mehreren Wochen immer noch Beschwerden wie Schmerzen, Rötungen des Hodensacks und Schwellungen der Hoden und Nebenhoden, konsultieren Sie unbedingt Ihren behandelnden Arzt oder Ärztin. Halten die Symptome zu lange an, ist eine chronische Nebenhodenentzündung zu befürchten. Es besteht bei anhaltenden Entzündungen in den Nebenhoden auch die Gefahr der Unfruchtbarkeit. Werden die Nebenhoden durch dauerhafte Entzündungen geschädigt, können die Samenzellen nicht reifen und werden bewegungsunfähig.
Nebenhodenentzündung oder Hodenkrebs?
Die beruhigende Nachricht zuerst: Für gewöhnlich kündigt sich Hodenkrebs nicht mit ausstrahlenden Schmerzen oder Schmerzen bei Druck und Berührung an. Hodenkrebs entsteht meist als stecknadelkopfgroße, fühlbare Verhärtung am Hoden. Am Anfang schmerzt der Tumor meist noch nicht. Erst im Laufe der Erkrankung können Schmerzen auftreten. Hodenkrebs kann außerdem überall am Hoden entstehen.
Mehr erfahren: An diesen Anzeichen erkennen Sie Hodenkrebs > >
Im Vergleich dazu ist eine Nebenhodenentzündung eine Infektion. Die Infektion verursacht von Anfang an Schmerzen und Schwellungen des Nebenhodens. Sie kann sich zu einer Hodenentzündung auswachsen. Bei Nebenhodenentzündungen sind ausschließlich die Nebenhoden schmerzempfindlich und geschwollen. Auch nicht zu verwechseln ist die Nebenhodenentzündung mit einer Hodentorsion. Bei der Hodentorsion dreht sich ein Hoden ein. Die Samenleiter werden dabei schmerzhaft verdreht. Die Hodentorsion macht sich durch plötzliche, extrem stechende Schmerzen bemerkbar. Suchen Sie in diesem Fall unbedingt einen Arzt oder Ärztin auf.