Hepatitis-B: Was Sie über die chronische Erkrankung wissen müssen
Als Hepatitis werden Leberentzündungen bezeichnet, die durch bestimmte Viren ausgelöst werden. Dies sind Hepatitis-Viren, auch HBV genannt. Verschiedene Arten des Virus lösen unterschiedliche Formen der Hepatitis aus. Die bekanntesten Formen der infektiösen Leberentzündung sind Hepatitis A, B und C.
Infektionen mit HBV, HAV oder HCV verursachen allesamt Leberentzündungen, doch während Hepatitis A in der Regel als akute Entzündung selbstständig wieder abheilt, sind die Chronifizierungsraten bei Hepatitis B und C wesentlich höher. Mit dem Begriff Chronifizierungsrate beschreiben Mediziner und Medizinerinnen, wie wahrscheinlich es ist, dass aus einer akuten Erkrankung eine chronische, also dauerhaft bleibende Krankheit wird. Gegen Hepatits B gibt es eine Impfung. Die Impfung bietet den zuverlässigsten Schutz vor einer Erkrankung.
Im Video: Was Sie unbedingt über Hepatitis-Infektionen wissen sollten
Hepatitis B wird von dem Hepatitis-B-Virus, kurz HBV, ausgelöst und verläuft in vielen Fällen ohne Symptome. Das macht die Lebererkrankung mitunter sehr gefährlich, denn aus akuten Erkrankungen der Leber ohne Symptome können schnell chronische Leberentzündungen werden. Aus einer Hepatitis B können später im Leben schwere Lebererkrankungen wie Leberkrebs oder eine Leberzirrhose entstehen. Gegen Hepatitis B gibt es einen Impfstoff. Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt die Impfung Personen mit Sexualverhalten mit hohem Infektionsrisiko, medizinischem Personal oder auch Kontaktpersonen von Hepatitis-Betroffenen. Mitunter macht die Impfung auch Sinn, wenn Reisen in Länder bevorstehen, die eine schlechte gesundheitliche Infrastruktur haben oder in denen ungewohnte hygienische Standards herrschen.
Hepatitis-B: Ansteckung und Übertragung
Das Hepatitis-B-Virus wird vor allem durch sexuellen Kontakt über Körperflüssigkeiten und Blut weitergegeben. Das Virus ist auch in Sperma, Speichel und Scheidensekret enthalten. Auch andere Körperflüssigkeiten wie Tränen, Muttermilch und eben auch Blut übertragen das Virus.
Über kleine Wunden und Verletzungen der Haut und Schleimhaut können HBV in den Körper eindringen. Aufgrund der vielfältigen Risiken für Ansteckungsmöglichkeiten über Körperflüssigkeiten gehört Hepatitis B zu einer der häufigsten Viruserkrankungen der Welt. Es wird geschätzt, dass 350 Millionen Menschen mit Hepatitis B infiziert sind. Während Hepatitis A und C mit der richtigen Behandlung vollständig aus dem Körper entfernt werden kann, bleiben Hepatitis-B-Viren ein Leben lang im Körper.
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So viele Fälle gibt es dieses Jahr in Deutschland
Hepatitis-Erkrankungen müssen in Deutschland von den behandelnden Ärzten und Ärztinnen gemeldet werden. Nur so kann ein Überblick darüber behalten werden, wie sich infektiöse Viruserkrankungen in der Bevölkerung ausbreiten. Das RKI nimmt Meldungen entgegen und veröffentlicht regelmäßig Daten zu neuen Hepatitis-Fällen. Im neuen epidemiologischen Bulletin vom RKI überraschen vor allem die Fallzahlen für gemeldete Hepatitis-B-Infektionen. Während der Kalenderwochen 1 bis 43 wurden dieses Jahr 12.702 neue Fälle gemeldet. Im selben Zeitraum 2021 wurden allerdings nur 6.681 Fälle registriert. Damit haben sich die Hepatitis-Neuerkrankungen innerhalb eines Jahres in Deutschland fast verdoppelt! Woran liegt es?
Warum gibt es jetzt doppelt so viele Hepatitis-Fälle?
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen erklären die innerhalb weniger Monate sprunghaft angestiegenen Fallzahlen folgendermaßen: Seit Oktober 2021 können sich Menschen ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre einem kostenlosen medizinischen Check-up unterziehen. Im Rahmen der Untersuchung werden Ultraschallaufnahmen der Organe gemacht, Urinproben analysiert und Blutwerte ermittelt. Teil der Untersuchung des Blutes ist auch die Suche nach Antikörpern und Virusmarkern, die auf Hepatitis B hindeuten. Erstmals haben viele Menschen nun eine Möglichkeit zur Hepatitis-B-Untersuchung, die auf Kosten der gesetzlichen Krankenkassen geht.
Wie auch während der Corona-Pandemie beobachtet werden konnte, gibt es einen logischen und offensichtlichen Zusammenhang zwischen vermehrten Tests und festgestellten Erkrankungen: Werden mehr Menschen auf Hepatitis B untersucht, werden auch mehr Fälle gefunden. Die Verdoppelung der Fallzahlen bedeutet also nicht, dass sich das Infektionsgeschehen verändert hätte, sondern nur, dass mehr Fälle, die ohne Tests unentdeckt geblieben wären, registriert werden konnten. Die Dunkelziffer für Hepatitis B liegt hingegen noch viel höher. Einige Ärzte und Ärztinnen gehen von bis zu 300.000 Hepatitis-B-Fällen in Deutschland aus. Wer die Möglichkeit hat, sich auf Hepatitis B testen zu lassen, sollte es unbedingt machen, um Partner, Partnerinnen und Mitmenschen zu schützen.
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Behandlung von Hepatitis B
Hepatitis B ist eine chronische Infektion der Leber. Die HBV bleiben ein Leben lang im Blut betroffener Menschen. Zwar gibt es Impfungen mit modernen Impfstoffen, das Risiko einer Ansteckung trotz Impfung bleibt aber bestehen. Hat sich ein Mensch mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert, gilt es, die Langzeitfolgen der chronischen Leberentzündung zu behandeln.
Ziel der Behandlung ist es, die Viruslast im Blut und der Leber so gering wie möglich zu halten. Dafür werden antivirale Medikamente verabreicht. Nimmt die Viruslast ab, kann sich auch die Leber erholen. Damit wird das Risiko für die Entstehung von Leberzirrhosen oder Leberkrebs verringert.
Hat sich allerdings über viele Monate und Jahre der chronischen Infektion der Leber eine Leberzirrhose gebildet, hilft mitunter nur noch eine Transplantation des beschädigten Organs.