Was steckt in der Chili?
Menschen können fünf Geschmacksrichtungen unterscheiden, Schärfe ist keine davon. Tatsächlich handelt es sich bei „geschmacklicher Schärfe“ um Schmerz. Bestimmte Bestandteile scharf „schmeckender“ Lebensmittel lösen mitunter schwere Reizungen von Wärme- und Schmerzrezeptoren auf unserer Zunge aus. Das feurig-heiße Brennen und stechende Pochen, was vor allem Chilischoten in unserem Mund verursachen, ist pures Schmerzempfinden. Dass scharfes Essen nicht jedem zusagt, ist nicht verwunderlich. Besonders bei Chili scheiden sich die Geister. Die feurigen Schoten haben schon so manches Essen ruiniert und schmerzhafte Erinnerungen hinterlassen. Dabei sollten wir eigentlich viel öfter scharf essen. Denn Schärfe – und besonders Chilis – haben viele nachweislich positive Effekte auf unsere Gesundheit. Chilischoten stecken darüber hinaus voller guter Nährstoffe und Vitamine, auf 100 Gramm etwa:
- Kohlenhydrate (8,8 Gramm)
- Ballaststoffe (1,5 Gramm)
- Fette (0,4 Gramm)
- Eiweiß (1,9 Gramm)
- Vitamin C (144 Milligramm)
- Vitamin B6 (0,51 Mikrogramm)
- Provitamin A (48 Mikrogramm)
- Eisen (1 Milligramm)
- Potassium (322 Milligramm)
- Capsaicin (je nach Chili-Art 0,01 bis 6 Gramm)
Übrigens: Die Schärfe einer Chilischote wird in der Einheit Scoville gemessen. Eine Gemüsepaprika hat etwa 0-10 Scoville, eine Peperoni zwischen 100 und 500, handelsübliche Tabascosauce etwa 5.000 Scoville und Pfefferspray zur Selbstverteidigung gegen Menschen hat bis zu 300.000 Scoville. Die derzeit schärfste Chili der Welt ist die Züchtung „Carolina Reaper“, die Schote misst etwa 2.200.000 Scoville.
Das sind die Effekte von scharfen Chilis
1. Antibakterielle Wirkung
Das Alkaloid Capsaicin macht Chilis scharf. In unseren Körpern aktiviert der Stoff die Wärme- und Schmerzrezeptoren. Was mitunter schmerzhaft ist, hat aber gesundheitlich einige Vorteile. Denn Capsaicin wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Dadurch macht der Chili-Stoff nicht nur Lebensmittel und Speisen länger haltbar, sondern hilft auch, Bakterien und Infektionen in unseren Körpern abzuwehren. Außerdem regt Capsaicin die Magensäureproduktion an. Dies erschwert es Bakterien, die wir mit der Nahrung aufgenommen haben, sich in unserem Verdauungstrakt zu vermehren.
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2. Verbesserte Durchblutung
Chilis fördern die Durchblutung und bringen den Kreislauf in Fahrt. Das in den Schoten enthaltene Capsaicin erweitert die Gefäße. Mehr Blut erreicht auch die kleinsten Gefäße in unseren Körpern, ein Grund dafür, dass scharfes Essen uns rot anlaufen lässt. Diese verstärkte Durchblutung kann auch helfen, Muskelschmerzen zu lindern. Wärmepflaster etwa setzen auf Capsaicin, das die Hautzellen reizt, stärker durchblutet und so heilende Wärme spendet. Eine angeregte Durchblutung kann darüber hinaus auch förderlich für die Herzgesundheit sein und helfen, Arterienerkrankungen vorzubeugen. Ebenfalls wirksam kann die durchblutungsfördernde Wirkung von scharfen Chili bei Kopfschmerzen sein. Wird die Durchblutung im Gehirn angeregt, können die schlimmsten Symptome der Migräne mitunter abgeschwächt werden.
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3. Starkes Immunsystem
Die körpereigenen Abwehrkräfte profitieren ebenfalls von scharfen Chilis. Die Schärfe regt nämlich die Durchblutung unserer Schleimhäute an. Starke Schleimhäute können Bakterien und externe Schadstoffe wesentlich besser abwehren, als trockene, schlecht durchblutete Schleimhäute. Darüber hinaus steckt Chili aber noch voller weiterer wichtiger Nährstoffe, die positive Effekte auf unsere Gesundheit haben. Allein das Vitamin C in 100 Gramm Chili entspricht schon 173 % des Tagesbedarfs. Vitamin A und Eisen sind wichtig für die Produktion von roten Blutkörperchen, die eine Signalfunktion bei drohenden Infektionen übernehmen.
4. Gesundes Herz, gesundes Gehirn
Dass die mediterrane Ernährung besonders gesund und bekömmlich ist, wissen wir bereits seit einiger Zeit. Italienische Forschende untersuchten in einer Studie vor wenigen Jahren nun aber explizit die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Chilis als Teil der mediterranen Diät. Dazu wurden die Gesundheitsdaten von mehr als 22.000 Bewohnern der Mittelmeerregion, die regelmäßig Chili aßen, über einen Zeitraum von acht Jahren beobachtet und ausgewertet. Die Ergebnisse: Probanden, die viermal pro Woche Chilis konsumierten, hatten ein 40 Prozent geringeres Herzinfarktsterberisiko als Chilimuffel. Auch das Risiko, an den Folgen eines Schlaganfalls zu versterben, sank bei den Chilivielessern um bis zu 50 Prozent.
5. Stimmungsaufheller
Chili haben einen positiven Effekt auf unsere Stimmung. Da das Capsaicin in den kleinen Scharfmachern unsere Schmerzrezeptoren stimuliert, reagiert unser Gehirn, wie es in schmerzhaften Situationen immer reagiert: Es schüttet Glückshormone aus. Diese Endorphine lindern den Schmerz, hellen unsere Stimmung auf und machen uns glücklich. Wer Chilis in moderaten Mengen und Schärfegraden genießt, kann also von einem natürlichen Glücklichkeitskick profitieren und seine Stimmung aufhellen.