
Was ist Alexithymie?
Alexithymie bezeichnet eine Persönlichkeits- oder Entwicklungsbesonderheit, bei der Menschen Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Gefühle zu identifizieren, zu verstehen und auszudrücken. Betroffene können ihre Emotionen nur schwer wahrnehmen, benennen und differenzieren. Körperliche Empfindungen, die mit Gefühlen einhergehen, werden oft besser wahrgenommen als die eigentlichen Emotionen selbst. Alexithyme Menschen haben oft Probleme, ihre Gefühle verbal oder nonverbal mitzuteilen. Sie wirken daher häufig emotionslos, distanziert oder wortkarg. Des Weiteren haben Betroffene oft eingeschränkte Fähigkeiten im Bereich der Fantasie und des Tagträumens. Der Fokus richtet sich häufig auf äußere Ereignisse und Handlungen, während die eigenen Gefühlswelt weniger beachtet wird.
Alexithymie-Test: So können Sie Ihren Gefühlen auf die Spur kommen
Dieser Test ist kein Ersatz für eine professionelle Diagnose. Er kann Ihnen jedoch einen ersten Hinweis geben, ob Sie alexithyme Züge haben.
Beantworten Sie die folgenden Fragen mit Ja oder Nein:
- Es fällt mir schwer, meine Gefühle zu beschreiben.
- Ich weiß oft nicht, was ich fühle.
- Andere Menschen scheinen ihre Gefühle besser zu verstehen als ich.
- Ich habe Schwierigkeiten, meine Gefühle in Worte zu fassen.
- Mir ist es unangenehm, über meine Gefühle zu sprechen.
- Ich koche innerlich, aber zeige es äußerlich nicht.
- Ich habe Probleme, mich in andere Menschen hineinzuversetzen.
- Körperliche Empfindungen sind mir wichtiger als Gefühle.
- Ich träume selten oder gar nicht.
- Ich habe eine sehr lebhafte Fantasie.
Auswertung:
- Weniger als 3 Ja-Antworten: Sie haben wahrscheinlich keine Alexithymie.
- 3-5 Ja-Antworten: Es könnte sein, dass Sie alexithyme Züge haben.
- 6 oder mehr Ja-Antworten: Es ist wahrscheinlich, dass Sie Alexithymie haben.
Wenn Sie viele Fragen mit Ja beantwortet haben, sollten Sie sich an einen Arzt oder Psychologen wenden.
Wichtig: Alexithymie ist keine Krankheit, sondern eine Persönlichkeitsbesonderheit. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die Menschen mit Alexithymie helfen können, ihre Gefühle besser zu verstehen und auszudrücken.
Hinweis: Die Fragen in diesem Test wurden vereinfacht und sind nicht identisch mit den Fragen in standardisierten Alexithymie-Fragebögen.
Wie wird Alexithymie diagnostiziert?
Die Diagnose von Alexithymie erfolgt in der Regel durch einen Arzt oder Psychologen.
Es gibt verschiedene Verfahren, die zur Diagnose von Alexithymie eingesetzt werden können:
1. Fragebögen
- Toronto Alexithymia Scale (TAS): Der TAS ist der am häufigsten verwendete Fragebogen zur Diagnose von Alexithymie. Er besteht aus 20 Fragen, die die folgenden drei Faktoren abdecken:
- Schwierigkeiten bei der Identifizierung von Gefühlen
- Schwierigkeiten bei der Beschreibung von Gefühlen
- Äußerlich orientiertes Denken
- Berliner Alexithymie Fragebogen (BAF): Der BAF ist ein kürzerer Fragebogen, der speziell für die deutschsprachige Bevölkerung entwickelt wurde.
2. Interviews
- Strukturiertes Interview zur Alexithymie (SIA): Das SIA ist ein standardisiertes Interview, das von einem geschulten Interviewer durchgeführt wird.
3. Beobachtung
- Alexithymia Beobachtungsskala (AOS): Die AOS ist eine Beobachtungsskala, die zur Beurteilung der emotionalen Ausdrucksfähigkeit von Menschen mit Alexithymie eingesetzt wird.
Zusätzlich zu diesen Verfahren kann der Arzt oder Psychologe auch weitere Untersuchungen durchführen, um andere mögliche Ursachen für die Symptome der Alexithymie auszuschließen.
Die Diagnose von Alexithymie ist wichtig, da sie den Weg für eine geeignete Behandlung ebnen kann. Es gibt verschiedene Therapieansätze, die Menschen mit Alexithymie helfen können, ihre Gefühle besser zu verstehen und auszudrücken.
Welche Therapien gibt es für Alexithymie?
Die gute Nachricht ist, dass es verschiedene Therapien gibt, die Menschen mit Alexithymie helfen können, ihre Gefühle besser zu verstehen und auszudrücken.
Die folgenden Therapien werden häufig bei Alexithymie eingesetzt:
1. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)
- Die KVT hilft Menschen mit Alexithymie, ihre Gedankenmuster und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern, die ihre emotionale Wahrnehmung und ihren Ausdruck beeinträchtigen.
- In der KVT lernen Betroffene, ihre Gefühle zu identifizieren und zu benennen, ihre emotionalen Auslöser zu erkennen und mit ihren Gefühlen auf eine gesunde Weise umzugehen.
2. Psychodynamische Therapie
- Die psychodynamische Therapie geht davon aus, dass die Schwierigkeiten mit Gefühlen in der frühen Kindheit wurzeln.
- In der Therapie werden unbewusste Konflikte und Ängste bearbeitet, die die emotionale Entwicklung des Betroffenen beeinträchtigt haben.
3. Körperorientierte Therapie
- Körperorientierte Therapien wie die Feldenkrais-Methode oder die Sensorische Integration helfen Menschen mit Alexithymie, ihren Körper besser wahrzunehmen und die Verbindung zwischen Körper und Emotionen zu spüren.
- Durch die Arbeit mit dem Körper können Betroffene lernen, ihre Gefühle auf einer körperlichen Ebene zu spüren und zu verstehen.
4. Gruppentherapie
- In einer Gruppentherapie können Menschen mit Alexithymie von den Erfahrungen und dem Austausch mit anderen Betroffenen profitieren.
- In der Gruppe lernen sie, ihre Gefühle in einem geschützten Rahmen zu teilen und Feedback von anderen zu erhalten.
5. Achtsamkeitsbasierte Therapie
- Achtsamkeitsbasierte Therapien wie Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) helfen Menschen mit Alexithymie, ihre Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment zu lenken und ihre Gefühle ohne Bewertung wahrzunehmen.
- Durch die Praxis der Achtsamkeit lernen Betroffene, ihre Gefühle mit mehr Akzeptanz und Mitgefühl zu betrachten.
Die Auswahl der geeigneten Therapie hängt von den individuellen Bedürfnissen und der Ausprägung der Alexithymie ab. In der Regel wird eine Kombination aus verschiedenen Therapieansätzen eingesetzt.
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