Was versteht man unter Vaginismus?
Es handelt sich um ein „unwillkürliches Zusammenziehen der Beckenboden-/scheidenmuskulatur aufgrund einer vaginalen Penetration“, erklärt Dr. Dokoupil. Man spricht auch von Vaginalspasmus oder einem Scheidenkrampf. Der reflexartige Krampf macht es kaum noch möglich, etwas durch die Scheidenöffnung in die Vagina einzuführen.
Und: Vaginismus macht nicht nur Sex für einen Großteil der betroffenen Frauen unmöglich. Schon das Einführen von Tampons oder Fingern ist meist eine große Herausforderung und mit großen Schmerzen verbunden.

Dr. med. Justine Dokoupil ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe der Gemeinschaftspraxis „Frauenärzte vom Bruderwald“ in Bamberg.
Wie viele Frauen sind betroffen?
Nach Dr. Dokoupils Schätzungen sind etwa 5 Prozent der sexuell aktiven Frauen von Vaginismus betroffen. Jedoch: Wie viele Frauen tatsächlich unter Vaginismus leiden, ist laut der Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe nur schwer zu sagen, da nicht jede betroffene Frau das Gespräch sucht.
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Warum kommt es zum Scheidenkrampf?
Hinter Vaginismus können verschiedene Ursachen stecken, weiß unsere Expertin. „In vielen Fällen handelt es sich Angst vor den Schmerzen einer Penetration. Oder die Sorge, dass die Vagina zu klein für eine Penetration sei. In anderen Fällen liegen die Ursachen in der Vergangenheit, zum Beispiel eine schmerzhafte medizinische Untersuchung oder schlechte Erfahrungen im Rahmen eines Geschlechtsverkehrs. Abzugrenzen ist dies von Hautveränderungen, bedingt durch lokale Infekte oder hormonelle Veränderungen, die solche brennenden Beschwerden auslösen können“, erklärt die Frauenärztin aus Bamberg.
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Wie äußert sich Vaginismus?
Die Symptome unter den betroffenen Frauen sind meist recht ähnlich. „Häufig handelt es sich um Schmerzen oder um ein Brennen im Rahmen einer vaginalen Penetration. Dies kann sogar bereits beim Einführen eines Tampons der Fall sein. Besonders häufig jedoch zeigen sich die Symptome bei einem Geschlechtsverkehr“, so die Fachärztin.
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Vaginismus: Das hilft Betroffenen wirklich – laut Frauenärztin
Zunächst einmal rät Dr. Dokoupil zu einem offenen Gespräch mit dem Partner und einer Vorstellung beim Gynäkologen. Der Besuch beim Frauenarzt sei besonders wichtig, um die genaue Ursache für den Scheidenkrampf professionell abklären zu lassen.
Welche Behandlungsmethoden besonders wirksam sind, hängt aus Sicht der Frauenärztin immer von der Ursache und der individuellen Ausgangssituation der Patientin ab. „Sofern es sich um Hautveränderungen handelt, können diese mit Medikamenten behandelt werden. Handelt es sich dagegen um einen Vaginismus aufgrund von Angst, können Verfahren wie Entspannungstechniken, Beckenbodentraining, Biofeedbacktherapie oder eine psychologische Mitbetreuung notwendig sein.“
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