Eine Depression nach einer Geburt ist nichts Ungewöhnliches. Im Durchschnitt erkranken etwa 8 von 100 Frauen in Europa an einer Wochenbettdepression, laut Studien. Auch Männer kann das psychische Leiden betreffen. Jedoch ist kein Elternteil an ihren Wochenbettdepressionen selber Schuld. Was hilft gegen die Traurigkeit nach einer Entbindung?
Was ist eine Wochenbettdepression?
Bei einer Wochenbettdepression, auch postpartale Depression, kurz PPD genannt, handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Sie tritt typischerweise in den ersten 12 Monaten nach einer Entbindung auf. Überwiegend ist die Mutter betroffen, doch auch einige Väter erkranken. Neben den Bezeichnungen Wochenbettdepression und postpartale Depression sind auch die Begriffe "postnatale Depression" und "Postpartum-Depression" unter Medizinern geläufig.
Neben der postpartalen Depression können noch zwei weitere postnatale Störungen auftreten: Der sogenannte Babyblues, im Volksmund auch als "Heultage" bezeichnet und eine postpartale Psychose. Eine postpartale Psychose geht mit besonders starken Symptomen einher. Einige Erkrankte leiden zusätzlich unter Halluzinationen oder Wahnvorstellungen.
Hinweis: Oft wird der Begriff Wochenbettdepression für alle drei Formen der psychischen Krisen nach einer Geburt verwendet. Streng genommen ist damit aber nur die postpartale Depression gemeint.
Welche und ob eine der drei psychischen Stimmungskrisen beziehungsweise Erkrankungen nach einer Geburt einsetzt, hängt von unterschiedlichen Umständen und Risikofaktoren ab.
Wie fühlt man sich bei einer Wochenbettdepression?
Die Anzeichen und Symptome einer Wochenbettdepression unterscheiden sich kaum zu denen, die bei Depressionen in anderen Lebensabschnitten auftreten. Dazu zählen unter anderem:
- Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit
- Verlust von Freude und Leichtigkeit im Alltag
- Stimmungstief
- Verlust der Libido
- Hoffnungslosigkeit
- Gefühl der inneren Leere
- Antriebslosigkeit
- Zunehmende soziale Isolation
- Schlaflosigkeit
- Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit
- Panikattacken/Zittern
- Schuldgefühle
Spezifische Anzeichen einer Wochenbettdepression können außerdem sein:
- Widersprüchliche Gefühle zum eigenen Baby
- Überforderung mit dem Muttersein
- Desinteresse der Familie/Kindern gegenüber
- Betroffenen fällt es schwer, eine Bindung zum Kind aufzubauen
Hinweis: Treten die Symptome innerhalb der ersten 12 Monate nach der Entbindung auf, sprechen Mediziner von einer Wochenbettdepression.
Was ist der Unterschied zwischen Baby Blues und Wochenbettdepression?
Beim Baby Blues (auch: Babyblues) handelt es sich um ein Stimmungstief, das wenige Tage nach der Geburt im Wochenbett einsetzt. Verantwortlich für einen Babyblues sind Hormonumstellungen im Körper der Frauen, die etwa 6 bis 12 Monate andauern können. In der Regel ist die Phase dieser erhöhten, psychischen Empfindlichkeit nach etwa zwei bis sieben Tagen überstanden.
Eine Wochenbettdepression hingegen dauert länger. Oft tritt sie erst einige Wochen nach der Geburt auf. Dabei handelt es sich nicht um ein vorübergehendes Stimmungstief, sondern eine handfeste, psychische Erkrankung.
Ursache: Wie entsteht die Depression nach der Geburt?
Die genauen Ursachen für eine postnatale Depression sind bis dato noch nicht vollständig geklärt. Es gibt aber verschiedene Risikofaktoren, die eine Erkrankung begünstigen können. Dazu gehören:
- Psychische Vorerkrankungen der Mutter
- Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch in der Schwangerschaft
- Migrationshintergrund
- Sozial schwacher Hintergrund mit geringer Unterstützung
- Wenig Unterstützung des Partners
- Psychische und physische Gewalt
- Missbrauch
- Kaiserschnitt (Einige wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, da bei einem Kaiserschnitt weniger bindungsrelevante Hormone im Körper der Frauen ausgeschüttet werden, als bei einer vaginalen Geburt.)
Wie lange kann es dauern, bis das mentale Tief überstanden ist?
Die Dauer der Depression nach einer Geburt hängt vom Einzelfall ab. Oft ist eine Wochenbettdepression nach etwa drei bis sechs Monaten vorüber. Einige Mütter erkranken nur für ein paar Wochen, andere leiden bis zu einem Jahr an der psychischen Erkrankung.
Wichtig: Wer auf eine Behandlung seiner Wochenbettdepression verzichtet, riskiert, dass das Leiden chronisch wird.
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Behandlung: Was kann man gegen eine postpartale Depression tun?
Sie vermuten eine Wochenbettdepression bei sich oder Ihrem Partner? Scheuen Sie sich nicht, Hilfe zu suchen. Als erste Anlaufstelle eignet sich zum Beispiel Ihre Hebamme oder Ihr Hausarzt. Er oder sie kann Sie bei Bedarf an entsprechende Kliniken überweisen oder Ihnen einen Spezialisten empfehlen.
Die dann folgende Therapie ist individuell und abhängig vom jeweiligen Schweregrad. Dabei können Sie sich auch selbst aus einer Wochenbettdepression helfen.
Bei einer leichten postpartalen Depression etwa kann praktische Unterstützung im Alltag bereits kleine Wunder vollbringen und die Symptome mindern. So können Familienmitglieder, der Partner oder Freunde beispielsweise bei der Babypflege und im Haushalt mithelfen und somit die erkrankte Person entlasten. Auch eine Nanny oder eine Haushaltshilfe kann jetzt eine sinnvolle Ergänzung sein.
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Liegt eine schwere Form der postpartalen Depression vor, sollte diese ein Facharzt oder eine Fachärztin psychotherapeutisch behandeln. Im Rahmen der Psychotherapie können verschiedene Therapiemaßnahmen zum Einsatz kommen, etwa eine Gesprächs- oder Körpertherapie. Zudem können spezifische Medikamente in Form von Antidepressiva bei der Heilung helfen. Welche Medikamente und Therapien eingesetzt werden, entscheidet der Arzt oder die Ärztin meist gemeinsam mit seinen Patienten.
Prävention: Wie kann man Wochenbettdepressionen vorbeugen?
Der Erkrankung können Sie nur bedingt vorbeugen. Allerdings zeigen Studien, dass soziale und psychische Unterstützung während und nach der Schwangerschaft der postnatalen Depression präventiv entgegenwirken kann. Auch das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) sowie regelmäßiger Kontakt mit der Hebamme können dabei helfen, eine Wochenbettdepression zu verhindern.