Lebenskompetenz fördern: Soziale Arbeit als Schlüssel zur Vermeidung von Depressionen

Der Begriff der Lebenskompetenz, die Fähigkeit, mit den täglichen Anforderungen des Lebens ebenso wie mit Veränderungen und Belastungen angemessen umzugehen. Eine schwierige oder unsichere Lebenslage, für deren Bewältigung uns die erforderlichen Ressourcen und Möglichkeiten fehlen, kann bereits vorhandene depressive Tendenzen triggern oder uns so überfordern, dass sie in eine Überlastungsdepression mündet. Ein zentrales Wirkungsfeld für Soziale Arbeit besteht darin, die menschlichen Fähigkeiten zur wirkungsvollen Selbsthilfe zu trainieren.

Lebenskompetenz fördern - ein Baustein der Gesundheitsföderung

Seit den 1990er Jahren ist die Vermittlung von zentrale Kernkompetenzen in den Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation WHO verankert. Zu den insgesamt zehn "core life skills" (Kernkompetenzen im Leben) gehören Fähigkeiten wie die,

  • sich selbst anzunehmen und zu verstehen,
  • Empathie gegenüber anderen Menschen zu empfinden,
  • sich mit anderen Menschen zu verständigen und Beziehungen zu pflegen,
  • kritisch und kreativ zu denken,
  • kluge Entscheidungen zu treffen,
  • Probleme effektiv zu lösen,
  • Gefühle - sowohl die eigenen als auch die anderer Menschen - zu erkennen und angemessen damit umzugehen,
  • Stress zu bewältigen.

Diese Fähigkeiten stellen das Instrumentarium der Lebenskompetenzen dar. Unter anderem tragen sie zum psychosozialen Wohlbefinden bei und verbessern die zwischenmenschliche Kommunikation. Die Förderung von Lebenskompetenz durch Soziale Arbeit unterstützt Einzelne ebenso wie Familien, Gruppen und größere Gemeinschaften dabei, Herausforderungen und Risiken zu meistern, Chancen zu ergreifen und Probleme auf kooperative, gewaltfreie Art zu lösen.

Für ein gesünderes Leben: Soziale Arbeit zur Prävention

Das Robert Koch-Institut sieht die Aufgabe von Prävention darin, die Häufigkeit und Schwere von Krankheiten in der Bevölkerung zu reduzieren. Dazu gehören alle Maßnahmen, die darauf abzielen, Krankheiten zu verhindern sowie ihren Ausbruch und/oder ihren Verlauf verzögern und weniger schwerwiegend zu machen.

Die präventiven Maßnahmen, bei denen Soziale Arbeit besonders hohem Maße zum Tragen kommen kann, sind überwiegend auf Verhaltensaktivierung ausgerichtet. Im Studium oder Fernstudium Soziale Arbeit liegt ein besonderer Fokus darauf, Menschen die Instrumente aus dem Werkzeugkasten der Lebenskompetenz an die Hand zu geben. Das bedeutet unter anderem zu vermitteln, wie sich Risikofaktoren - potenzielle Auslöser - und krankmachende Situationen schon früh erkennen und vermeiden lassen. Zur Vermittlung Lebenskompetenz gehören auch der Einsatz von sinnvollen Strategien im Umgang mit Stress und Belastungen, der Reduzierung von Ängsten und depressiven Einflüssen und damit Stabilisierung und Stärkung der Widerstandsfähigkeit.

Um sozialen Problemlagen vorzubeugen, setzt Soziale Arbeit auf verschiedenen Ebenen an. Sie kann zum Beispiel:

  • individuelle Ressourcen stärken: Menschen dabei helfen, persönliche Fähigkeiten, Kompetenzen und Selbstwirksamkeit zu entwickeln und zu erweitern,
  • Soziale Unterstützung fördern, also Wege aufzeigen, wie man sich sozialen Netzwerken, Gruppen oder Gemeinschaften anschließt oder solche Vernetzungen selbst aufbaut. Das wiederum vermittelt im Optimalfall das Gefühl von Zugehörigkeit, Anerkennung und Solidarität vermitteln und kann sozialer Isolation vorbeugen.
  • strukturelle Bedingungen verbessern, das heißt, sich für die Veränderung von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen einsetzen, die zu sozialer Ungleichheit, Benachteiligung oder Ausgrenzung führen.

Die Möglichkeiten und Perspektiven, die Soziale Arbeit zur aktiven Überwindung depressiver Tendenzen eröffnet, sind vielfältig und situationsabhängig. Zu typischen Arbeitsfeldern gehören unter anderem folgende Bereiche:

Aufklärung und Information über Depressionen, ihre Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten. Das wiederum kann das Bewusstsein, die Akzeptanz sowie die Bereitschaft zur Selbsthilfe fördern und Stigmatisierung abbauen.

Beratung und Begleitung für Menschen, die von Depressionen betroffen oder bedroht sind. Wer lernt, seine Probleme zu erkennen, dem fällt es in der Regel leichter, sie zu lösen beziehungsweise professionelle Hilfe zu suchen und in Anspruch zu nehmen.

Praktische Hilfen: Fachkräfte für Sozialarbeit können Menschen, die von Depressionen betroffen oder bedroht sind, dabei helfen, ihre Lebenssituation zu verbessern, indem sie finanzielle Unterstützung, Wohnraum, Arbeit oder Freizeitangebote vermitteln.

Alltägliche Unterstützung durch Soziale Arbeit - Fachrichtungen und Einsatzbereiche

Das Studium/Fernstudium Soziale Arbeit ermöglicht die Spezialisierung auf bestimmte Bereiche. Zu den wichtigsten zählen Kindheitspädagogik, Kinder- und Jugendsozialarbeit, interkulturelle Sozialarbeit und die Spezialisierung auf soziale Dienste.

Kindheitspädagogik fokussiert auf die Arbeit mit Kindern von 0 bis 12 Jahren und findet in Einrichtungen wie Kindergärten, Kindertagesstätten, Schulhorten und gegebenenfalls auch in Schulen statt, stets in enger Zusammenarbeit mit Erziehenden, Eltern und therapeutischen oder anderen Fachkräften. Beispiele für diese Arbeit stellen die Bewältigung von schwierigen Lebenssituationen, wie etwa familiären Konflikten, Trennungen oder Trauer oder Streitigkeiten und Mobbing im schulischen Kontext dar.

Sozialarbeiter oder Sozialarbeiterinnen im Bereich Kinder- und Jugendsozialarbeit kümmern sich um Kinder und Jugendliche, die von sozialen Problemen oder Benachteiligungen betroffen sind. Unter anderem helfen sie dabei, Stärken und Ressourcen zu entdecken und auszubauen, sozialen Kompetenzen zu erweitern und Lebensperspektiven zu verbessern. In der Regel arbeiten sie in Einrichtungen wie Jugendzentren, Jugendwohngruppen, Jugendberatungsstellen oder in der Schulsozialarbeit.

Interkulturelle Sozialarbeit unterstützt Menschen aus anderen Ländern und Kulturen dabei, sich in ihrer neuen Heimat Deutschland zurechtzufinden, sowie bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und bei der Integration. Zum Arbeitsumfeld gehören beispielsweise Migrationsberatungsstellen, Flüchtlingsunterkünfte, interkulturellen Begegnungsstätten oder Integrationsprojekte.

Sozialarbeiter oder Sozialarbeiterinnen mit Spezialisierung auf Soziale Dienste bieten Menschen in schwierigen Lebenslagen professionelle Hilfe an. Dabei kann es um Themen gehen wie etwa finanzielle Not, Schulden, Wohnungslosigkeit, Sucht, Gewalt, Krankheit oder Behinderung. Sie vermitteln geeignete Hilfsangebote - zum Beispiel Sozialhilfe, Schuldnerberatung, Wohnungsvermittlung, Suchtberatung, Gewaltschutz oder Pflege. Arbeitgeber sind sehr häufig die sogenannten "Freien Träger", darunter neben anderen Arbeiterwohlfahrt (AWO), Deutscher Caritasverband, Der Paritätische Wohlfahrtsverband, Evangelische und Katholische Kirche und diverse andere.

Berufsbilder in der Prävention - ein weites Feld

Das (Fern-)Studium Soziale Arbeit eröffnet viele Berufsfelder, die Menschen dabei unterstützen, depressive Tendenzen gut zu kanalisieren und zu bewältigen. Je nach gewählter Fachrichtung und Interessen eröffnet sich ein großes Spektrum an Optionen, das vom Kinder- und Jugendbereich über die Erwachsenenberatung bis zur Arbeit mit Senioren sowie in Hospiz und Palliativpflege reicht. In diesen Berufen kommen sie mit Menschen aus unterschiedlichen Lebenslagen und Generationen in Kontakt und helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern und Probleme im Optimalfall konstruktiv zu lösen.

Fazit

Depressionen sind eine ernste psychische Erkrankung, für die der Verlust von Lebenskompetenz symptomatisch (und in der Regel auch ursächlich) ist. Prävention setzt den Hebel an der Förderung der Lebenskompetenz an. Dabei kann Soziale Arbeit ein Schlüsselfaktor sein, der Menschen hilft, ihre eigene psychische Gesundheit zu stärken.

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