Lungenkrebs: Warum immer mehr Nichtraucher betroffen sind

Lange galt Lungenkrebs als eine Krankheit der Raucher. Doch neueste Studien zeigen ein alarmierendes Bild: Immer mehr Nichtraucher erkranken an dieser tückischen Krebsart. Etwa jeder achte Lungenkrebspatient hat in seinem Leben nie geraucht. Diese Entwicklung wirft Fragen auf und lenkt den Blick auf bisher unterschätzte Risikofaktoren.

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Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Feinstaub bereits vorhandene genetische Mutationen in gesundem Lungengewebe aktivieren kann.

Lungenkrebs: Warum immer mehr Nichtraucher betroffen sind

Während Rauchen nach wie vor der Hauptrisikofaktor für Lungenkrebs bleibt, spielen bei Nichtrauchern andere Faktoren eine entscheidende Rolle:

1. Luftverschmutzung und Feinstaub 

Aktuelle Forschungsergebnisse, veröffentlicht in The Lancet Respiratory Medicine, zeigen eine besorgniserregende Entwicklung: Das Adenokarzinom hat sich weltweit zum vorherrschenden Subtyp des Lungenkrebses entwickelt. Bemerkenswert ist, dass diese Krebsart zunehmend auch Nichtraucher betrifft, was Experten hauptsächlich auf die steigende Feinstaubbelastung zurückführen.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) identifiziert Feinstaub als signifikanten Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs. Besonders problematisch sind Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser unter 2,5 Mikrometern (PM2.5), die tief in die Atemwege eindringen können. Diese Partikel lösen Entzündungsprozesse aus, die die Krebsentwicklung begünstigen. Der Einfluss von Luftverschmutzung auf die Gesundheit ist erheblich. Neueste Daten aus dem Jahr 2022 zeigen, dass etwa 200.000 Fälle von Adenokarzinom weltweit auf Feinstaubbelastung zurückzuführen sind. Besonders betroffen ist die Region Ostasien, insbesondere China, wo die höchste Anzahl durch Luftverschmutzung verursachter Adenokarzinome verzeichnet wurde. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit strengerer Luftqualitätsstandards und verstärkter Präventionsmaßnahmen, um die steigende Zahl von Lungenkrebsfällen, hauptsächlich bei Nichtrauchern, einzudämmen.

2. Passivrauchen

Auch Passivrauchen erhöht das Risiko für Nichtraucher, an Lungenkrebs zu erkranken, erheblich. Nichtraucher, die regelmäßig Passivrauch ausgesetzt sind, haben ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko für ein Bronchialkarzinom im Vergleich zu nicht exponierten Nichtrauchern. 

Die Gefahr steigt mit der Dauer und Intensität der Exposition. Bei starker Belastung am Arbeitsplatz über 40 Jahre kann sich das Risiko um bis zu 60 % erhöhen. Passivrauchende Nichtraucher inhalieren ähnliche krebserregende Substanzen wie aktive Raucher, darunter tabakspezifische Nitrosamine und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Besonders das Passivrauchen zu Hause durch rauchende Partner erhöht das Lungenkrebsrisiko um 21 %. 

Interessanterweise wird der kleinzellige Lungenkrebs durch Passivrauchen besonders begünstigt, mit einem bis zu 210 % erhöhten Risiko. Frauen scheinen stärker betroffen zu sein, möglicherweise aufgrund häufigerer Exposition durch rauchende Partner. Insgesamt zeigt sich, dass Passivrauchen ein bedeutender Risikofaktor für Lungenkrebs bei Nichtrauchern ist und unbedingt vermieden werden sollte, um die Gesundheit zu schützen.

3. Weitere Faktoren für Lungenkrebs bei Nichtrauchern

  • Radon: Dieses radioaktive Gas kann sich in Gebäuden ansammeln und das Lungenkrebsrisiko erhöhen.
  • Berufsbedingte Belastungen: Der Kontakt mit Schadstoffen wie Asbest, Uran oder Nickel am Arbeitsplatz kann Lungenkrebs verursachen.
  • Genetische Faktoren: Studien deuten auf eine erbliche Veranlagung hin, die das Risiko erhöhen kann.

Besonderheiten bei Nichtrauchern

Interessanterweise unterscheidet sich Lungenkrebs bei Nichtrauchern in einigen Aspekten von dem bei Rauchern:

  • Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
  • Die Erkrankung tritt oft in jüngerem Alter auf.
  • Über 50 % der Fälle sind Adenokarzinome, eine spezifische Form des Lungenkrebses.

Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, die Forschung zu Lungenkrebs bei Nichtrauchern zu intensivieren und Präventionsstrategien zu überdenken. Während der Kampf gegen das Rauchen weiterhin von größter Bedeutung ist, müssen auch andere Risikofaktoren stärker in den Fokus rücken, um die steigende Zahl von Lungenkrebsfällen bei Nichtrauchern einzudämmen.