Was ist Magersucht?
Bei der Magersucht (Anorexie, Anorexia nervosa) handelt es sich um eine Erkrankung, genauer um eine Essstörung, bei der betroffene Personen ein möglichst niedriges Körpergewicht erreichen oder halten möchten. Ein normales, gesundes Essverhalten ist für Anorexie-Erkrankte nicht möglich. Der Ausbruch der Magersucht hat meist ihren Beginn im frühen Jugendalter oder in der Pubertät. Betroffene Kinder oder Jugendliche sind etwa unzufrieden mit ihrem Gewicht oder ihrer Figur und möchten daher abnehmen. Damit einhergehend sind psychische und soziale Faktoren an der Entstehung der Erkrankung beteiligt.
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) leiden in Deutschland rund 3 bis 5 Prozent aller Erwachsenen an einer Essstörung – darunter fällt die Magersucht, aber auch andere Krankheiten wie Binge-Eating. Etwa ein Fünftel der Kinder und Jugendlichen zeigt im Alter von elf bis 17 Jahren Anzeichen von Essstörungen. Mädchen und Frauen sind häufiger betroffen als Jungen und Männer.
Video: Magersucht – 5 Fakten über die missverstandene Essstörung
Magersucht: Diese körperlichen Folgen können drohen
Je länger die Magersucht besteht, desto schwerwiegender sind die körperlichen sowie psychischen Folgen. Eine langfristige Mangelversorgung wirkt sich negativ auf den gesamten Organismus aus. Diese körperlichen Schäden können bei einer anhaltenden oder behandelten Anorexie drohen:
Stoffwechsel
Aufgrund der wenigen Nahrung entsteht ein Energiemangel, der dafür sorgt, dass der Körper auf „Sparflamme“ schaltet. Das hat zur Folge, dass die Körpertemperatur abfällt, der Blutdruck sinkt und das Herz langsamer schlägt. Viele betroffene Magersüchtige frieren schnell und haben meist kalte Hände und Füße.
Immunsystem
Aufgrund der Mangelversorgung leidet auch die Immunabwehr. Denn damit unser Immunsystem ordentlich arbeiten kann, braucht es eine ausreichende Zufuhr an Nährstoffen. Fehlen diese, ist der Körper anfälliger für Infektionen und Krankheiten.
Gehirn
Die Unterernährung verursacht einen Schwund des Hirngewebes, der sich auf die Leistungsfähigkeit ausübt und für Kopfschmerzen und Konzentrationsschwierigkeiten sorgt. Die Gehirnsubstanz nimmt glücklicherweise auch wieder mit einem Gewichtsanstieg zu.
Darm
Essgestörte Personen leiden häufiger unter Verstopfungen, da sich aufgrund der verringerten Nahrungsaufnahme die Verdauung verlangsamt und verzögert.
Nieren
Und auch die Nieren können Schaden nehmen. Die Ausscheidungsfunktion kann aufgrund dauerhaft fehlender Nährstoffe beeinträchtigt werden. Auch kann eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr die Nieren angreifen. Anzeichen einer solchen Niereninsuffizienz sind unter anderem Wassereinlagerungen (Ödeme), Bluthochdruck und Rückgang der Urinmenge.
Haut und Haar
Aufgrund des Nährstoffmangels wird die Haut trockener, die Nägel werden brüchiger und die Haare werden dünner oder können sogar ausfallen.
Knochen, Muskeln und Zähne
Der Körper baut Muskelmasse ab, wenn ihm weniger Energie zugeführt wird. Der Knochenstoffwechsel wird in Verbindung mit einem Mangel von Kalzium, Phosphat und Vitamin D gestört. Das hat zur Konsequenz, dass die Knochen brüchiger werden (Osteoporose). Betroffene, die an Bulimie erkrankt sind und häufig erbrechen, haben massive Zahnprobleme. Karies oder sogar Zahnausfall können aufgrund des aufsteigenden sauren Mageninhalts drohen.
Störung des Salzhaushalts
Extremes Hungern oder Erbrechen bringen den Salzhaushalt durcheinander und es fehlen lebensnotwendige Elektrolyte wie Kalium. Das kann zu Herzrhythmusstörungen führen.
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Magersucht: Auch die Psyche leidet
Aber nicht nur der Körper gerät in Mitleidenschaft, auch die Psyche spielt eine wichtige Rolle. Denn eine Essstörung wie die Magersucht resultiert meist aus psychischen Problemen, welche daher Teil des Krankheitsbildes sind. Essgestörte Menschen leiden deswegen nicht selten unter Depressionen, Zwängen, Ängsten oder Persönlichkeitsstörungen.
Behandlung einer Magersucht
Der bestmögliche Weg, um eine Anorexie zu behandeln, ist eine fundierte Psychotherapie und eine Ernährungstherapie. Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten. So können Betroffene Unterstützung in Selbsthilfegruppen finden, ambulante Angebote annehmen oder sich für Klinikaufenthalte entscheiden. Welche Therapie die richtige ist, hängt von der individuellen Symptomatik und Situation ab. Um sich erste Hilfe zu suchen, können sich Betroffene auf der Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung über Beratungs- und Therapiemöglichkeiten informieren.