Was ist eine Essstörung?
Eine Essstörung ist eine komplexe psychische Störung, die durch anhaltende Essverhaltensmuster gekennzeichnet ist und die Gesundheit, das emotionale Wohlbefinden und die Fähigkeit, im täglichen Leben zu funktionieren, beeinträchtigt.
In Deutschland leiden rund 600.000 Menschen pro Jahr an einer Essstörung. Das entspricht etwa 0,7 Prozent der Bevölkerung. Essstörungen treten besonders häufig bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 14 und 25 Jahren auf. Rund 3,3 Prozent der Mädchen und 1,2 Prozent der Jungen in dieser Altersgruppe sind betroffen. Frauen sind deutlich häufiger von Essstörungen betroffen als Männer. Das Verhältnis liegt bei etwa 3:1.
Welche verschiedenen Arten von Essstörungen gibt es?
Die häufigsten Hauptformen sind:
1. Anorexie nervosa (Magersucht)
- Extrem starke Angst vor Gewichtszunahme: Betroffene haben ein stark untergewichtiges Körpergewicht und ein verzerrtes Körperbild.
- Drastische Kalorienrestriktion: Sie nehmen extrem wenig Nahrung zu sich und wenden häufig weitere Kontrollverhalten an, wie exzessives Sporttreiben, Missbrauch von Abführmitteln oder Erbrechen.
- Symptome: Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation), Müdigkeit, Schwindel, Konzentrationsschwierigkeiten, depressive Verstimmung, soziale Isolation.
2. Bulimia nervosa (Bulimie)
- Regelmäßige Heißhungerattacken: Betroffene leiden unter wiederkehrenden Episoden von Heißhungerattacken, die sie mit kompensatorischen Verhaltensweisen wie selbstinduziertem Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln oder Diuretika kontrollieren.
- Scham- und Schuldgefühle: Sie fühlen sich nach den Heißhungerattacken oft schuldig und voller Scham.
- Symptome: Zahnzerstörungen, Magen-Darm-Probleme, Elektrolytstörungen, Stimmungsschwankungen, Angststörungen.
3. Binge-Eating-Störung (Essattackenstörung)
- Heißhungerattacken ohne kompensatorisches Verhalten: Betroffene leiden unter wiederkehrenden Heißhungerattacken, essen in kurzer Zeit große Mengen Nahrung und verlieren dabei die Kontrolle.
- Gefühl des Kontrollverlustes: Sie fühlen sich während und nach den Heißhungerattacken oft außer Kontrolle und voller Scham.
- Symptome: Gewichtszunahme, depressive Verstimmung, Angststörungen, geringes Selbstwertgefühl.
4. Mischformen und weitere Formen
- Mischformen: Es gibt auch Mischformen, die Merkmale von zwei oder mehr der Hauptformen aufweisen.
- Atypische Anorexie: Betroffene mit Anorexie haben ein normal- oder leicht unterdurchschnittliches Gewicht, erfüllen aber dennoch die anderen Kriterien der Anorexie.
- Essstörung nicht näher bezeichnet (EDNOS): Diese Kategorie umfasst alle Essstörungen, die nicht eindeutig einer der Hauptformen zugeordnet werden können.

Was sind die Ursachen von Essstörungen?
Die Ursachen von Essstörungen sind komplex und vielschichtig. Es gibt keine eindeutige Erklärung, warum Menschen an Essstörungen erkranken. Jedoch spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, darunter:
- Genetische Faktoren: Menschen mit nahen Angehörigen, die an einer Essstörung leiden, haben ein höheres Risiko, selbst zu erkranken.
- Psychische Faktoren: Belastende Lebensereignisse, geringe Selbstwertgefühl, Perfektionismus und Schwierigkeiten mit Emotionen können das Risiko für eine Essstörung erhöhen.
- Soziale Faktoren: Dünnheitskult, unrealistische Schönheitsideale und Druck von Gleichaltrigen oder sozialen Medien können das Risiko für eine Essstörung erhöhen.
Welche Folgen haben Essstörungen?
Essstörungen können schwerwiegende Folgen für die körperliche und geistige Gesundheit der Betroffenen haben. Zu den möglichen Folgen gehören:
Körperliche Folgen
Untergewicht, Mangelernährung, Dehydration, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Knochenschwund, Magen-Darm-Probleme, Hormonstörungen, Unfruchtbarkeit.
Geistige Folgen
Depressionen, Angststörungen, Suizidgedanken, Zwangsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, kognitive Beeinträchtigungen.
Behandlungsansätze bei Essstörungen
Essstörungen wie Anorexie, Bulimie oder Binge-Eating sind komplexe Erkrankungen, die sowohl physische als auch psychologische Aspekte umfassen. Die Behandlung erfordert daher einen ganzheitlichen Ansatz. Psychotherapie ist oft ein zentraler Bestandteil, wobei Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie dabei helfen können, schädliche Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen. Ernährungsberatung und medizinische Betreuung sind ebenfalls wichtig, um den Körper zu stabilisieren und gesunde Essgewohnheiten zu fördern. Bei schweren Fällen kann auch eine stationäre Behandlung notwendig sein. Die Einbeziehung der Familie kann unterstützend wirken und hilft dabei, das häusliche Umfeld in den Heilungsprozess einzubeziehen.