Angststörung erkennen: Das sind die körperlichen Anzeichen

Angst zu haben, ist nicht nur normal, sondern auch notwendig. Sie erfüllen den evolutionären Zweck, uns vor Gefahrensituationen zu warnen, regen zu vorsichtigem Verhalten an und schützen uns auf diese Art und Weise. Werden aus normalen Alltagssorgen jedoch Angststörungen, können diese das Leben stark beeinträchtigen. Doch welche Ängst sind normal, und ab wann gelten Ängste als übersteigert? An diesen Anzeichen erkennen Sie eine Angststörung.

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Was ist eine Angststörung?

Eine Angststörung zählt zu den psychischen Erkrankungen und geht über reguläre Ängste hinaus – so weit, dass Betroffene in ihrem Alltag stark eingeschränkt sind. Die Angststörung gehört neben der Depression zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Etwa 14 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leidet darunter. Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Da die Symptome sehr schwammig sind, vergehen oft Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt wird.

Angststörung: Diese Arten gibt es

Angststörung ist nicht gleich Angststörung – im medizinischen Bereich werden sechs Arten der psychischen Erkrankung unterschieden.

Panikstörung (Agoraphobie)

Hierbei handelt es sich um plötzliche Panikattacken oder Angstzustände, die durch bestimmte Objekte oder Situationen ausgelöst werden, zum Beispiel durch Menschenmassen.

Phobie

Eine Phobie bezeichnet die übertriebene Angst vor einem ganz bestimmten Objekt oder einer Situation. In der Regel wissen die Betroffenen, dass diese Angst unbegründet ist, können diese jedoch trotzdem nicht beeinflussen. Dazu zählt beispielsweise die extreme Angst vor Spinnen, Flugangst oder Höhenangst. Auch eine soziale Phobie, bei der Betroffene eine ausgeprägte Angst davor besitzen, im Mittelpunkt zu stehen oder zu versagen, zählt zu dieser Klassifikation.

Zwangsstörung

Auch Zwänge wie Wasch-, Kontroll-, Ordnungs- oder Wiederholungszwänge zählen zu den verschiedenen Arten der Angststörungen.

Hypochondrie

Der inflationär benutzte Begriff bezeichnet die extreme Angst davor, an einer schweren körperlichen Erkrankung zu leiden – ohne begründete Hintergründe.

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Die sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) tritt nach psychisch extrem belastenden Erlebnissen auf, die eine Person nicht ausreichend verarbeiten konnte. Diese wird dann häufig von Form von Bildern, Vorstellungen oder Albträumen wieder erlebt. Soldaten, die in Kriegsgebieten schlimme Situationen durchleben mussten, leiden beispielsweise häufig an einer PTBS. Aber auch unter alltäglicheren Umständen kann eine PTBS entstehen.

Generalisierte Angststörung

Bezieht sich die Angst nicht auf eine konkrete Situation, sondern sorgt sich der Betroffene im Alltag übermäßig über viele verschiedene Lebensbereiche, bezeichnet man diese Angststörung als generalisierte Angststörung.

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Ursachen einer Angststörung

Je nach Art der Angststörung kommen verschiedene Ursachen für die psychische Erkrankung infrage. Meist kommen mehrere Faktoren zusammen: Die familiäre Veranlagung spielt genau wie Erfahrungen aus der Kindheit eine Rolle. Traumatische Situationen sowie Persönlichkeitsstörungen erhöhen außerdem die Wahrscheinlichkeit, eine Angststörung zu entwickeln.

Symptome: Daran erkennen Sie eine Angststörung

Wann ist eine Angst vor etwas übersteigert? Die Grenzen verschwimmen häufig, sodass Betroffene oft selbst lange nicht wahrnehmen, dass sie an einer Angststörung leiden. Hinweise auf eine Angststörung können folgende, psychische Symptome sein:

  • Panik
  • Gefühl der Hilflosigkeit
  • Ohnmacht
  • Gefühl des Ausgeliefertsein
  • Kontrollverlust
  • unmittelbare Todesangst

Je nach Art der Angststörung und der Situation versuchen Betroffene, die Bedrohung zu umgehen oder zu verlassen (Flucht). Manche Menschen suchen Schutz bei Personen, die ihnen Sicherheit geben, andere unterdrücken ihre Angst innerlich, um körperlich anwesend sein zu können (etwa bei Menschenansammlungen).

Neben der psychischen Empfindung von Angst, Sorge und Panik können eine Angststörung auch körperliche Symptome begleiten. Diese körperlichen Beschwerden können Anzeichen für eine Angststörung sein:

  • Herzrasen
  • Schweißausbrüche
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Zittern
  • Atemnot
  • verschwommenes Sehen
  • Druckgefühl in der Brust
  • Kopfschmerzen

Angststörungen: Wann zum Arzt?

Leiden Sie regelmäßig unter intensiven Angstzuständen, sodass Sie sich in Ihrem privaten und beruflichen Leben eingeschränkt fühlen, könnte eine Angststörung vorliegen. Treffen die beschriebenen Symptome auf Sie zu, sollten Sie nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen.

  • Die Angst ist extremer, als bisher erlebt
  • Beängstigende Situationen häufen sich, Angstzustände werden stärker
  • Die Angst kann alleine nicht bewältigt werden
  • Es ist eine Panikattacke aufgetreten
  • Es besteht kein logisch nachvollziehbarer Grund für die Panik
  • Die Lebensqualität wird negativ durch die Angst beeinflusst (Einschränkung von sozialen Kontakten, vermeiden von Aktivitäten etc.)

Diagnose Angststörung

Häufig dauert es Jahre, bis Betroffene die Diagnose Angststörung erhalten. Das liegt einerseits daran, dass der Zustand von den Erkrankten selbst lange nicht erkannt wird – die Grenzen zwischen noch normalem, ängstlichen Verhalten und der Angststörung ist manchmal schwer zu unterscheiden oder wird gar verdrängt. Zum Anderen wird sich häufig zuerst auf physische Beschwerden fokussiert, da der Angstpatient bei einer Hypochondrie beispielsweise davon überzeugt ist, an einer bedrohlichen Krankheit zu leiden. Häufig reagieren Ärzte zuerst auf die körperlichen Beschwerden, bevor sie den psychischen Zustand des Patienten untersuchen.
Um eine umfassende Diagnose stellen zu können, muss sich ausführlich mit den Ängsten des Betroffenen befasst werden. Körperliche Ursachen sollten natürlich ausgeschlossen werden. Um das Ausmaß der Erkrankung zu erfassen, wird dann ein spezifischer Fragebogen ausgefüllt. Abhängig vom Krankheitsauslöser und der Art der Angstzustände sind dann verschiedene Therapien möglich.

Therapie von Angststörungen

Je nach Art der Angststörung kommen zur Behandlung verschiedene Therapien infrage. Als besonders wirksam haben sich verhaltenstherapeutische Konzepte erwiesen. Diese werde individuell, je nach Symptomatik, auch mit Medikamenten ergänzt. Manchmal ist auch eine tiefenpsychologische Therapie sinnvoll. Zusätzlich können Entspannungsmethoden und Sport dabei helfen, Anspannung und Nervosität abzubauen.

Hilfsangebote

Haben Sie das Gefühl, Sie könnten von einer Angststörung betroffen sein? Dann wenden Sie sich bitte unverzüglich an Ihren Arzt. Hilfs- und Informationsangebote im Netz gibt es hier:

Deutsche AngstSelbstHilfe e.V. (DASH): www.angstselbsthilfe.de
psychenet – Hamburger Netz psychische Gesundheit: www.psychenet.de
Ambulanzen der Universitäten: www.unith.de

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