Haarausfall bei Frauen - Diese Therapien können helfen

Haarausfall bei Frauen: Ursachen und Therapien

Vier Millionen deutsche Frauen leiden unter Haarausfall. Sie verzweifeln, isolieren sich. Ohne Grund. Denn es gibt effektive Therapien.

Plötzlich sind Geheimratsecken da, der Scheitel wird lichter – für Frauen der blanke Horror. Denn ein voller Schopf steht nun mal für Attraktivität und Power. Dass sich die Haare auf dem Kopf rarmachen, kann von den Eltern oder Großeltern vererbt worden sein. Immer klarer erkennt die Forschung aber auch den Zusammenhang zwischen Haarausfall und Stress, Dauerdiäten und Giften, z.B. aus Zahnkronen. „Wegen der viel fältigen Ursachen ist bei Haarausfall eine exakte Diagnose entscheidend“, sagt der Berliner Dermatologe Dr. Andreas Finner. „Nur dann lässt er sich erfolgreich behandeln.“ Haben auch Sie Haarausfall? Eine erste Einschätzung, an welcher Form Sie möglicherweise leidet, liefern die untenstehenden Anzeichen. Können Sie mindestens zwei Frühsymptome bei Ihnen feststellen, erfahren Sie, was Ihren Haaren fehlt – und was Ihnen hilft.

Im Video: Geheimratsecken bei Frauen – SOS-Tipps bei Haarverlust

Der kreisrunde Haarausfall

Der kreisrunde Haarausfall ist die häufigste entzündliche Haarausfall-Erkrankung. Typisch für „Alopecia areata“ sind kreisrunde kahle Stellen, die an die Tonsur eines Mönches erinnern. Als Ursache wird eine Autoimmunerkrankung vermutet, bei der körpereigene Abwehrzellen plötzlich ohne Grund Haarwurzeln wie einen Feind angreifen. Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen liegt der kreisrunde Haarausfall in den Genen und wird weitervererbt.

Anzeichen:

  • Ihre Fingernägel haben sich verändert. Es tauchen kleine Rillen auf, sie fühlen sich rau an, wie angeschliffen.
  • Sie sind um die 30 Jahre alt.
  • Sie haben eine generelle Neigung zu autoimmunen Reaktionen des Abwehrsystems, leiden also z.B. an Heuschnupfen, anderen Allergien oder Rheuma oder Sie hatten als Kind Neurodermitis.

Diese Therapie hilft am besten:

Zurzeit versuchen Ärzte an zahlreichen Uni-Kliniken, das Immunsystem zu überlisten. Bei dieser „topischen Immuntherapie“ wird auf der Kopfhaut durch den Wirkstoff Diphenylcyclopropenon (Kurz: DCP) eine Kontaktallergie erzeugt. Das lenkt die Aufmerksamkeit der Lymphozyten, die für den Haarverlust verantwortlich sind, auf diesen Entzündungsprozess. Die eigenen Haare können wieder in Ruhe wachsen. Nach 16 bis 43 Wochen zeigen sich erste Therapieeffekte. Geholfen werden kann nach einer Behandlung von einem bis eineinhalb Jahren 30 bis 40 Prozent der Betroffenen. Weil das Mittel noch nicht zugelassen ist, müssen es die Patienten allerdings oft selbst zahlen. Es kostet ca. 900 Euro pro Jahr.

Auch spannend: So wirkt Rosmarin gegen Haarausfall >>

Diffuser Haarausfall

Die ganze Kopfhaut ist betroffen, das Haar lichtet sich überall gleichmäßig. So ein diffuser Haarausfall kann verschiedenste Gründe haben. Oft tritt er drei Monate nach Ende einer Schwangerschaft auf oder wenn die Eisenreserven des Körpers erschöpft sind. Auch nach Infekten mit hohem Fieber, unter Stress, wenn bestimmte Medikamente eingenommen werden, die Schilddrüse streikt oder bei einer Stoffwechselkrankheit wie Diabetes. Bei 30 Prozent der Frauen lässt sich allerdings kein Grund für das Leiden festmachen.

Anzeichen:

  • Die Haare ließen sich in den letzten drei Monaten schlecht kämmen.
  • Die Haarspitzen sind brüchig und neigen seit einiger Zeit vermehrt zu Spliss.
  • Das Haar ist insgesamt außergewöhnlich trocken, es fühlt sich sehr spröde an, wirkt oft wie elektrisiert.

Diese Therapie hilft am besten:

Wird die jeweilige Ursache behoben, setzt drei bis sechs Monate später das Haarwachstum wieder ein. Bleibt der Grund jedoch unklar, hilft eine Kombination aus natürlichen schwefelhaltigen Aminosäuren wie LCystin und Vitaminen der B-Gruppe. Elf Studien an insgesamt über 2000 Patienten zeigen, dass diese Kombination die Anzahl der Haare in der Wachstumsphase nach einem halben Jahr deutlich steigert. Wirksam ist der Nährstoff-Mix auch bei Haarausfall nach einer Geburt und saisonalem Haarausfall – wenn also im Frühjahr oder Herbst das Haar gewechselt wird. Die Nährstoffe sollten drei bis sechs Monate eingenommen werden.

Hormonell und erblich bedingter Haarausfall

Der Scheitel wird unmerklich breiter, dann dünnt sich das Haarkleid am Oberkopf etwa handflächengroß aus, die Kopfhaut schimmert durch: „Erblich bedingten Haarausfall nennt man in der Fachsprache androgenetische Alopezie“, erklärt Prof. Annika Vogt, Leiterin des Haarkompetenzzentrums an der Charité in Berlin. Bei dieser Erkrankung sind Haarwachstum und -zyklus beeinträchtigt, dadurch werden die Haarschäfte dünner und die Haardichte nimmt ab. „Dieser Prozess ist chronisch und progredient“, sagt die Medizinerin.

Meist bleibt bei der hormonell und erblich bedingten „Alopecia androgenetica“ vorn ein Haarkranz stehen, der Nacken wird immer verschont. Eine echte Glatze wie beim Mann kommt selten vor. Ursache ist eine erhöhte Empfindlichkeit der Haarwurzeln auf männliche Geschlechtshormone, die Androgene. Die Follikel werden schlechter mit Nährstoffen versorgt, die Haare fallen aus.

Anzeichen:

  • Sie haben das Gefühl, dass Ihre Haare von Woche zu Woche feiner werden und sich zu Babyflaum zurückentwickeln.
  • Ihre Mutter oder Ihr Vater litt auch schon unter Haarverlust.
  • Sie stellen fest, dass der Haaransatz ein bisschen zurückgewichen ist und sich leichte Geheimratsecken bilden.

Diese Therapien helfen am besten:

Der Wirkstoff Minoxidil erweitert die feinen Blutgefäße im Follikel. Die Nährstoffzufuhr wird verbessert, der Schrumpfungsprozess des Haarbalgs gestoppt. Bei knapp 90 Prozent der Patientinnen kann der Haarstatus so stabil gehalten werden. Der erbliche Haarausfall lässt sich zudem durch die Substanz Alfatradiol bremsen. Die Therapie muss langfristig durchgeführt werden, erste Erfolge stellen sich nach drei bis sechs Monaten ein. Studien zeigen, dass 78 Prozent der Patientinnen mit dem Erfolg zufrieden sind.

Auch sogenannte Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke, kurz LBMZ, können helfen. Ein Beispiel: Das LBMZ Priorin® mit Hirsefruchtextrakt ist bei hormonell erblich bedingtem Haarausfall nachweislich wirksam: Ergebnisse sind bereits nach zwölfwöchiger Anwendung sichtbar, wie Studiendaten belegen.1

Lektüre-Tipp: Perücken gegen Haarausfall – diese Modelle sehen natürlich aus >>

Die zwei wichtigsten Analyse-Methoden bei Haarausfall

Untersuchung der Haarwachstumsphasen

Mit dem Trichogramm prüft der Hautarzt, ob die Wachstumsphasen der Haare normal ablaufen. Dafür zupft er mit einer Spezialpinzette 50 bis 100 Haare aus, die unterm Mikroskop untersucht werden. Kosten: ca. 25 Euro.

PC-Diagnose

Das TrichoScan ist eine computergesteuerte Untersuchung: Auf der Kopfhaut wird eine kleine Stelle abrasiert (ca. ein Quadratzentimeter). Nach drei Tagen werden die nachwachsenden Haare eingefärbt und fotografiert. Eine Software errechnet Haardichte, Wachstumstempo und Haardurchmesser. Kosten: 65 bis 100 Euro. Die Kassen zahlen leider keinen der Checks.

Der Rhythmus der Haare: wachsen, ruhen, ausfallen

Rund 100.000 Haare wachsen auf einer gesunden Kopfhaut – jedes von ihnen in drei Tagen einen Millimeter. Ihre genaue Anzahl hängt von ihrer Farbe ab. Blondinen haben mit 150.000 Haaren die meisten, aber auch die feinsten, Rotschöpfe mit 90 000 Haaren die wenigsten. Brünette liegen mit 100.000 im Mittelfeld, „Straßenköter“ haben 110.000 Haare.

Ein gesunder Haarfollikel bildet über vier bis sechs Jahre ein Haar, das pausenlos wächst. Maximal erreicht es bei einem Zentimeter Wachstum pro Monat in sechs Jahren rund 72 Zentimeter Länge. Insgesamt werden auf einem Kopf täglich ca. 40 Meter neue Haare produziert, im Monat über 1.000 Meter. Nach dieser Wachstumsphase kommt das Haar in eine drei- bis vierwöchige Übergangsphase, in der es nicht mehr optimal mit Nährstoffen versorgt wird. Dann geht es für etwa sechs Monate in die Ruhephase, eine Art Winterschlaf.

Direkt weiterlesen: Haarausfall als Anzeichen von Krankheiten >>

Der Haarbalg schrumpft immer mehr. Schließlich wird das Haar abgestoßen, fällt schon beim leichten Kämmen oder Waschen aus. So verliert jeder Mensch 40 bis 100 Haare täglich. Ganz normal. Fallen deutlich mehr Haare aus, handelt es sich um krankhaften Haarausfall.

 

1. Gehring W, et al. Das Phototrichogrammals Verfahren zur Beurteilung Haarwachstumsfördernder Präparate am Beispiel einer Kombination von Hirsefruchtextrakt, L-Cystin und Calciumpantothenat–Ergebnisse einer in vivoUntersuchung bei Frauen mit androgenetischemHaarausfall. H+G Zeitschrift Für Hautkrankheiten. 2000;75:419-423.

Lade weitere Inhalte ...