
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise die schützende Myelinschicht um die Nervenfasern an, was Entzündungen und Narbenbildung zur Folge hat. Dies beeinträchtigt wiederum die Kommunikation zwischen Gehirn, Rückenmark und anderen Körperteilen, wodurch eine Vielzahl von Symptomen, wie Müdigkeit, Muskelschwäche, Koordinationsprobleme und sensorische Störungen entstehen können. Der Verlauf der MS ist individuell unterschiedlich und kann schubförmig oder progressiv sein.
MS Lebenserwartung: Wie lange können Betroffene leben?
Die gute Nachricht zuerst: Die Lebenserwartung von Menschen mit MS hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert und unterscheidet sich heute kaum noch von der, gesunder Menschen. Zahlreiche Studien zeigen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung von Menschen mit MS nur geringfügig unter der, der Allgemeinbevölkerung liegt.
Im Durchschnitt ist die Lebenserwartung bei MS-Patienten um etwa 5 bis 7 Jahre reduziert. Männer mit MS werden durchschnittlich circa 72 Jahre alt, Frauen etwa 77 Jahre. Zum Vergleich: Die allgemeine Lebenserwartung liegt bei Männern bei 78 Jahren und bei Frauen bei 84 Jahren.
Fortschritte in der medizinischen Forschung und die Entwicklung neuer, hochwirksamer Medikamente haben maßgeblich dazu beigetragen, die Lebensqualität und -erwartung von MS-Patienten zu verbessern.
Welche Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung?
Obwohl die Lebenserwartung bei MS im Allgemeinen gut ist, können verschiedene Faktoren den Krankheitsverlauf und damit auch die Lebenserwartung beeinflussen. Dazu zählt vor allem der Verlauf der MS, der sehr individuell ist und von milden Schüben bis hin zu schweren, fortschreitenden Verläufen reichen kann.
Außerdem können Komplikationen auftreten. Neben den typischen MS-Symptomen kommt es beispielsweise zu Harnwegsinfekten oder Depressionen, die die Lebensqualität beeinträchtigen. Eine frühzeitige und konsequente Therapie kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und das Risiko von Komplikationen verringern. Auch der Lebensstil spielt für Menschen mit Multipler Sklerose eine wichtige Rolle. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Stressbewältigung können sich förderlich auf den Krankheitsverlauf auswirken. Generell lassen sich folgende positive und negative Faktoren zusammenfassen:
Positiv wirkende Faktoren:
- Früher Krankheitsbeginn (unter 35 Jahren)
- Weibliches Geschlecht
- Schubförmiger Verlauf
- Vollständige Rückbildung der Symptome nach Schüben
- Gute medizinische Versorgung und Therapie
Negativ wirkende Faktoren:
- Später Krankheitsbeginn (über 50 Jahre)
- Männliches Geschlecht
- Primär oder sekundär chronisch-progredienter Verlauf
- Häufige, schwere Schübe
- Begleiterkrankungen
Warum kann die Lebenserwartung verkürzt sein?
Multiple Sklerose selbst ist selten die direkte Todesursache. Häufigere Todesursachen bei MS-Patienten sind Unfälle aufgrund von Mobilitätseinschränkungen sowie bestimmte Folgeerkrankungen. Menschen mit MS haben ein erhöhtes Risiko für:
1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Menschen mit MS haben ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, periphere arterielle Verschlusskrankheit und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die genauen Ursachen hierfür sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird vermutet, dass die chronische Entzündung, die bei MS auftritt, auch die Blutgefäße beeinflusst und zu einer erhöhten Anfälligkeit für Ablagerungen von Fett und Plaque führt. Darüber hinaus können bestimmte Medikamente zur Behandlung von MS das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
2. Lungenkrankheiten
Menschen mit MS haben ein erhöhtes Risiko für Atemwegsinfektionen und Lungenkrankheiten wie Lungenentzündung und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Dies kann auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein, darunter Muskelschwäche, die die Atemmuskulatur betrifft und Atembeschwerden zur Folge hat. Immobilität und eingeschränkte Bewegungsfreiheit können ebenfalls das Risiko von Lungeninfektionen erhöhen. Darüber hinaus können bestimmte Medikamente zur Behandlung von MS auch das Immunsystem beeinflussen und dadurch das Risiko von Atemwegsinfektionen erhöhen.
3. Osteoporose
Menschen mit MS haben ein erhöhtes Risiko für Osteoporose, eine Erkrankung, bei der die Knochen an Dichte verlieren und leichter brechen können. Verantwortlich sind Faktoren wie eingeschränkte körperliche Aktivität, geringe Sonneneinstrahlung, die wiederum zu einem Vitamin-D-Mangel führen kann, und bestimmte Medikamente zur Behandlung von MS.
4. Depressionen und Angststörungen
Auch ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Angststörungen besteht. Zum einen stellt die Erkrankung selbst eine große emotionale Belastung dar, da sie das Leben und die Lebensqualität beeinträchtigt. Zum anderen können die neurologischen Veränderungen, die bei MS auftreten, die Stimmung und das emotionale Wohlbefinden beeinflussen. Bestimmte Entzündungsprozesse im Gehirn können etwa auf die Neurotransmitter wirken, die für die Regulierung der Stimmung verantwortlich sind.