Ist Multiple Sklerose heilbar? Was Betroffene wissen müssen

Die Diagnose Multiple Sklerose ist für Betroffene meist ein Schock, denn die Erkrankung kann ernste Folgen nach sich ziehen. Doch ist Multiple Sklerose heilbar? Wir haben alle Informationen. 

Ärzte besprechen MRT Aufnahme vom Gehirn© iStock/Pornpak Khunatorn
Betroffene fragen sich häufig, ob Multiple Sklerose heilbar ist.

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise die schützende Hülle der Nervenfasern an, was verschiedene Symptome wie Müdigkeit, Muskelschwäche, Koordinationsprobleme und Sehstörungen zur Folge haben kann. MS verläuft bei vielen Betroffenen schubweise und kann in schweren Fällen zu dauerhaften Behinderungen führen. Doch gibt es Heilung für die Krankheit?

Ist Multiple Sklerose heilbar?

Das Wichtigste vorweg: Nein, zum jetzigen Zeitpunkt ist Multiple Sklerose nicht heilbar.

Die gute Nachricht ist jedoch, dass es in den letzten Jahren große Fortschritte in der Behandlung der Erkrankung gegeben hat. Moderne Therapien können den Krankheitsverlauf deutlich verlangsamen, Schübe reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich verbessern, was sich auch positiv auf die Lebenserwartung ausgewirkt hat.

Die Behandlung der MS zielt vor allem darauf ab, Schübe zu verhindern oder abzuschwächen, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und Symptome zu lindern. Medikamente wie Interferone oder Glatirameracetat können das Immunsystem modulieren und so Schübe reduzieren, andere Arzneimittel können die Schädigung der Nervenzellen verlangsamen und neben der medikamentösen Behandlung können Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Forschung und neue Ansätze

Die MS-Forschung macht kontinuierlich Fortschritte. Zu den vielversprechenden Ansätzen zählen:

Stammzelltherapie

Bei schweren Verläufen wird eine autologe Stammzelltransplantation erforscht. Dabei wird das Immunsystem "zurückgesetzt", um die Krankheitsaktivität zu stoppen. Erste Ergebnisse zeigen, dass bei etwa 75 % der behandelten Patienten die Krankheit zum Stillstand kam, einige wurden sogar beschwerdefrei.

CAR-T-Zelltherapie

Diese ursprünglich für die Krebsbehandlung entwickelte Methode wird nun auch für Autoimmunerkrankungen wie MS untersucht. Klinische Studien laufen bereits, um ihre Wirksamkeit bei MS zu prüfen.

Genetische und Umweltfaktoren

Die Forschung konzentriert sich zunehmend auf die Rolle genetischer Prädisposition und Umwelteinflüsse bei der Entstehung von MS. Etwa 30 % der Einflüsse sind genetisch bedingt, während 70 % auf Umweltfaktoren zurückzuführen sind.

Welche Komplikationen gibt es bei MS?

Es gibt verschiedene Formen von Multipler Sklerose. Die häufigste Form ist die schubförmig remittierende MS, bei der es zu Schüben mit neuen Symptomen kommt, die sich teilweise oder vollständig zurückbilden können. Bei der sekundär progredienten MS schreitet die Krankheit nach anfänglichen Schüben langsam fort. Die primär progrediente MS zeichnet sich durch einen kontinuierlichen Krankheitsverlauf ohne Schübe aus. 

Abhängig von der Form der MS, kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Dazu gehören vor allem:

Häufige Komplikationen

  • Fatigue (chronische Müdigkeit): Eine der häufigsten und belastendsten Komplikationen. Sie geht über die normale Müdigkeit hinaus und kann durch keine Ruhephase oder Entspannung gelindert werden.
  • Spastik: Steife und verkrampfte Muskeln, die Bewegungen einschränken und Schmerzen verursachen können.
  • Blasen- und Darmstörungen: Inkontinenz oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen bzw. Stuhlgang sind häufige Probleme.
  • Sexuelle Störungen: Sowohl bei Männern als auch bei Frauen können sexuelle Funktionsstörungen auftreten.
  • Schluckstörungen: Schwierigkeiten beim Schlucken können einen Gewichtsverlust und sogar das Eintreten von Nahrung in die Lunge (Aspiration) zur Folge haben.
  • Schmerzen: Verschiedene Arten von Schmerzen, wie Schmerzen entlang der Nervenbahnen oder Muskelschmerzen, können auftreten.
  • Depressionen und Angststörungen: Die Diagnose MS und die damit verbundenen Einschränkungen erhöhen das Risiko für psychische Erkrankungen.
  • Kognitiven Störungen: Häufig kommt es zu Schwierigkeiten bei der Konzentration, dem Gedächtnis oder der Informationsverarbeitung.

Seltenere, schwerwiegende Komplikationen

  • Lhermitte-Zeichen: Ein elektrisches Kribbeln, das sich entlang der Wirbelsäule ausbreitet, wenn der Kopf gebeugt wird.
  • Trigeminusneuralgie: Starke, blitzartige Schmerzen im Gesicht.
  • Autonome Dysfunktion: Störungen des autonomen Nervensystems, die sich in Blutdruckproblemen, Schweißausbrüchen oder Verdauungsproblemen äußern können.