Was ist das Night-Eating-Syndrom?
Das Night-Eating-Syndrom (NES) ist eine Essstörung. Betroffene nehmen dabei einen großen Teil der täglichen Kalorien abends und vor allem nachts zu sich. Während der ersten Tageshälfte essen die Betroffenen kaum oder nur sehr wenig. Obwohl viele der Betroffenen durchaus drei Mahlzeiten am Tag essen, nehmen sie mindestens ein Viertel der täglichen Gesamtkalorien nach dem Abendessen zu sich. Dies geschieht dann laut Definition während der späten Abend- und Nachtstunden. Dass dies den Schlafrhythmus, die Schlafdauer und Qualität des Schlafs maßgeblich verschlechtert, ist nicht verwunderlich. Auch andere Symptome wie Depression, Gereiztheit, Stress und Appetitlosigkeit sind typisch.
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Altbekannt und unerforscht
Zuerst wurde das Syndrom übrigens 1955 von A.J. Stunkard, W.J. Grace und H.G. Wolff beschrieben. Die wesentlichen Merkmale der ersten wissenschaftlichen Beschreibung waren morgendliche Anorexie und nächtliche Hyperphagie. Lange Zeit fanden kaum Untersuchungen bezüglich des Night-Eating-Syndroms statt. Erst in den 1990ern, mit dem Aufkommen der globalen „Adipositas-Epedemie“, widmeten Forschende sich dem Phänomen vermehrt.
Obwohl Schätzungen zufolge nur etwa 1,1 bis 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung von NES betroffen sind, ist die Prävalenz unter Übergewichtigen mindestens sechsmal so hoch. Noch häufiger tritt das Night-Eating-Syndrom bei Menschen mit Depressionen auf. Von ihnen leiden etwa 21 bis 35 Prozent an der Essstörung.
3 Symptome des Night-Eating-Syndroms
1. Übermäßiges nächtliches Essen
NES-Leidende nehmen mindestens 25 Prozent der Tageskalorien nach dem Abendessen zu sich. Forschende sprechen hier von nächtlicher Hyperphagie. Das übermäßige Essen ist entweder chronischer Natur und geschieht bei Menschen, die am Night-Eating-Syndrom leiden, auch ohne starkes Hungergefühl, oder es ist hormonell bedingt. Ist die Melatoninausschüttung gestört und dadurch der Schlaf-Wach-Rhythmus in Dysbalance, kann es zu nächtlichem Hunger kommen. Auch eine Fehlregulierung des Hormons Ghrelin, das unser Hunger- und Sättigungsgefühl steuert, kann bei NES-Leidenden vorliegen und die nächtlichen Hungerattacken auslösen.
2. Schlafstörungen
Häufig essen Betroffene von NES mehrmals in der Nacht. Kurze Schlafphasen wechseln sich mit Wachphasen ab, in denen oft in kurzer Zeit sehr viel kohlenhydratreiche Nahrung konsumiert wird. Da der Schlaf ständig unterbrochen wird, leidet die Gesamtschlafdauer und auch die Schlafqualität. Das führt zu Gereiztheit, Tagesmüdigkeit und Abgeschlagenheit bei Betroffenen. Da die Verdauung nach der nächtlichen Nahrungsaufnahme auf Hochtouren läuft, fällt den Betroffenen das Einschlafen generell schwerer. Denn wenn der Blutzuckerspiegel steigt und dem Organismus Energie aus Kohlenhydraten zur Verfügung gestellt wird, werden keine Schlafhormone mehr ausgeschüttet. Für den Körper ist die nächtliche Nahrungsaufnahme ein Signal für Aktivität.
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3. Morgendliche Anorexie
Wer in der Nacht einen Großteil seiner täglichen Kalorien zu sich nimmt, hat am Morgen natürlich kein Appetit. Tatsächlich ist die morgendliche Appetitlosigkeit aber weniger eine Folge der Nahrungsaufnahme, die zuvor stattfand. Das Night-Eating-Syndrom ist eine Essstörung, die eine morgendliche Magersucht mit sich bringen kann. Betroffene empfinden Angst dick, oder noch dicker zu werden. Sie vermeiden die Nahrungsaufnahme am Morgen bewusst und zwanghaft. Der psychische Druck und das mentale Leiden sind bei Betroffenen oft sehr groß. Erst in der zweiten Tageshälfte können NES-Leidende Nahrung aufnehmen, bei einigen Betroffenen dann in Form des Binge-Eating in der Nacht.
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