
Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung leiden in Deutschland rund 320.000 Menschen an den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Bei letzterer handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise gesundes Gewebe im Darm angreift und Entzündungen verursacht.
Die genaue Ursache von Morbus Crohn ist nicht bekannt, aber es wird angenommen, dass eine Kombination von genetischen, umweltbedingten und immunologischen Faktoren eine Rolle spielt. Betroffene leiden unter unangenehmen Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust, Müdigkeit und Blutungen. Behandelt wird die Erkrankung in der Regel mit Medikamenten zur Kontrolle der Entzündung und zur Linderung der Symptome. Um geschädigtes Gewebe zu entfernen oder Komplikationen zu vermeiden, kann auch eine Operation notwendig sein.
Morbus Crohn: Welche Lebenserwartung ist möglich?
Die Diagnose Morbus Crohn ist für Betroffene meist ein Schock. Unweigerlich stellt sich die Frage nach der Lebenserwartung. Studien zeichnen ein zunehmend positives Bild bezüglich der Lebenserwartung von Morbus Crohn-Patienten. So zeigte eine kanadische Studie aus dem Jahr 2020, dass die Lebenserwartung von Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen, einschließlich Morbus Crohn, in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen ist. Bei Frauen mit Morbus Crohn stieg die Lebenserwartung zwischen 1996 und 2011 von 75,5 auf 78,4 Jahre. Bei Männern erhöhte sich die Lebenserwartung im gleichen Zeitraum von 72,2 auf 75,5 Jahre.
Trotz dieser Verbesserungen bleibt eine gewisse Lücke zur Allgemeinbevölkerung bestehen. Frauen ohne entzündliche Darmerkrankungen leben durchschnittlich 6,6 bis 8,1 Jahre länger, Männer 5,0 bis 6,1 Jahre.
Experten sind sich einig, dass bei rechtzeitiger medizinischer Behandlung und Änderung der Lebensgewohnheiten, beispielsweise ein Verzicht auf Nikotinkonsum, Morbus Crohn die Lebenserwartung nicht stark beeinflussen muss. Die Forschung macht kontinuierlich Fortschritte in der Behandlung von Morbus Crohn. Neue Therapieansätze und ein besseres Verständnis der Krankheitsmechanismen lassen hoffen, dass sich die Prognose und Lebensqualität für Betroffene in Zukunft weiter verbessern werden.
Faktoren, die die Lebenserwartung beeinflussen
Verschiedene Faktoren können Einfluss auf die Lebenserwartung von Morbus Crohn-Patienten haben. Dazu gehören vor allem:
- Frühzeitige Diagnose und Behandlung: Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die langfristigen Aussichten für die Betroffenen.
- Medikamentöse Therapie: Die Einführung moderner Behandlungsmethoden, insbesondere Biologika wie Infliximab und Adalimumab, hat die Prognose deutlich verbessert, da die Medikamente den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen können.
- Lebensstil: Ein gesunder Lebensstil, vor allem der Verzicht auf Rauchen, kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Rauchen gilt als ein Risikofaktor für die Erkrankung und für schwerere Verläufe. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle: Eine ballaststoffarme Ernährung, die auf schonend zubereitete Lebensmittel wie gekochtes Gemüse, gut verträgliche Proteine und leicht verdauliche Kohlenhydrate setzt, wird von vielen Erkrankten besser vertragen.
- Regelmäßige ärztliche Kontrollen: Regelmäßige Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Komplikationen. Schwere Komplikationen wie Darmverschlüsse, Fisteln oder Darmkrebs können die Lebenserwartung beeinträchtigen, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt werden.
- Krankheitsaktivität: Eine erhöhte Krankheitsaktivität, besonders häufige oder schwere Schübe, kann sich negativ auf die Lebenserwartung auswirken.
- Begleiterkrankungen: Morbus Crohn geht mit einem erhöhten Risiko für andere Erkrankungen wie Krebs, Herzerkrankungen und Arthritis einher, die ihrerseits die Lebenserwartung beeinflussen können.
- Psychische Gesundheit: Die psychische Belastung durch die Erkrankung kann Depressionen und andere psychischen Probleme zur Folge haben, die sich indirekt auf die Lebenserwartung auswirken können.
Lebensqualität bei der Erkrankung
Neben der reinen Lebenserwartung ist auch die Lebensqualität ein wichtiger Aspekt für Betroffene. Die oben genannte Studie untersuchte auch die "Health-adjusted life expectancy" (HALE), also die Lebenserwartung in einem guten Gesundheitszustand. Das Ergebnis:
- Frauen mit entzündlichen Darmerkrankungen haben 9,5 bis 13,5 weniger Lebensjahre ohne starke Einschränkung der Lebensqualität.
- Bei Männern beträgt der Unterschied 2,6 bis 6,7 Jahre.
Dies unterstreicht die Bedeutung einer ganzheitlichen Behandlung, die nicht nur auf die Verlängerung des Lebens, sondern auch auf die Verbesserung der Lebensqualität abzielt.