Theoretisch gibt unser Körper den ganzen lieben Tag lang ein Konzert in Dauerschleife. An sich eine ganz natürliche Sache. Der Darm zum Beispiel besteht aus einem einzigen langen Schlauch, aus dem Luft entweicht. Flatulenz ist das Fremdwort, liebevoll auch Darmwinde genannt. Letztere Bezeichnung empfinde ich im Übrigen als nicht ganz passend für dieses übelriechende Phänomen. Auch oben entweicht Luft, manchmal zusätzlich noch begleitet von einem schwefeligen Duft. Und damit nicht genug: Wir müssen niesen, räuspern uns den Frosch aus dem Hals und husten Schleim raus. Und obwohl das alles bei jedem Menschen vorkommt, ist es uns peinlich. Denn die gute alte Etikette verbietet uns, den Geräuschen einfach freien Lauf zu lassen.
Darmgeräusche sind uns häufig peinlich
Besonders unangenehm kann es werden, wenn wir die erste Nacht bei einem neuen Partner verbringen. Wer möchte da schon als nerviger Schnarcher entlarvt werden oder die neue Flamme durch einen lautstarken Pups aus dem Schlaf reißen. Wobei ich kürzlich in einer neuen Studie las, dass wir daran, ob wir ungeniert Luft dieser Art voreinander entweichen lassen, erkennen können, ob unser Partner uns liebt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Studie nicht lieber auslasse – denn so richtig kann ich mich mit dem Gedanken nicht anfreunden, dass das große Geschäft oder Darmluft über Liebe entscheiden sollen. Wie auch immer. Symptome dieser Art sind in der Regel wenigstens kein Grund zur Sorge, sondern ein ganz normales Regulierungssystem des Körpers. Die Luft muss raus, daher dürfen wir es nicht unterdrücken. Aber eben lieber im Zimmer nebenan.
Unser Darm ist aber auch auf andere Art sehr mitteilungsfreudig – er rumort, brummt und knurrt. Letzteres Geräusch zum Beispiel entsteht, wenn wir Hunger haben und der leere Magen statt Nahrung einen Mix aus verschluckter Luft und Magensäure bewegt. Kommt dann noch Stress dazu, ist der Magen durch die Säure so außer Rand und Band, dass zusätzlich Mundgeruch entsteht. Deshalb: Morgens unbedingt eine Kleinigkeit essen, um die Säure zu binden. Zu guter Letzt eskaliert das Ganze häufig dann noch durch hektisches Kauen, ausufernde Monologe und Verschlucken von Luft, zum Rülpser – weil die Luft ja wie gesagt irgendwohin entweichen muss. Krankhaft wird das Aufstoßen erst, wenn wir dadurch einen sauren Geschmack im Mund haben und der Bauch im oberen Bereich schmerzt – das kann auf einen Reflux hindeuten.
Was Pupse uns sagen wollen
Wandert die verschluckte Luft in die andere Richtung, sind wir wieder beim unliebsamen Pupsern angelangt. Wobei ich eigentlich finde, dass diese Körperfunktion zu Unrecht so einen schlechten Ruf hat. Schließlich gibt es sogar Pupskissen in jeder Form, Couleur und Lautstärke zu kaufen, die regelmäßig bei Alt und Jung für großen Spaß sorgen. Und hinter diesem Geräusch steckt zum Glück auch keine ernsthafte Erkrankung – höchstens Lebensmittelunverträglichkeiten wie Intoleranzen gegen Laktose oder Gluten. Heutzutage ein weit verbreitetes Problem, unter dem viele Menschen leiden. Kürzlich bekam ich bei einer Einladung zum Essen sogar eine Liste mitgeschickt, auf der ich ankreuzen sollte, welche Inhaltsstoffe ich nicht vertrage. Aber wie auch immer: Da wir Blähungen partout verhindern wollen – erst recht in der Öffentlichkeit – empfehle ich, vorbeugend Anis oder Kümmel dagegen einzunehmen.
Wie Sie ungewollte Nieser verhindern können
Niesen, Schniefen und Husten sind auf der Palette der Körperinstrumente noch die harmlostesten Geräusche – zumindest waren sie es bis zur Corona-Pandemie. So richtig gern gesehener Gast ist man seitdem nicht mehr, schon gar nicht in Bus und Bahn. Auch hier gilt: Auf keinen Fall Nase und Mund zuhalten, das erhöht beim Niesen den Druck. Mein Tipp, um Reize dieser Art gänzlich zu vermeiden: Wenn es anfängt zu kitzeln, einen Finger mittig zwischen Nase und Mund auf die Hautfalte namens Filtrum legen.
Was haben wir noch? Gähnen! Ist nicht laut, gilt dennoch als unhöflich. Aber auch da frage ich mich: Wenn wir doch wissen, dass das eine unwillkürlich gesteuerte Reaktion des Nervensystems ist, warum nicht einfach herzlich gähnen? Es gibt ja den schönen Hashtag „Mehr Realität auf Instagram.“ Ganz ehrlich: Ich bin genauso sehr für mehr Realität im echten Leben!
Und was ist mit knackenden Gelenken?
Und last but not least kommen wir noch zu den knackenden Gelenken. Die sind ja durchaus salonfähig, aber mich macht es zum Beispiel total nervös, wenn Mitmenschen an ihren Fingern herumziehen und dieser knackende Laut entsteht, als ob das Gelenk ausgekugelt sei. Geht Ihnen das auch so? Der medizinische Hintergrund ist: Das Gelenk wird im Innern durch zahlreiche Weichteile stabilisiert. Wenn sie sich verkanten, verursachen sie beim Durchgleiten gerne mal dieses schnalzende Geräusch. Schaden tut es den Gelenken nicht. Aber wie immer gilt: Treten zusätzlich Schmerzen oder Schwellungen auf, lieber ab zum Gott in Weiß, unserem Dirigenten – egal wie unangenehm es uns ist.

Charlotte Karlinder ist als Teil der großen Vital-Familie und sowohl für die Print-Ausgabe als auch für vital.de tätig. Die Medizinjournalistin moderiert u.a. den 14-tägigen Expertentalk-Podcast von Vital und verrät in ihren Reels und Lives bei Instagram ihre gesunden Tipps & Tricks. Zudem erscheint ihre Kolumne "Gesund ist das neue Sexy" in der gedruckten Vital.
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