Entzugserscheinungen von Alkohol: Diese Symptome können auftreten

Viele Menschen leiden an einer Alkoholabhängigkeit, die für Betroffene eine große Belastung darstellt. Doch nicht nur die Sucht äußert sich durch bestimmte Symptome, es kann auch zu Entzugserscheinungen von Alkohol kommen. Wir erklären, welche typischerweise auftreten. 

Frau fühlt sich unwohl und stützt sich an der Wand ab© iStock/bymuratdeniz
Unter anderem kann es nach dem Absetzen von Alkohol zu Schwindel kommen.

Bei Entzugserscheinungen handelt es sich um körperliche und psychische Reaktionen, die nach dem Absetzen einer Substanz, häufig Alkohol, auftreten. Sie entstehen dadurch, dass sich der Körper aufgrund einer Alkoholsucht an die ständige Anwesenheit von Alkohol gewöhnt hat und nun Zeit benötigt, um sich neu einzustellen. Die Symptome können vielfältig auftreten und in manchen Fällen sogar lebensbedrohlich sein. 

Entzugserscheinungen von Alkohol: Welche Symptome gibt es?

Entzugserscheinungen nach Alkohol entstehen, weil der Körper sich an die regelmäßige Zufuhr von Alkohol gewöhnt hat. Alkohol wirkt depressiv auf das zentrale Nervensystem und hemmt die Aktivität bestimmter Neurotransmitter, wie zum Beispiel GABA. Bei plötzlichem Alkoholentzug gerät das Gleichgewicht dieser Neurotransmitter aus der Balance, was zu Entzugserscheinungen wie Zittern, Angstzuständen, Schlafstörungen und erhöhtem Blutdruck führen kann. Die Schwere der Entzugserscheinungen hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Dauer und Menge des Alkoholkonsums sowie der individuellen körperlichen Verfassung.

Die ersten Symptome des Alkoholentzugs treten in der Regel innerhalb von 6 bis 24 Stunden nach dem letzten Alkoholkonsum auf. Der Höhepunkt der Entzugserscheinungen wird meist nach 24 bis 48 Stunden erreicht. Zu den möglichen Beschwerden zählen: 

Körperliche Symptome

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Appetitlosigkeit
  • Durchfall
  • Herzrasen 
  • Bluthochdruck
  • Zittern, besonders an den Händen
  • Schwitzen
  • Kopfschmerzen
  • Schwindelgefühl
  • Fieber
  • Mundtrockenheit
  • Allgemeines Schwächegefühl
  • Erweiterung der Pupillen 

Psychische Symptome

  • Konzentrationsstörungen
  • Wortfindungsprobleme
  • Gestörte Denkfähigkeit
  • Unruhe und Nervosität
  • Angst- und Panikzustände
  • Depressive Verstimmungen
  • Stimmungsschwankungen
  • Reizbarkeit
  • Schlafstörungen

Darüber hinaus können schwerwiegendere Symptome auftreten, die eine sofortige medizinische Behandlung erfordern. Dazu zählen Krampfanfälle, die typischerweise in den ersten beiden Tagen der Abstinenz auftreten oder akustische, visuelle oder taktile Halluzinationen.

Der Alkoholdelir (Delirium tremens) ist die schwerste Form des Alkoholentzugs und ein lebensbedrohlicher Zustand. Bei Betroffenen kommt es zu starker Desorientierung und Verwirrtheit, ausgeprägten Halluzinationen und Wahnvorstellungen, schweren Kreislaufstörungen, starkem Zittern und hohem Fieber. Unbehandelt endet das Delirium tremens in bis zu 30 Prozent der Fälle tödlich.

Ärztliche Hilfe bei Entzugserscheinungen

Sollten Sie oder eine Ihnen bekannte Person Entzugserscheinungen haben, holen Sie umgehend ärztliche Hilfe ein. Aufgrund der mitunter gefährlichen Folgen sollte ein Entzug niemals alleine zu Hause durchgeführt werden.

Dauer der Entzugserscheinungen

Ein typischer Alkoholentzug verläuft in mehreren Phasen und die Gesamtdauer kann variieren. Hier ein Überblick über den zeitlichen Verlauf:

Körperlicher Entzug

  • Die akuten körperlichen Entzugssymptome beginnen meist 6 bis 24 Stunden nach dem letzten Alkoholkonsum.
  • Der Höhepunkt der Symptome wird nach 24 bis 48 Stunden erreicht.
  • Die reine körperliche Entgiftung dauert in der Regel 5 bis 10 Tage.

Stationärer Entzug

  • Ein stationärer Aufenthalt zur Entgiftung und qualifizierten Entzugsbehandlung dauert typischerweise zwischen 3 und 6 Wochen.

Psychische Entwöhnung

  • Die psychische Entwöhnung erfolgt je nach Schweregrad der Sucht über einen Zeitraum von 3 bis 9 Monaten.

Für einen qualifizierten Entzug unter medizinischer Betreuung kann von einer Gesamtdauer von etwa 3 bis 4 Wochen ausgegangen werden. Eine ambulante Entwöhnung dauert in der Regel länger, etwa 12 bis 18 Monate. Die genaue Dauer kann individuell sehr unterschiedlich sein und hängt von Faktoren wie der Schwere der Abhängigkeit, Begleiterkrankungen und der gewählten Behandlungsform ab. Auch nach dem akuten Entzug können Symptome wie Schlafstörungen noch Monate anhalten. Eine langfristige Nachsorge ist für einen dauerhaften Erfolg oft notwendig. Hier können Anlaufstellen wie die Anonymen Alkoholiker helfen. 

Warum ist ein kontrollierter Entzug so wichtig?

Ein selbstständiger Entzug ohne ärztliche Betreuung ist sehr riskant und kann schwerwiegende Komplikationen zur Folge haben. Ein kontrollierter Entzug in einer Klinik oder unter ärztlicher Aufsicht bietet verschiedene Vorteile. Dazu zählt vor allem die medikamentöse Unterstützung. Medikamente können helfen, die Entzugserscheinungen zu lindern und das Risiko von Komplikationen reduzieren.

Außerdem kann das medizinische Personal den Gesundheitszustand des Patienten kontinuierlich überwachen und bei Bedarf mit notwendigen Maßnahmen eingreifen. Psychologen können den Patienten bei der Bewältigung der psychischen Belastungen zusätzlich unterstützen.