AUDIT-Test: Was er über unseren Alkoholkonsum verrät

Wie viel ist zu viel – und ab wann wird Alkohol zur Gefahr? Der AUDIT-Test der WHO hilft, riskanten Konsum früh zu erkennen – bevor er zur ernsten Belastung für Körper, Geist und Alltag wird.

Frau schenkt sich ein Glas Wein ein© iStock/alvarez
Nur ein Gläschen Wein am Abend? Schnell kann aus der Gewohnheit eine Sucht erwachsen. 

Alkohol gehört für viele Menschen zum Alltag: ein Glas Wein zum Essen, ein Bier nach der Arbeit, ein Sekt zum Anstoßen. Für die meisten bleibt es bei einem moderaten Genuss. Doch wann kippt der Konsum ins Problematische? Wann ist Alkohol nicht mehr Entspannung, sondern Belastung? 

Genau hier setzt ein bewährtes, aber oft unterschätztes Testverfahren an: der AUDIT-Fragebogen – kurz für Alcohol Use Disorders Identification Test.

Entwickelt wurde der AUDIT von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um frühzeitig riskantes oder schädliches Trinkverhalten zu erkennen, bevor sich eine manifeste Abhängigkeit entwickelt. Der Test richtet sich nicht nur an Suchterkrankte, sondern auch an Menschen, die ihren Konsum selbst noch als unbedenklich empfinden – obwohl erste gesundheitliche oder soziale Folgen längst spürbar sind.

Was ist der AUDIT?

Der AUDIT besteht aus 10 klar formulierten Fragen, die verschiedene Aspekte des Trinkverhaltens abfragen:

  • Häufigkeit des Alkoholkonsums
  • Menge pro Trinktag
  • Auftreten von Kontrollverlust (z. B. nicht mehr aufhören können)
  • Schuldgefühle, Gewissensbisse oder Hinweise von anderen
  • Körperliche und soziale Folgen des Konsums

Für jede Antwort gibt es eine Punktzahl. Ab 8 Punkten sprechen Fachleute von einem problematischen Konsumverhalten, das beobachtet und ggf. behandelt werden sollte.

Warum der AUDIT mehr ist als ein Alkoholtest

Der AUDIT ist kein Urteil, sondern ein Hilfsmittel – für Ärztinnen und Ärzte, aber auch für die Betroffenen selbst. Er hilft dabei, ein ehrliches Bild vom eigenen Konsum zu bekommen – ohne Stigmatisierung, ohne Druck.

Für viele Menschen, die in eine Sucht rutschen, ist dieser Übergang fließend. Alkohol wirkt zunächst entspannend, betäubend, hilfreich – besonders bei Stress, Einsamkeit, psychischen Belastungen. Der AUDIT macht es möglich, diesen schleichenden Prozess sichtbar zu machen, bevor gesundheitliche Schäden oder soziale Brüche entstehen.

Feinfühligkeit im Umgang mit Betroffenen

Es ist wichtig, sich bewusst zu machen: Menschen mit Alkoholproblemen haben häufig einen langen inneren Kampf hinter sich. Scham, Verdrängung und Angst vor Ausgrenzung halten sie davon ab, Hilfe zu suchen.

Ein sensibler Einsatz des AUDIT kann genau hier Brücken bauen – wenn er in einem vertrauensvollen Gespräch eingebettet wird. Hausärztinnen, Psychotherapeuten und Beratungsstellen nutzen ihn, um ins Gespräch zu kommen.

Für wen ist der AUDIT geeignet?

Der AUDIT wurde ursprünglich für den Einsatz in der Allgemeinmedizin und Vorsorge entwickelt, wird aber heute in vielen Bereichen eingesetzt:

  • Hausarztpraxen
  • Betriebsmedizin
  • Psychiatrie & Psychotherapie
  • Notaufnahmen
  • Beratungsstellen

Er eignet sich besonders gut für breite Bevölkerungsgruppen, da er nicht nur auf Abhängigkeit fokussiert, sondern auch riskanten und schädlichen Konsum ohne Suchtmerkmale aufdecken kann – eine wichtige Lücke, die andere Tests wie z. B. der CAGE-Fragebogen nicht abdecken.

Wissen statt Verdrängen

Der AUDIT ist kein Test, der jemanden in eine Schublade steckt. Er ist ein Werkzeug – für mehr Selbstreflexion, für frühzeitige Hilfe, für ehrliche Gespräche. In einer Zeit, in der Alkohol in vielen Gesellschaftsschichten verharmlost wird, ist er ein wertvoller Kompass.

Früh erkannt, heißt: gut behandelbar. Alkoholabhängigkeit muss kein unausweichliches Schicksal sein. Sie ist – wie jede andere chronische Erkrankung – heilbar oder zumindest kontrollierbar, wenn man sie erkennt und anspricht.

Telefonische Hilfe bei Alkoholproblemen 

Alkoholabhängigkeit entwickelt sich oft schleichend. Was mit gelegentlichem Konsum beginnt, kann sich über die Jahre zu einem Muster entwickeln, das schwer zu durchbrechen ist. Viele Betroffene bemerken die Veränderung erst, wenn gesundheitliche, soziale oder berufliche Probleme auftreten. Auch Angehörige spüren früh, dass etwas nicht stimmt, wissen aber häufig nicht, wie sie helfen können – oder wo sie selbst Unterstützung finden.

Wenn Sie das Gefühl haben, Ihr Alkoholkonsum gerät außer Kontrolle, oder wenn Sie sich um eine nahestehende Person sorgen, gibt es qualifizierte Hilfe: anonym, vertraulich und kostenfrei. Beratungsangebote richten sich an Menschen mit Suchtproblemen ebenso wie an Partner, Familienmitglieder oder Freunde.

1. BZgA – Telefonberatung zur Suchtprävention 

Tel.: 0221 89 20 31 Beratung zu Alkohol, Drogen, Medikamentenabhängigkeit Mo–Do 10–22 Uhr, Fr–So 10–18 Uhr Website: www.drugcom.de 

2. Telefonseelsorge (auch bei Sucht und Krisen) 

Tel.: 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 Rund um die Uhr, anonym und kostenlos Auch Online-Chat oder Mailberatung möglich Website: www.telefonseelsorge.de 

3. Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHSH) 

Vermittlung zu regionalen Suchtberatungsstellen Website: www.dhs.de