Alkoholsucht: Eine Krankheit, die viele Menschen betrifft

Alkohol ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Ob geselliges Feierabendbier, edler Wein zum Essen oder kühle Cocktails in der Bar – Alkohol gehört für viele Menschen zum Alltag dazu. Doch für manche Menschen kippt der Genuss in den Missbrauch und die Sucht.

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Erfahren Sie bei uns, wie man eine Alkoholsucht rechtzeitig erkennen und behandeln kann.

Was ist eine Alkoholsucht?

Alkoholsucht, auch Alkoholabhängigkeit oder Alkoholismus genannt, ist eine chronische Erkrankung, die durch ein zwanghaftes Verlangen nach Alkohol und den Verlust der Kontrolle über den Alkoholkonsum gekennzeichnet ist. Betroffene leiden unter starken Entzugssymptomen, wenn sie keinen Alkohol mehr konsumieren, und erhöhen ihren Alkoholkonsum oftmals, um diese Symptome zu lindern. Die Alkoholsucht hat schwerwiegende Folgen für die Gesundheit, die Psyche und das Sozialleben der Betroffenen.

Selbsttest Alkoholsucht: Erste Hinweise erkennen

Wichtig: Ein Selbsttest kann lediglich ein erster Hinweis sein. Für eine genaue Diagnose sollte immer ein Arzt oder Psychologe konsultiert werden.

Folgende 8 Fragen können Sie sich stellen, um Ihr Trinkverhalten zu reflektieren:

  1. Trinken Sie oft mehr Alkohol als geplant?
  2. Haben Sie den Wunsch oder den Drang, Alkohol zu trinken, auch wenn Sie wissen, dass es Ihnen schadet?
  3. Haben Sie Schwierigkeiten, den Alkoholkonsum zu kontrollieren?
  4. Haben Sie Entzugssymptome, wenn Sie keinen Alkohol trinken?
  5. Vernachlässigen Sie aufgrund des Alkoholkonsums Ihre Familie, Freunde, Ihren Beruf oder andere wichtige Lebensbereiche?
  6. Haben Sie durch Ihren Alkoholkonsum Probleme am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Straßenverkehr gehabt?
  7. Haben Sie aufgrund Ihres Alkoholkonsums Unfälle oder andere gefährliche Situationen erlebt?
  8. Haben Sie jemals versucht, den Alkoholkonsum zu reduzieren oder aufzuhören, aber es nicht geschafft?

Wenn Sie mehrere dieser Fragen mit "Ja" beantworten, kann es sein, dass Sie ein problematisches Trinkverhalten haben oder sogar an einer Alkoholsucht leiden.

Wie entsteht eine Alkoholsucht?

Die Entstehung einer Alkoholsucht ist ein komplexer Prozess, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst wird. Es gibt keine einzelne Ursache, die alleinig für die Entwicklung einer Sucht verantwortlich ist. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel von genetischen, psychischen, sozialen und umweltbedingten Faktoren.

Genetische Faktoren

  • Vererbte Anfälligkeit: Menschen mit einer familiären Vorbelastung haben ein höheres Risiko, an einer Alkoholsucht zu erkranken.
  • Genetische Variationen: Bestimmte genetische Variationen können die Anfälligkeit für Suchtverhalten beeinflussen.

Psychische Faktoren

  • Psychische Erkrankungen: Psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen und Traumata können das Risiko für eine Alkoholsucht erhöhen.
  • Emotionale Probleme: Menschen, die mit schwierigen Emotionen wie Stress, Trauer oder Wut nicht umgehen können, können zum Alkohol greifen, um diese Emotionen zu betäuben.
  • Geringes Selbstwertgefühl: Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl können anfälliger für Suchtverhalten sein, da sie sich durch Alkohol besser fühlen oder Probleme vergessen können.

Soziale Faktoren

  • Sozialer Druck: Der Druck durch Gleichaltrige oder andere soziale Gruppen kann Menschen dazu verleiten, Alkohol zu konsumieren, auch wenn sie dies eigentlich nicht möchten.
  • Leichter Zugang zu Alkohol: Menschen, die leicht Zugang zu Alkohol haben, haben ein höheres Risiko, in einen problematischen Alkoholkonsum zu rutschen.
  • Soziale Normen: In manchen Kulturen oder sozialen Gruppen ist ein hoher Alkoholkonsum normal und akzeptiert, was das Risiko für eine Sucht erhöhen kann.

Umweltbedingte Faktoren

  • Stress: Chronischer Stress kann Menschen dazu führen, zum Alkohol zu greifen, um sich zu entspannen.
  • Trauma: Traumatische Erfahrungen in der Kindheit oder im Erwachsenenalter können das Risiko für Suchtverhalten erhöhen.
  • Vernachlässigung oder Missbrauch: Kinder, die vernachlässigt oder missbraucht wurden, haben ein höheres Risiko, im späteren Leben an einer Alkoholsucht zu erkranken.

Alkoholsucht: 6 Schlüsselmerkmale der tückischen Krankheit

Die Alkoholsucht ist eine chronische Erkrankung, die durch verschiedene Merkmale gekennzeichnet ist. Wir haben für Sie die 6 wichtigsten Merkmale dieser heimtückischen Krankheit zusammengestellt:

1. Starkes Verlangen nach Alkohol

Betroffene haben ein ständiges oder wiederkehrendes Verlangen nach Alkohol, das so stark sein kann, dass sie alle anderen Aktivitäten vernachlässigen. Sie denken ständig an Alkohol und können sich nur schwer auf andere Dinge konzentrieren. Sie planen ihren Tag oft um den Alkoholkonsum herum und lügen oder täuschen andere, um Alkohol zu bekommen oder zu konsumieren.

2. Verlust der Kontrolle

Betroffene sind nicht mehr in der Lage, ihren Alkoholkonsum zu kontrollieren. Sie trinken oft mehr als geplant oder beabsichtigt und können nicht aufhören zu trinken, obwohl sie wissen, dass es ihnen schadet. Sie setzen den Alkoholkonsum trotz negativer Folgen fort, z. B. am nächsten Morgen mit einem Kater zur Arbeit gehen oder Streit mit Familie und Freunden haben.

3. Entzugssymptome

Wenn Betroffene keinen Alkohol mehr konsumieren, leiden sie unter Entzugssymptomen wie Unruhe, Zittern, Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen. Diese Symptome können so schwerwiegend sein, dass sie Betroffene dazu zwingen, weiter zu trinken, um die Entzugssymptome zu lindern.

4. Toleranzentwicklung

Betroffene benötigen im Laufe der Zeit immer mehr Alkohol, um die gleiche Wirkung zu erzielen.Dies bedeutet, dass sie ihre Dosis ständig erhöhen müssen, um den gewünschten Rauschzustand zu erreichen.

5. Vernachlässigung anderer Lebensbereiche

Betroffene vernachlässigen oft ihre Familie, Freunde, ihren Beruf und andere wichtige Lebensbereiche zugunsten des Alkoholkonsums. Sie ziehen sich sozial zurück und verlieren ihre Interessen und Hobbys. Ihre Leistung in der Schule oder am Arbeitsplatz kann abnehmen und sie können in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

6. Körperliche und psychische Folgen

Langfristiger Alkoholkonsum kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen, wie Lebererkrankungen (z.B. Fettleber, Hepatitis, Zirrhose), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Pankreatitis und erhöhtes Krebsrisiko. Neurologische Schäden, die sich in Form von Gedächtnisstörungen oder dem Wernicke-Korsakow-Syndrom äußern können, sind ebenfalls möglich. Psychisch führt die Sucht oft zu Depressionen, Angststörungen und einer verminderten Stressresilienz. Die sozialen Beziehungen leiden häufig unter der Sucht, was zu Isolation und verstärktem Konsum führen kann, wodurch ein Teufelskreis entsteht.

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Langfristiger Alkoholkonsum kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen.

Wie kann man eine Alkoholsucht behandeln?

Die Behandlung einer Alkoholsucht ist ein komplexer Prozess, der individuell auf die betroffene Person zugeschnitten sein muss. Sie beginnt oft mit einer Entgiftung, um den Körper vom Alkohol zu befreien, gefolgt von einer Entwöhnungsphase. Therapeutische Maßnahmen wie Verhaltenstherapie, Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen sind zentrale Säulen der Behandlung. Medikamentöse Unterstützung kann ebenfalls Teil des Therapiekonzepts sein. Die Einbindung des sozialen Umfelds und eine langfristige Nachsorge sind entscheidend, um Rückfälle zu vermeiden und eine nachhaltige Abstinenz zu sichern.

Alkoholsucht: Wo findet man Hilfe?

Wer Hilfe sucht, findet Unterstützung bei verschiedenen Anlaufstellen. Beratungsstellen bieten persönliche Gespräche und vermitteln Therapiemöglichkeiten. Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker schaffen einen Raum für Austausch und gegenseitige Motivation. Fachkliniken bieten medizinisch begleitete Entzugsprogramme und Psychotherapie an. Auch Hausärzte können erste Ansprechpartner sein und Wege zur weiterführenden Hilfe aufzeigen. Es ist wichtig, den ersten Schritt zu wagen und sich einzugestehen, dass man Hilfe benötigt.