Alkohol Rückfall: Was sollten Betroffene tun?

Ein Rückfall in die Alkoholsucht ist für viele Betroffene eine große Herausforderung und kann sehr entmutigend sein. Aber was tun bei einem Alkohol Rückfall? Wir erklären, wie Betroffene damit umgehen sollten. 

Verzweifelte Frau mit einem Glas Alkohol in der Hand© iStock/bymuratdeniz
Ein Alkohol Rückfall kann für Betroffene frustrierend sein. 

Bei der Alkoholsucht handelt es sich um eine ernste Erkrankung, die auch bestehen bleibt, wenn Betroffene keinen Alkohol mehr trinken. Daher werden Erkrankte, die abstinent sind, auch als trockene Alkoholiker bezeichnet. Der Weg aus der Alkoholabhängigkeit ist oft lang und es kann zu Rückfällen kommen.

Alkohol Rückfall: Was tun?

Ein Rückfall liegt vor, wenn ein Alkoholiker nach einer Phase der Abstinenz wieder Alkohol konsumiert und in alte Trinkmuster zurückfällt. Jeglicher Alkoholkonsum nach einer Abstinenzphase gilt als Rückfall, allerdings wird zwischen "Ausrutscher" (slip) und schwerem Rückfall (relapse) unterschieden. Ein Ausrutscher ist ein einmaliger, kurzzeitiger Alkoholkonsum, nach dem die Abstinenz wieder aufgenommen wird. Ein schwerer Rückfall bedeutet eine Rückkehr zu alten Trinkgewohnheiten in Menge, Häufigkeit und Dauer.

Bei einem trockenen Rückfall kehrt der Betroffene zu alten Verhaltensmustern und Gewohnheiten zurück, die mit dem Trinken assoziiert waren, ohne tatsächlich Alkohol zu konsumieren. Ein schleichender Rückfall beginnt mit dem Versuch kontrollierten Trinkens, wobei sich der Konsum allmählich wieder bis zur vollen Abhängigkeit steigert. Ein Rückfall in die Alkoholsucht ist für viele Betroffene eine große Herausforderung und kann sehr entmutigend sein. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, dass Rückfälle bei der Genesung von einer Suchterkrankung häufig vorkommen und nicht das Ende des Genesungsprozesses bedeuten. 

Zu den wichtigen Schritten, die Betroffene im Falle eines Rückfalls unternehmen sollten, gehören:

1. Sofortige Trinkphasenunterbrechung

Der erste Schritt ist es, den Alkoholkonsum umgehend zu beenden. Je länger die Trinkphase andauert, desto schwieriger wird es, wieder in die Abstinenz zurückzukehren. Betroffene sollten sich bewusst machen, dass ein Ausrutscher nicht automatisch zu einem vollständigen Rückfall führen muss, wenn sie schnell reagieren.

2. Hilfe suchen

Es ist entscheidend, sich nicht zu isolieren, sondern aktiv Unterstützung zu suchen. Dies kann die Kontaktaufnahme mit dem Therapeuten oder Suchtberater sein oder die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe (z.B. Anonyme Alkoholiker). Betroffene sollten sich an vertrauenswürdige Freunde oder Familienmitglieder wenden und bei Bedarf eine Entgiftung oder stationäre Behandlung in Erwägung ziehen.

3. Analyse der Auslöser

Betroffene sollten die Umstände und Faktoren analysieren, die zum Rückfall geführt haben. Das kann in der Therapie oder mit Unterstützung einer Selbsthilfegruppe geschehen. Mögliche Fragen zur Reflexion sind:

  • Welche Situationen oder Gefühle haben den Rückfall ausgelöst?
  • Welche Bewältigungsstrategien haben gefehlt?
  • Gab es Warnsignale, die übersehen wurden?

4. Überarbeitung des Behandlungsplans

Basierend auf der Analyse des Rückfalls sollte der bestehende Behandlungsplan überarbeitet und angepasst werden. Maßnahmen sind eine Intensivierung der Therapie, das Erlernen neuer Bewältigungsstrategien, eine mögliche Anpassung der Medikation und die stärkere Einbindung des sozialen Umfelds in den Genesungsprozess.

5. Selbstfürsorge und Stressmanagement

Nach einem Rückfall ist es besonders wichtig, auf die eigene körperliche und psychische Gesundheit zu achten. Dazu zählen ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und Sport, Entspannungstechniken wie Meditation oder Achtsamkeitsübungen und ein strukturierter Tagesablauf.

6. Umgang mit Schuldgefühlen

Viele Betroffene kämpfen nach einem Rückfall mit starken Schuldgefühlen. Es ist wichtig, diese Gefühle zu akzeptieren, aber sich auch bewusst zu machen, dass Rückfälle Teil des Genesungsprozesses sein können. Der Fokus sollte darauf liegen, aus dem Rückfall zu lernen und gestärkt daraus hervorzugehen.

7. Überprüfung des sozialen Umfelds

Ein Rückfall kann auch eine Gelegenheit sein, das soziale Umfeld kritisch zu betrachten:

  • Gibt es Beziehungen, die den Alkoholkonsum begünstigen?
  • Wie kann das unterstützende Netzwerk gestärkt werden?
  • Welche Freizeitaktivitäten können alkoholfreie Alternativen bieten?

8. Langfristige Planung

Nach der unmittelbaren Bewältigung des Rückfalls ist es wichtig, einen langfristigen Plan zu entwickeln. Dieser kann die regelmäßige Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder Therapiesitzungen, die Entwicklung eines Notfallplans für zukünftige Risikosituationen und das Setzen realistischer, kurzfristiger Ziele zur Stärkung des Selbstwertgefühls umfassen.

9. Offene Kommunikation

Offenheit gegenüber dem Umfeld kann helfen, Verständnis und Unterstützung zu erhalten. Dabei sollte der Fokus auf dem Lernen aus dem Rückfall und den Plänen für die Zukunft liegen.

Ein Rückfall kann auch eine Chance sein

Ein Rückfall in die Alkoholsucht sollte ernst genommen werden, ist aber kein Grund zur Verzweiflung. Mit der richtigen Herangehensweise kann er sogar eine Chance sein, den Genesungsprozess zu stärken und zu vertiefen. Das Wichtigste ist, schnell zu handeln, Hilfe anzunehmen und den Rückfall als Lernerfahrung zu nutzen, um langfristig abstinent zu bleiben.

Was sind die häufigsten Auslöser für einen Rückfall bei Alkoholikern?

Alkoholiker sind in ihrem Genesungsprozess mit einer Vielzahl von potenziellen Rückfallauslösern konfrontiert. Diese reichen von belastenden Lebenssituationen und scheinbar unlösbaren Konflikten in Partnerschaft oder Beruf bis hin zu aufkommenden Selbstzweifeln an der langfristigen Abstinenz. Besonders riskant können der Besuch von Orten oder das Treffen von Menschen sein, die mit dem früheren Alkoholkonsum in Verbindung stehen. 

Auch ein vermeintlich harmloser "Ausrutscher" oder der Konsum von alkoholhaltigen Nahrungsmitteln kann einen Rückfall einleiten. Soziale Ereignisse wie Karneval, bei denen Alkohol eine zentrale Rolle spielt, stellen ebenfalls eine Herausforderung dar. Darüber hinaus erhöhen psychische Erkrankungen wie Depressionen und negative Emotionen wie Angst, Wut oder Traurigkeit das Rückfallrisiko. Auch eine längere Phase der Abstinenz kann gefährlich sein, wenn sie zu nachlassender Vorsicht und erhöhter Risikobereitschaft führt. Selbst ohne Alkoholkonsum kann die Rückkehr zu alten Gewohnheiten und Verhaltensmustern einen sogenannten "trockenen Rückfall" begünstigen.